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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 5.1887

DOI Artikel:
Ilg, Albert: Eine Büste des Girolamo Fracastoro
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https://doi.org/10.11588/diglit.5532#0071
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Eine Büste des Girolamo Fracastoro.

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Dieser Schüler Sansovino's, welcher in Venedig, Padua und Verona Vieles geschaffen hat, starb in Padua
i573.'

Ebenfalls von monumentalem Charakter ist das erwähnte Bronzerelief zu Padua, an der Stätte der
ersten Wirksamkeit des Gelehrten. Es entstand gleichzeitig mit einem zweiten, ebenso grossen des Andrea
Navagero,2 mit welchem, wie bemerkt, Fracastoro gleichzeitig in Padua und Pordenone lehrte, beide sind
als Pendants gedacht. Ursprünglich wurden sie an der Porta di San Benedetto angebracht, und zwar bei
folgender Gelegenheit. Im Jahre i 551 eröffnete man mit Erlaubniss des Senates dieses Thor in der Stadt-
mauer. Gleichzeitig aber Hess Giambattisto Ramusio, Secretar des hohen Raths der Dieci,3 zum Gedächt-
niss seiner Freunde, Fracastoro und Navagero, die beiden Medaillons mit den Überlebensgrossen Brust-
bildern in der Mauer einsetzen. Erst in neuerer Zeit versetzte man dann die Bildnisse, welche dort an
einem wenig beachteten Orte sich befanden, nach dem Stadthause, wo sie gegenwärtig zu sehen sind.*
Eine Abbildung der Bildwerke in Stich, und zwar nach einer Zeichnung von Rinaldo Padovano, bietet das
Werk über die Geschichte der italienischen Sculptur des Conte Cicognara.5 Fracastoro ist im Alter von
etwa vierzig Jahren dargestellt, nicht in demjenigen also, welches dem Zeitpunkt der Aufstellung ent-
sprochen hätte, — er wäre damals achtundsechzig Jahre alt gewesen. Der schöne männliche Kopf hat
geistvollen Ausdruck, das gelockte Haar fällt bis über die Ohren herab, welche es verdeckt, sonst ziert das
Antlitz Schnurr- und Backenbart. Die Technik der due gran medaglioni, o per dir meglio i due bassi
rilievi al naturale a guisa di medaglioni — wie Cicognara sagt — ist Bronzeguss. Sie wurden bereits
früher reproducirt, jedoch in ungenügender Weise, worüber sich derselbe Schriftsteller in Folgendem aus-
spricht: La nostraTavola presenta questi bellissimi ritratti altre volte prodotti in fronte delle edizioni Co-
miniane di questi classici, ma in tal forma da non poter mai riconoscerli.

Der Künstler der beiden Porträtmedaillons ist Giovanni Carino von Padua, der bekannte Medailleur
und Nachahmer römischer Kaisermedaillons, geboren 1499, gestorben 1570 und in San Giovanni di
Verdara in Padua begraben.6

Wir besitzen weiters eine kleine Bronzemedaille Fracastoro's. Sie misst 70 Diam., zeigt auf dem
Avers sein Brustbild, etwa im Alter von fünfundvierzig Jahren, etwas behäbiger und weniger geistreich
als das Relief Cavino's. Die Büste ist nach links gewendet, der Bart gleich dem Bildwerk in Padua, auf
dem Scheitel ruht ein Baret, der Rock ist mit einem schmalen Pelzbesatz versehen. Umschrift: HIERONYMVS
FRACASTORIVS. Die Rückseite enthält den Aesculapaltar mit der Flamme, unter demselben die Schlange,
zu beiden Seiten Attribute der Poesie und Wissenschaft: Buch, Leier, Armillarsphäre etc. Legende:
MINERVAE- APOLL -ET- AESCVLAP • SACRVM.7 Als den künstlerischen Urheber der Medaille, deren Avers
am Schlüsse dieses Artikels reproduzirt ist, bezeichnet Armand Giulio della Torre, wogegen Fried-
länder bezweifelt, dass sie von ihm herrühre. Giulio della Torre, seines Zeichens Rechtsgelehrter, war
Dilettant im Medaillenfache. Er stammte aus einer veronesischen Familie, welche mit derjenigen Fraca-

1 Cicognara L., Storia della scultura, I. edit., Venezia, 1813, II, 334-338. — Ch. Perkins, Les sculpteurs italiens, Paris,
1869, p. 299 f. , , .

2 Naugerius, aus venezianischem fatnciat, war Gesandter der Republik bei Karl V. und Franz I., Dichter und Redner. Er
starb bereits 1529. Ueber sein Verhältniss zu Fracastoro spricht Andreas Chioccus de collegio Veron. Med. Sect. I, c. 2, Fra-
castoro selbst in carmine ad Franciscum Turrianum, der unbekannte Autor Vitae Fracastorii u. A.

3 Ueber ihn Fracastoro in seiner Schrift: De sympathia et antipathia, c. 24, Dialogus de intellectu, Dialogus de Poetica.
dann Ioannis Imperialis, Mus. Histor., Andreas Chioccus und der anonyme Biograph.

4 G. Moschini, Guida per la cittä di Padova, Venezia, 1817, p. 229 und 215. — Cicognara L., 1. c, II, p. 429-

5 II. Bd., tab. LI.— Erwähnt in Alfred Armand, Les Medailleurs Italiens, Paris, 1883, sec. edit., I. p. 181, nr. 35. — Nach
Thuanus, I. c, p. 576, hatte man in der ursprünglichen Anordnung zwei antike, aus Salona stammende Altäre dabei aufgestellt.
Siehe auch das Elogium Fracastoro des Fr. Pola, Bernardinus Scardionius, Histor. Patavin. lib. II, class. V, p. 107, Antonius
Teissierius, Eloge des hommes savants, tom. I. p. 170, Ioannis Imperialis, 1. c, p. 17 und Vita anon. Fracastorii, p. 9.

6 Jac. Salomonii Inscript. sacrae et prof. urbis Patav., Päd., 1708, p. 177. — Cicognara, 1. C, II. p. 428- — Moschini, 1. c,
p. 259. — Nagler, Künstlerlexikon, II, p. 453- — Füessly, Künstlerlexikon, p. 147. — Köhler. Münzbelustigungen, XVIII. p. 102.
— J. C. Moehsen, Beschreibung einer Berlinischen Medaillen-Sammlung, Berlin und Leipzig, 1773, P- 2S4.

7 Armand, 1. c, I. p. I31) Nr- 7- — Jul- Friedländer, Die italienischen Schaumünzen des XV. Jahrhunderts, Berlin, 1882,
„. rI2. _ J. G. Keyssler, 1. c, p. 1018, n. c.
 
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