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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 4.1939

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Popham, Arthur Ewart: A drawing by Francois Clouet?
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Voigt, Franz: Zu Hans Ankwicz-Kleehovens Ausführungen über Grünewalds Altersporträt
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https://doi.org/10.11588/diglit.6339#0007
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FRANZ VOIGT / ZU HANS ANKWICZ-KLEEHOVENS AUSFÜHRUNGEN
ÜBER GRÜNEWALDS ALTERSPORTRÄT1

Wenn die Wiener Kopie den ,,noch dem Anfang des 16. Jahrhunderts angehörenden Eintrag
auf der Rückseite" trägt (vgl. S. 106), so fällt es nicht leicht, zu glauben, daß das Blatt etwa
80 Jahre später für die Zeichnung verwendet wurde, in welche Zeit Fränger und Zülch die In-
schrift der Kasseler Vorlage verweisen. Man wird die Inschrift aus paläographischen und ge-
schichtlichen Gründen für älter halten und annehmen dürfen, daß die Kreideanlage und die
Federzeichnung vom gleichen Künstler stammen. Das möchte die bei der letzteren deutlich er-
kennbare Berichtigung der Stellung des Ohres erweisen, dessen Abstand vom Auge besser ge-
worden ist als beim Entwurf, wenn es auch zu groß geriet, wie denn die schwere Hand in man-
chen Proportionen von dem Erlanger Vorbild etwas abwich.

W. Schürmeyer bespricht im Literatur-Blatt der Frankfurter Zeitung vom 12. Februar 1939
Zülchs klassisches Werk „Der historische Grünewald" und gedenkt einleitend eines Vorganges
aus dem Jahre 1598, in dem Kaiser Rudolf II. den Isenheimer Altar bewunderte. Damals war
es nicht möglich, ihm den Namen des Künstlers zu nennen, und der Altar wurde fortan Dürer
zugeschrieben. Wie hätte unweit davon zur selben Zeit die Kasseler Zeichnung mit dieser In-
schrift entstehen können? Und nicht diese letztere nur ist es, mit welcher dem Aschaffen-
burger Maler gehuldigt wird. Mit der Vertauschung der Feder durch den Pinsel wird auch, sehr
fein beobachtend, die greifende Haltung der Hand gewandelt, die dort zum Schreiben, hier zum
Malen bereit ist. Und so ist aus dem Gewand ein Malerkittel geworden. In Anlehnung an das
Erlanger Motiv und seine gewiß richtige Interpretation als Entwurf zu einem Johannes auf
Patmos will der Zeichner im übertragenen Sinne den Meister Mathes „des Gottes voll" am Werk
darstellen. Er könnte ihm noch ins Antlitz geblickt oder muß doch unter der Auswirkung seiner
Persönlichkeit gestanden haben und hat uns seine Züge darum (nicht nur als Kopist einer besser
erhaltenen Vorlage) trotz mancher Mängel so lebenswarm hinterlassen können. Vielleicht ist
es ein Frühwerk des Hans Hoffmann?

Die Wiener Kopie, welche bei aller gewissenhaften Nachbildung doch die typischen Merkmale
einer solchen trägt, verrät auch in der sehr geschickten, aber bezeichnender Weise die beschnit-
tenen Züge wiederholenden Überschrift Unterschiede (man vergleiche z. B. das Schluß-S),
sodaß man kaum den Zeichner des Kasseler Blattes dahinter vermuten kann.

A. E. POPHAM / A DRAWING BY FRANCIS CLOUET?

As a small Supplement to the article on „Two Scenes of Cömedy after Fran(jois Clouet" by
my friend M. Adhemar, which appeared in a previous number ofDie Graphischen
Künste (Jg. 1937, S. 136 ff.), it seemed worth publishing in the same place the drawing for
one of the engravings (Fig. 1). It is nearly ten years since I had this photographed with the
intention of publishing it. A preliminary enquiry into the subject, which produced no result,
discouraged me but now I find that those better qualified than myself to speak on the French
drama in the XVI cent. have also failed to elucidate it, this cause for withholding it has dis-
appeared.

The drawing which I found among the anonymous Dutch & Flemish Drawings in the Royal
1 S. Graphische Künste, N. F., 1938, S. 102 ff.

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