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62 Gin theurer Sohn» oder die Sklavenhändler.

(Schluß.)

Un dann sein se weiter geritten aber nich mehr so rasch,
j Wie se sein, angelangt ahf de Plantage, hat der Pflanzer
j Amscheln übergeben an ahnen Ahsschcr, der hat ihn gebracht
, in ahn festes Gefängniß mit dicke eiserne Gitters, so daß cs
: nich mehr is gewesen möglich su entwuschen. Essen un Trinken
i bat Amschel genug gehoben, aber waschen hat er sich nicht gc-
J derst, er hat müssen bleiben ahn Neger. Der Pflanzer aber
’ bat gedenkt: Nernberger, jetzt habe ich dich, jetzt sollst Du ßahlen
müssen! Nernberger un sahne Frah haben gewartet alle Tage,

I daß Amschel sollte wiederkimmcn, aber Amschel kam nich. De
! Memme') hat geplanchenet') alle Tage, aber Nernberger hat
I sc immer noch getröstet. „Amschel is ahn kluges Kind, ahn
j gcschaideS Kind," hat Nernberger gesagt, „er werd nich gleich
! haben können fortlahsen. Ich versichre Dir, aß er wird bald
! kimmcn un gewiß werd er kimmen."

Es sein aber vergangen acht Tage, vierßehn Lage, drei
! Wochen —Amschel iS nich gekimmcn. Da hat Nernberger gesagt:

„Weißt De was, Frah," hat er gesagt, „ich werde gaihn
j Moring:i) in der Früh hinaus ßu den Pflanzer un will mich
! erkundigen, wo Amschelchc is. Ich will es schon klug anfan-
' gen, habe kahnc Sorgen."

Dann is de Frah geworden ruhiger und am andern Tag
macht sich Nernberger.ahf den Weg hinaus ßu den Pflanzer,
j den er aach richtig antrifft un der ihn schon von weiten ganz
, fröhlich entgegen kimmt. Nernberger hat nich gewußt, was soll
; bedeuten die grauße Fröhlichkeit und den Pflanzer sahne sonderbare
; Gütigkeit, denn der hat ihn mitgeführt in sahn Hauß und ihm
j getraktirt mit Wein un Frühstück. Von Amscheln hat aber der
j Pflanzer gar nichts erwähnt, warum aach Nernberger gedenkt
bat, daß. er noch in de Plantage sich ahfhalten müßte.

Endlich hat aber Nernberger nich länger kahne Ruhe.

„Wie sain Se ßufricden, Herr Pflanzer," fragt er, „mit
den Neger, was Se haben gekahft von mir ßuletzt?"

„Ganz vortrefflich, ausgeßeichnet," sagt der Pflanzer.

1 „Der Zunge ist toff''), aber er muß erst noch geßogen werden.

! Ich Hab ihn lassen cinsperren, bis er sich werd gewohnt haben
1 an de Luft, dann kriegt er erst jeden Tag hundert Peitschen-
: hiebe un dann werd er gewiß ahn guter Arbeiter."

Nernberger hat gedacht, er soll versinken bis tief in de
j Erde hinein, wie er das hat gehört. Also eingesperrt war
I sein Amschelche! Nu mußte er klug sein, damit aß er ihn
könnte wieder an sich bringen. Endlich fallt ihm ahn Ge-
j danke ein.

„Ja," sagt er, „Herr Pflanzer, cs is wahr, der Zunge
. war ein Kapitalstück. Die Sorte is jetzt am besten gesucht,

; ich kahf ihn gleich ahf der Stelle wieder vor ahn gutes
Stück Geld."

„Na, es soll drahf ankimmcn, woviel ihr wollt geben," !
bat der Pflanzer gesagt und dabei recht verschmitzt gelacht.

Nernberger besann sich lange Szeit.

„Fünfhundert Piaster kann ich allenfalls geben," sagte er, |
; nach einer langen Pause, wo man konnte hören sahn Herz klopfen. ;

„Fünfhundert?" lachte der Pflanzer. „Ihr seid nicht 1
!_J) Wemme, Mutter. -< plancheucn. meinen. ») Moriiifl, Morgen. *) toff. gut.

bei Verstände. Ehe ich ihn soll so billig weggieben, brcch ich
ihm's Maftckeff

Nernberger schrie vor Schreck ganz laut „Au waih!"

„Was haben Se denn?" fragte der Pflanzer mit Sorgfältigkeit.

„Das Hüncraage drückt mich," meinte Nernberger, der
sich nich wollte vcrrathen.

„Was denken Se denn, Herr Nernberger," hat denn der I
Pflanzer gesagt, „aß ich sollte den echten Neger so billig !
lassen, woviel sollte man da vor ahnen nachgemachten bekommen ?
Denn es giebt aach nachgcmachte, Herr Nernberger, waihs Gott!" >

Nernberger is geworden gans übel; er hat gedenkt ßu j
sitzen in Helles Feuer ahf ahnen eisernen Rohrstuhl.

„Ich habe den Neger schon verkahst," fuhr nu der Pflanzer fort. '

„Was, verkahst?" schrie Nernberger.

„Ja, vor dreitausend Piaster, morgen werd er abgcholt, |
er werd geschafft nachcr Ostindien."

Nernberger hat sich gemußt halten an den Tisch, sonst
wäre er gefallen: Verkahst, dreitausend Piaster! schwirrte es
in sahnen Kopf herum. Was sollte er machen? Sollte er
lassen den Sühn im Stiche? Hat er doch weiter kahnen! Un '
is er doch ahn reicher Mann! Es hilft nichts, er muß Am-
scheln wieder haben.

„Herr Pflanzer!" hat er gesagt, „is der Neger noch hier?"

„Bis Morgen," hat der geantwortet.

„Lassen Se mir den Jungen ab, ich gicb Ihnen —"

„Woviel?"

„Ahntausend Piaster!"

„Soll mcr Gott helfen, 'sfällt mer nich ein!"

„Szweitausend!"

„Ich kann nich, er is schon verkahst."

„Szweitausend fünfhundert!"
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Titel/Objekt
"Ein theurer Sohn, oder die Sklavenhändler"
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

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Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Ille, Eduard
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Handel <Motiv>
Person of Color <Motiv>
Sohn <Motiv>
Täuschung <Motiv>
Karikatur
Sklave
Vater <Motiv>
Hautfarbe <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Geschäftstüchtigkeit
Juden

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Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
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Fliegende Blätter, 22.1855, Nr. 512, S. 62

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