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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — N.F. 2.1904

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Nr. 2
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Kunsttopographische Notizen
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Hejnic, Ottokar: Entwurf einer Mitra vom Ende des XV. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.29296#0275

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KUNSTTOPOGRAPHISCHE NOTIZEN

Böhmen

Entwurf einer Mitra vom Ende des
XV. Jahrhunderts

Beim Ordnen des reichhaltigen Kuttenberger
Archives entdeckte ich den bemalten Entwurf der
zwei Seiten einer Mitra auf einem Pergament-
streifen, der zum Einband eines
Memorabilienbuches von 1530 ver-
wendet worden war. Die Längen-
maße der Basen betragen 0-263 mm,
der senkrechten Seiten o'igomm,
der Schrägseiten 0-242 mm, was der
wirklichen Größe der danach aus-
zuführenden Mitra ziemlich gleich-
gekommen sein mag. Mit Rück-
sicht auf die außerordentliche Sel-
tenheit solcher Entwürfe hielt ich
diesen wert genug, vor die Öffent-
lichkeit gebracht zu werden.

Die rechte Hälfte enthält im
Innenfelde die stehende Figur der
Madonna mit dem Kinde, nach links
gewendet, mit den E'üßen eine ge-
krönte in zwei Teile zerbrochene
Schlange tretend. Maria trägt
violettbraunes Untergewand und
blauen grüngefütterten Mantel,
beide über den Kopf gezogen;
das nackte Kind ruht auf hellen
Windeln, dereir Farbe mit jener
der Karnation identisch scheint.

Nimben und Krone der Schlange
sind golden, der Körper der Schlan-
ge wieder licht fleischfarben, die
Bruchstelle zinnoberrot. Die Ge-
samtfigur hebt sich in reiner flie-
ßender Zeichnung vom scharlach-
roten, mit schwarzen Spiralranken
übersäten Grunde und dem grünen
Erdboden darunter ab; die mäch-
tigen Falten der Gewänder, nament-

lich des Mantels, sind mit weiß gehöht. LetztererUm-
stand weist bestimmt auf eine Vorlage für Nadel-
malerei, die Fleischteile können jedoch auch auf
Applikation berechnet gewesen sein; die Ranken
der Grundfläche waren wohl bestimmt, in Gold-
schnürchenstickerei ausgeführt zu werden.

Fig. 40

Entwurf einer Mitra, auf Pergament gemalt, im Kuttenberger
Archiv. Ende des XV. Jh. Rechte Hälfte
 
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