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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 4.1939

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Zoege von Manteuffel, Kurt: Alfred Rethels letzte Holzschnittzeichnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6339#0038
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K. ZOEGE VON MANTEUFFEL / ALFRED RETHELS LETZTE HOLZ-
SCHNITTZEICHNUNG

Die Holzschnitte, die Alfred Rethel zeichnete, haben neben den Aachener Rathausfresken
seinen Ruhm begründet, seine Stellung in der Geschichte der deutschen Kunst bestimmt. Darum
verlohnt es sich wohl, jeder seiner Äußerungen auf diesem Gebiet sorgsam nachzugehen. Eine
besondere Redeutung ist dabei jener „Szene aus den Fröschen des Aristophanes" in der Zeich-
nungensammlung der National-Galerie zu Rerlin zuzuerkennen, die zwar auf den Holzstock
gezeichnet, aber nicht mehr geschnitten wurde.

Seit Rethel im Sommer 1849 mit seiner im vorhergehenden Winter entstandenen Holzschnitt-
folge „Auch ein Totentanz aus dem Jahre 1848" einen so unerwartet großen Erfolg gehabt
hatte, drängte es ihn, weitere Arbeiten in diesem Verfahren herauszugeben. So folgten 1850
die vier Illustrationen zum Neuen Testament in der Cottaschen Rilderbibel und 1851 die beiden
Einzelblätter „Der Tod als Erwürger" und ,,Der Tod als Freund", die vielleicht das Redeu-
tendste sind, was jene Zeit an Druckgraphik hervorgebracht hat. Aber nicht nur der Erfolg, den
er mit dem „Totentanz" hatte, war die Triebfeder für weitere Pläne dieser Art; vielmehr hat
Rethel in diesen Jahren erkannt, daß der Holzschnitt ihm besonders gemäß sei. Hatte doch sein
Zeichenstil sich immer mehr in einer Richtung entwickelt, die die Übertragung seiner Kompo-
sitionen auf den Holzstock zu fordern schien. So finden sich unter seinen Entwürfen aus der
Zeit um 1850 zahlreiche, die ohne weiteres geschnitten werden könnten, ja zum Teil sogar nach
seinem Tode geschnitten worden sind, wie z. R. die drei Rlätter „Das Lutherlied" oder „Die Ge-
nesung". Ob allerdings Rethel die Vorlagen zu diesen Holzschnitten und andere ähnliche Zeich-
nungen schon für schnittreif hielt, bleibt zweifelhaft; wahrscheinlich hätte er bei eigenhändiger
Übertragung auf den Stock noch manches geändert und verbessert, wie denn bei den zu seinen
Lebzeiten erschienenen Rlättern zwischen erstem Entwurf und Ausführung meist recht erheb-
liche Unterschiede bestehen. Das gilt auch von der Aufzeichnung zu den „Fröschen" des Ari-
stophanes, die das Resultat aus mehreren vorhergegangenen Versuchen ist.

Uber ihre Entstehungszeit und ihre Restimmung ist bislang noch nichts festgestellt worden.
Sie wurde nur allgemein auf Grund ihres Stiles in das Jahr 1852 datiert. Diese wohl nur stil-
kritisch gewonnene Datierung ist richtig, wie hier nachgewiesen werden soll. Der Anlaß zur
Aufzeichnung der Komposition ist ebenfalls genau nachzuweisen.

Es gibt einen Rrief des Dresdner Holzschneiders Hugo Rürkner mit dem Vermerk „Juni
1852", aus dem die Antwort auf jene beiden Fragen zu entnehmen ist. Rürkner schreibt:1

Lieber Herr Rethel!

Aus beiliegenden Rlättern nach Schnorr ud Haße ersehen Sie zunächst das Format wie mir
annähernd festzuhalten wohl wünschenswert wäre, doch soll d. Format nicht gerade die
Redingung für d. Kunstwerk sein, namentlich würde ich einer Erweiterung des schmalen
Durchschnittes nicht entgegen sein. —

Sollten Sie sich für einen baldigen Angriff der Sache entschließen können so wäre mir, zur
Resorgung des Holzes eine möglichst baldige Mittheilung des Formates welches Sie wählen
werden, sehr wünschenswert.

Es liegt mir besonders daran recht künstlerische Meisterblätter —■ wenn auch für einen ge-
wähltem Kreis nur verständlich — zu Stande zu bringen, ud recht für den Künstler charack-
teristische Gegenstände zu erhalten. Ich bezeichne wiederholt den Zweck der Zusammenstellung

1 Brief in der Sammlung Sohn-Rethcl in Düsseldorf. Halber Großquartbogcn, einseitig beschrieben.

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