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Die Gartenkunst — 30.1917

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Scherer, F.: Nach der Hauptversammlung
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.21302#0169

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teilungen über technische Einzelheiten z. B. bei dem
Bild eines Heckenganges Abstand der Hedienwände
voneinander, Länge des Ganges, Höhe und Breite
der Hecken, aus welcher Gehölzart hergestellt, Be-
sonderheiten bei der Pflanzung, Alter der Hecken,
Bodenbeschaffenheit, Himmelsrichtung, nach der der
Laubgang verläuft u. a. mehr. In Veitshöchheim und
Würzburg sahen wir auch sehr viele hohe Baum-
hecken mit darunter gepflanzten niederen Hecken.
Hier interessiert midi außerdem noch zu wissen:
Höhe der niederen Hecke, Abstand der unteren
Kante der Baumhecke von dieser oder vom Boden,
Gehölzarten beider Hecken. Welche Zusammenstel-
lungen von Gehölzen haben sich für derartige Ver-
wendung am besten bewährt? Bei Gartenarchi-
tekturen, d. h. hauptsächlich solchen, die der Garten-
architekt zu entwerfen und auszuführen in die Lage
kommt, müßte man doch Aufschluß bekommen über
Einzelheiten, z. B. Höhe, Breite, Tiefe, Holzstärken,
Einzelzeichnungen von Gesimsen, Profilen, Verkröp-
fungen, Verbindungen usf.

Solcher Beispiele könnte man noch viele anfüh-
ren. Sie mögen genügen, um den Raum der Zeit-
schrift nicht zu sehr in Anspruch zu nehmen. Erst
wenn ich Aufschluß habe über all diese Einzelheiten,
hat das Studium einer solchen Gartenanlage für
mich den gewünschten Wert, fehlt dieser, so ist der
wirkliche Gewinn nicht viel größer als der, den ein
kunstverständiger Laie davon hat. Was ich für Veits-
höchheim verlange, gilt natürlich auch für viele
andere Gartenanlagen, zu denen wir wallfahren, es
gilt natürlich auch für neuzeitliche Gärten. Gerade
bei Veröffentlichungen von solchen kann man fast
stets die Beobachtung machen, daß vermieden wird,
auf Einzelheiten einzugehen, aus denen ein anderer
auch Nutzen ziehen könnte. Es macht beinahe den
Eindruck, als ob außer Grundplänen und Perspek-
tiven andere technische Zeichnungen verpönt wären.
Ich bin fest überzeugt, daß eine ganze Reihe von Kol-
legen derartige genaueren Aufzeichnungen muster-
gültiger Gartenanlagen besitzt. Also heraus damit
in die Gartenkunst.**)

Der Inhalt der Gartenkunst scheint mir immer
mehr sich an das große Publikum zu wenden und,
wenn ich mich recht entsinne, hörte ich vor einigen
Jahren auch einmal die bestimmte Absicht, dies zu
tun. Wenn es zutreffen sollte, dann halte ich es für
vollständig falsch. Beiden Teilen, dem Gartenarchi-
tekten und dem gebildeten Laien, kann die Zeitschrift
nicht gerecht werden. Dem Laien wird sie immer
noch zu sehr eine Fachzeitschrift sein, während der
Fachmann, der nicht nur Unterhaltung sondern auch
Vertiefung und Bereicherung seines Wissens ver-
langt, nicht auf seine Rechnung kommt und das neue
Heft unbefriedigt aus der Hand legt. Der Niditfach-
mann, der sich mit Gartenkunst ernstlich beschäf-
tigen will, wird schon Mittel und Wege finden, um
sich die nötigen Kenntnisse anzueignen, die ihm den
Genuß einer Fachzeitschrift ermöglichen. Das große,
aber urteilsfähige Publikum bekommt meines Er-
achtens von unserer Zeitschrift, wie sie in den letzten
Jahren aussah, ein falsches Bild; es unterschätzt
die Kenntnisse, die nötig sind, um Gartenkunst zu
treiben. Wir unterstützen dadurch den Dilettantismus
in unserem Beruf, der uns bekanntermaßen schon
sehr geschadet hat.

*) Da die Ausführungen des geschätzten Herrn Verfassers
bereits längere Zeit vorlagen, so konnte beim Bericht über Veits-
höchheim im Septemberheft wenigstens ein schwacher Versuch
gemacht werden, seine Wünsche zu befriedigen. Im übrigen wolle
Herr Scherer sich versichern lassen, daß die Wünsche der Schrift-
leitung die gleichen sind. Aber seit das Photographieren so ver-
breitet und bequem geworden ist, bekommt man selten und schwer
solche für Veröffentlichungen geeignete Zeichnungen, trotz-
dem sie besser bezahlt werden! Herr Hoemann hat damit die
gleichen Erfahrungen gemacht wie der Unterzeichnete.

H e i cke.

Auf solche Weise die große Masse zu uns heran-
zuziehen, erscheint mir sehr bedenklich. Für Artikel,
die sich an das große Publikum wenden sollen, sind
Zeitschriften wie die Gartenlaube, Über Land und
Meer, Velhagens und Klasings Monatshefte, Daheim
u. a. viel besser geeignet, weil sie auch in der Tat
von der Allgemeinheit gelesen werden. Sorgen wir
besser dafür, Gutes und Mustergültiges zu schaffen
und dadurch das Publikum auf uns aufmerksam zu
machen, damit es zu uns kommt. Und sollte dazu
die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst auf unrich-
tiger Grundlage aufgebaut sein, so ist es höchste Zeit
dieses zu ändern. Wir machen dadurch auch endlich
den Anfang damit, die Verbindung mit dem früheren
Gartenarbeiter, der auch „Gärten" anlegt, zu lösen.

Eine dankbare Aufgabe für die Schriftsteller in
unseren Reihen scheint mir übrigens auch die garten-
künstlerische Würdigung solcher sehenswerten Gar-
tenanlagen wie Würzburg, Veitshöchheim, Schwet-
zingen usw. in Form von Führern durch die Anlagen
oder in ähnlicher Art zu sein. Ich kann mir sehr gut
vorstellen, daß ein Gartenliebhaber viel lieber eine
solche Drudtschrift benutzt, wie die üblichen, sich nur
an das große Publikum wendenden Führer, die vom
Garten meist sehr wenig enthalten. Der Gebildete
wird sehr gerne die Gelegenheit ergreifen, sich von
einem Gartenfachmann führen und die Schönheiten
einer Anlage auf sich wirken zu lassen, er wird
das Eigenartige daran verstehen lernen und seinen
Geschmack bilden, ein Erfolg, den wir uns ja nur
wünschen können. Auf solche Art könnten wir uns
mit viel besserer Wirkung an die große Menge
wenden, wie in unserer Zeitschrift.

Gartendirektor Sdierer, Karlsruhe.

Bücherschau.

Dr. Else Meissner „Das Verhältnis des Künst-
lers zum Unternehmer im Bau- und Kunstge-
werbe". 185. Heft der „Staats- und sozialwissen-
schaftlichen Forschungen" (Schmoller & Gehring).
Ein kurzer geschichtlicher Rückblick zeigt uns an-
fangs , wie Kunst und Kunsthandwerk in Klöstern
und an Fürstenhöfen noch bis in das vorige Jahr-
hundert hinein edelste Früchte trugen, weil in der
Persönlichkeit des Künstlers die Fähigkeiten zum
Entwurf und seiner Ausführung vereinigt waren.
Für die Aufrechterhaltung dieser wertvollen Mög-
lichkeit konnte auch das Zunftwesen im Handwerk
noch Gewähr leisten. Mit der zunehmenden Nach-
frage nach Bauten und kunstgewerblichen Erzeug-
nissen beginnt die Arbeitsteilung zwischen Entwer-
fenden und Ausf ührenden. Mit der Erweiterung der
Gewerbefreiheit wird der Künstler und der zunft-
mäßige Handwerker in seiner bisherigen Stellung
immer mehr seines Vorrechtes beraubt. Bau- und
Kunstgewerbe geraten zu ihrem Nachteil unter die
Herrschaft des Kaufmannes, der als kapitalistischer
Unternehmer Großbetriebe und Fabriktechnik an
Stelle der Werkstätte unterstützt. Mit der steigen-
den Zunahme dieser Arbeitsweise ist gleichzeitig
eine durchschnittliche Abnahme des Qualitätswertes
der Erzeugnisse zu verzeichnen. Die wichtige Ver-
bindung zwischen Erzeuger und Verbraucher wird
fast ganz gelöst, und der spekulierende Händler, der
die Vermittlerrolle zwischen beiden sich erobert hat,
bemißt die Erzeugnisse weit weniger nach ihrem
Kunstwert als vielmehr nach dem jeweiligen Markt-
bedürfnis. So wird auch das Eigenwohnhaus früherer
Zeit mit seiner liebevoll kunstreichen Ausstattung
aus der Handwerkstätte immer seltener und muß
dem siegreichen Massen-Handelsartikel der Miets-

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