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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 4.1939

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Nisser, Wilhelm: Erik Jönson Dahlbergs deutsche Bilder: Eine Studie über einige Stadtansichten im Skizzenbuch eines schwedischen Topographen des 17. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.6339#0079
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WILHELM NISSER / ERIK JÖNSON DAHLBERGS DEUTSCHE BILDER

EINE STUDIE ÜBER EINIGE STADTANSICHTEN IM SKIZZENBUCH EINES
SCHWEDISCHEN TOPOGRAPHEN DES 17. JAHRHUNDERTS

Die Tätigkeit des schwedischen Generalquartiermeisters Erik Dahlberg (1625—1703) als
Landschafts- und Schlachtenzeichner ist aus natürlichen Gründen bisher außerhalb der Grenzen
seines Vaterlandes wenig beachtet worden.1 Seine Bilder für Samuel Pufendorfs Monumental-
werk „De Rebus a Carolo Gustavo Gestis" sowie für ,,Suecia Antiqua et Hodierna", die nach
dem Vorbild der Werke der Merianschen Offizin und zeitgenössischer französischer Stecher
die Taten des schwedischen Heeres sowie die Baudenkmäler und Altertümer des schwedischen
Reiches verherrlichen, haben einen zu begrenzten Motivkreis, um größeres internationales
Interesse wecken zu können.2 Dagegen sind die von Dahlberg in seinen Jugendjahren aus-
geführten Zeichnungen, welche 1933 von dem Reichsbibliothekar Isak Collijn von der Ere-
mitage in Leningrad für die Kgl. Bibliothek in Stockholm erworben wurden, von so großem
Interesse auch für die internationale Kunstforschung, daß es angebracht sein dürfte, in den
Spalten dieser Zeitschrift auf sie aufmerksam zu machen.

Ich denke dabei in erster Linie an zwei Bilderfolgen in dem inhaltsreichen Dahlberg-Album
der Stockholmer Bibliothek. Die eine, die zwischen 1646 und 1649 entstanden ist, gibt einige
der Städte wieder, die Dahlberg während seiner Dienstzeit bei der schwedischen Armee in
Deutschland besucht hat. Die andere Serie, welche aus seiner Studienzeit in Italien 1654 bis
1656 stammt, umfaßt Veduten und Architekturbilder, u. a. von Venedig und Rom. Hier
findet man die bedeutsamste und umfassendste Sammlung von Zeichnungen des 17. Jahr-
hunderts mit venezianischen Stadt- und Gebäudemotiven, welche die Forschung bisher vor
Luca Carlevaris kennt.

Die vorliegende Studie bezweckt, teils die deutschen Bilder zu interpretieren, teils vorläufig
die italienischen Abbildungen zu besprechen, die der Verfasser binnen kurzem in einer Publi-
kationsserie der Universität Upsala herausgeben wird.3

Da Dahlbergs Künstlerpersönlichkeit, sein Leben und seine frühe Wirksamkeit als Zeichner
von Festungs- und Stadtplänen kürzlich dem deutschen Publikum geschildert worden sind,4
wollen wir uns hier auf eine summarische Wiedergabe der Tatsachen beschränken, deren
Kenntnis in diesem Zusammenhang unerläßlich ist.

Geboren in Stockholm 1625, war Dahlberg 1641—1646 als Schreib- und Rechengehilfe des
schwedischen Feldkämmerers Gerdt Rehnsköld in Stettin tätig. Die unten behandelten Bilder
mit Motiven aus der Provinz Sachsen stammen aus diesen Jahren. Sie sind also Schöpfungen
eines zwanzigjährigen Autodidakten. Im Jahre 1647 wurde Dahlberg in der schwedischen

1 Erik Dahlbergs dagbok (Tagebuch) (1625—1699). herausg. von H. Lundstrüm, Upsala und Stockholm 1912.
E. Ericsson och E. Vennberg. Erik Dahlberg. Hans levnad och verksamhet, Upsala och Stockholm 1925, mit
ausführlichen Uiteratur- und Quellenangaben. Vgl. auch den Artikel Erik Dahlberg im Allg. Lex. d. bild. Künstler.
Unsere Schilderung von Dahlbergs Leben stützt sich, wo nicht ausdrücklich etwas anderes gesagt ist, auf Ericsson
und Vennberg a. a. 0.

2 S. Pufendorf, De Rebus a Carolo Custavo Sueciae Regis Gestis, Nürnberg 1696, deutsche und französische
Übersetzung Nürnberg 1697, schwedische Übersetzung von A. Hillman, Stockholm 1913. B. Steckzen und N.
Wimarson (herausg.) Erik Dahlberg, Bataljplaner tili Karl XI: s och Karl XII: s historia, Stockholm 1922. Suecia
Antiqua et Hodierna, Stockholm 1716. Von späteren Auflagen ist besonders die mit einleitendem Text von E.
Vennberg herausgegebene, Stockholm 1920, zu nennen. Vgl. auch S. E. Bring, Sueeiaverket och dess text, Lych-
nos, Jahrb. d. Schwed. Ges. f. Gesch. d. Wissenschaften, Upsala und Stockholm 1937, S. 1—67.

3 Arbeiten, herausg. mit Unterstützung von V. Ekmans universitetsfond.

4 Fr. II. Viergutz. Erik Dahlberg und seine Beziehungen zu Bommern, Balt. Sind. N. F. Bd. 40, Stettin 1938.

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