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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 4.1939

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Müller, Lieselotte: Eine Heemskerckzeichnung als unbenutzte Vorlage für die Stichfolge der "acta apostolorum"
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Simon, Karl: Zeichnungen von Adam Grimmer
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https://doi.org/10.11588/diglit.6339#0071
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für Kupferstecher ist der Zeichenstil auf einer Kompositionsskizze (vgl. die „Kreuzigung" im
Berliner Kupferstichkabinett12: dort wird mit losen, kurvigen Strichen gearbeitet und die reiche
Schraffierung für die Innenzeichnung vermieden).

Heemskercks Zeichnungen sind selten behandelt worden, ausgenommen die Berliner Skizzen-
bücher, deren sich die Archäologen annahmen.13 Der Ruf des Malers als eines der krausesten
und trockensten unter den holländischen Romanisten mag auch dem Zeichner nachgehen.
Doch es gibt unter seinen Zeichnungen manche, die den Reiz des Charaktervollen mit dem des
Seltsamen verbinden und denen die unglückliche Liebe zum heroischen Stil, welche den Meister
seit seinem römischen Aufenthalt nicht mehr losließ, nicht in ebendemselben Maße wie den Ge-
mälden zum Nachteil gereichen konnte. Die entwicklungsgeschichtliche Bedeutung des Heems-
kerckschen Zeichnungswerkes, welche Preibisz andeutet, kann hier nicht weiter untersucht
werden. Über eine kunstgeschichtliche Situation sagt die eine Zeichnung Aufschlußreiches aus.

Heemskercks Zeitgenossen und noch die Menschen der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts
müssen viel Schätzenswertes in seinem Zeichnungswerk gefunden haben. Kupferstecher und
Drucker waren eifrig tätig,14 seinen Erfindungen Verbreitung zu verschaffen. Seine Heimat-
stadt Haarlem kam zu dem Beschluß, den Meister von den Abgaben zu befreien „propter artem
graphicam in qua excelluit".10

12 S. Katalog der Niederländ. Meister, Bd. I, S. 37; Bd. II, S. 28, Nr. 2780.

13 Vgl. Mau-Mercklin-Matz, Katalog der Bibliothek des Deutschen Arch. Inst. Rom, Bd. I, 1. Hälfte, Rom
1913, S. 611 und dess. Werkes 1. Supplement, Ergänzung zu I (1911—25), S. 251.

14 Vgl. Kerrich a. a. 0.

15 Vgl. Preibisz a. a. 0. S. 7.

KARL SIMON / ZEICHNUNGEN VON ADAM GRIMMER

Von Mathias Grünewalds Schülern oder Freunden wissen wir wenig oder nichts. Als Schüler
wird ein Maler genannt, Grimmer, und zwar von Sandrart in seiner „Teutschen Akademie",
wo er bald Johannes, bald Adam heißt. Diesen Nachrichten bin ich seinerzeit nachgegangen1
und habe wahrscheinlich zu machen gesucht, daß der Schüler Grünewalds der Mainzer Maler
Johannes Grimmer gewesen ist, der in Mainz urkundlich zuletzt 1560 erwähnt wird; sein
Sohn war wohl jener Adam Grimmer, der gleichfalls in Mainz zum Jahre 1596 urkundlich
begegnet, während 1598 schon von seiner Witwe die Rede ist, so daß er zwischen 1596 und
1598 gestorben sein wird. Er war dann jedenfalls der Lehrer des Frankfurter Malers Philipp
Uffenbach (1566—1636), und von ihm wird dieser den berühmten Band mit Handzeichnungen
Grünewalds überkommen haben, von dem wir so glücklich sind, kostbare Reste bis in die
neueste Zeit hinein aufgefunden zu haben.

Wichtiger war, daß endlich auch, und zum ersten Male, in dem erwähnten Aufsatz ein
beglaubigtes Werk von der Hand Grimmers vorgelegt werden konnte — eine Zeichnung, die
offenbar als Vorlage für einen Scheibenriß dienen sollte: die in ein Rund komponierte Dar-
stellung der Taufe Christi, voll bezeichnet und datiert: ,,A. Grimmer 1584" (Städelsches
Kunstinstitut).

Inzwischen ist auch ein Gemälde des Meisters aufgetaucht: das ekstatische Porträt
eines fünfundsiebzigjährigen Mannes, bezeichnet „A. Grimer faciebat" und datiert 1592
(Bremen, Kunsthalle).2

1 K. Simon, Hans und Adam Grimmer. Städel-Jahrbuch III/IV 1924, S. 75 ff.

2 E. Waldmann, Ein bezeichnetes Gemälde von Adam Grimmer. Zeitschr. f. Kunstgesch. II, S. 109 f.



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