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J. R. Bunker Wiener Spätrenaissance-Luster
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der Mitte zeigt, ausgebrochen) den Zeiger der
Uhr bildet.
Als interessantes Beispiel wäre schließlich noch
die am Kapitelgebäude zu Millstatt befindliche, in
Fig. 60 reproduzierte Sonnenuhr zu nennen, bei
welcher der Gegensatz von Werden und Vergehen,
von Licht und Tod als malerisches Motiv ver-
wendet wird.
Nicht so sehr die Verbreitung der Taschen ;
und Pendeluhren, die ja in viel frühere Jahrhunderte
zurückreicht als das Schwinden des Geschmackes
an der Wandmalerei, hat in der Empirezeit der
Anbringung von Sonnenuhren eine Grenze gesetzt.
Das Datum 1817 an jener restaurierten Sonnen-
uhr im Ossiacher Stiftshofe dürfte eines der späte-
sten sein, das wir heute noch nachzuweisen ver-
mögen.
Karl Kop.ald
Niederösterreich
Wiener Spätrenaissance-Luster
Im XVIII. Jahrgange II. Serie (1892) dieser
„Mitteilungen“ findet sich auf S. 70 unter Fig. 12
ein Messingluster aus der Stiftskirche in Sekkau
abgebildet, mit dem Bemerken, daß diese Gattung-
kunstgewerblicher Arbeiten bereits zur Seltenheit
geworden wäre und außer jenem Sekkauer, nur
noch drei Exemplare im Wiener St. Stephansdome
und ein aus Eger stammender Bronzeluster, der
sich gegenwärtig im kunsthistorischen Hofmuseum
zu Wien befindet, g'enannt werden könnten.
Fig. 61 Messingluster in der evangelischen Kirche zu
Ödenburg, 17. Jahrhundert
In Ödenburg haben sich vier solche Luster
erhalten: Drei in der evangelischen Kirche, ein
vierter in der katholischen Pfarrkirche zu St. Michael.
Die drei ersteren gewinnen noch dadurch einen
besonderen kunsthistorischen Wert, als ihre Pro-
venienz urkundlich nachzuweisen ist.
Der Luster Fig. 61 endet unten in eine große
Kugel mit angehängtem Griff- Aus der Kugel er-
hebt sich ein reich gegliederter Rundstab, der oben
mit einem Strauße von sechs zierlichen Gabelranken
bekrönt ist. Zwölf Lichtarme setzen sich in zwei
Reihen zu je sechs an den Rundstab an; die unteren
ragen etwas vor, so daß sich der Aufbau des
Lusters nach oben verjüngt. Die Lichtarme sind
zart, im Schwünge bizarr geknickt und mit schlanken
vierseitigen Pyramiden besetzt. Zwischen je zwei
Lichtarmen springen kleinere Zierarme hervor.
Der Imster wiegt bei einer Höhe von ro8 m
35V2 ffr unstreitig der zierlichste unter
den drei Lustern der evangelischen Kirche.
Unter Fase. I, Nr. 92 erliegt im Archiv der
evangelischen Gemeinde in Ödenburg ein „Inven-
tarium über allen Kirchen-OrnaPJ das „den
8. January des iezt lauffenten 1676 Jahrs“ aufge-
nommen wurde. Darin erscheint über den in Rede
stehenden Luster Folgendes gesagt: „Item ist ein
messingener Hengleuchter mit 12 lichter od. Röhren
durch Hr. Samuel Ortrich Rey von Herrn Mahrtin
et Johan Büllern, und Mitverwandten in Wien
pr. fl. 40 laut Auszug erkauft worden, wie in der
Ausgab meiner Kirchen Raithung mit Mehrern
zu ersehen ist“.
Der Luster stammt also aus Wien und ist
wohl daselbst kurz vor 1676 gearbeitet worden,
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der Mitte zeigt, ausgebrochen) den Zeiger der
Uhr bildet.
Als interessantes Beispiel wäre schließlich noch
die am Kapitelgebäude zu Millstatt befindliche, in
Fig. 60 reproduzierte Sonnenuhr zu nennen, bei
welcher der Gegensatz von Werden und Vergehen,
von Licht und Tod als malerisches Motiv ver-
wendet wird.
Nicht so sehr die Verbreitung der Taschen ;
und Pendeluhren, die ja in viel frühere Jahrhunderte
zurückreicht als das Schwinden des Geschmackes
an der Wandmalerei, hat in der Empirezeit der
Anbringung von Sonnenuhren eine Grenze gesetzt.
Das Datum 1817 an jener restaurierten Sonnen-
uhr im Ossiacher Stiftshofe dürfte eines der späte-
sten sein, das wir heute noch nachzuweisen ver-
mögen.
Karl Kop.ald
Niederösterreich
Wiener Spätrenaissance-Luster
Im XVIII. Jahrgange II. Serie (1892) dieser
„Mitteilungen“ findet sich auf S. 70 unter Fig. 12
ein Messingluster aus der Stiftskirche in Sekkau
abgebildet, mit dem Bemerken, daß diese Gattung-
kunstgewerblicher Arbeiten bereits zur Seltenheit
geworden wäre und außer jenem Sekkauer, nur
noch drei Exemplare im Wiener St. Stephansdome
und ein aus Eger stammender Bronzeluster, der
sich gegenwärtig im kunsthistorischen Hofmuseum
zu Wien befindet, g'enannt werden könnten.
Fig. 61 Messingluster in der evangelischen Kirche zu
Ödenburg, 17. Jahrhundert
In Ödenburg haben sich vier solche Luster
erhalten: Drei in der evangelischen Kirche, ein
vierter in der katholischen Pfarrkirche zu St. Michael.
Die drei ersteren gewinnen noch dadurch einen
besonderen kunsthistorischen Wert, als ihre Pro-
venienz urkundlich nachzuweisen ist.
Der Luster Fig. 61 endet unten in eine große
Kugel mit angehängtem Griff- Aus der Kugel er-
hebt sich ein reich gegliederter Rundstab, der oben
mit einem Strauße von sechs zierlichen Gabelranken
bekrönt ist. Zwölf Lichtarme setzen sich in zwei
Reihen zu je sechs an den Rundstab an; die unteren
ragen etwas vor, so daß sich der Aufbau des
Lusters nach oben verjüngt. Die Lichtarme sind
zart, im Schwünge bizarr geknickt und mit schlanken
vierseitigen Pyramiden besetzt. Zwischen je zwei
Lichtarmen springen kleinere Zierarme hervor.
Der Imster wiegt bei einer Höhe von ro8 m
35V2 ffr unstreitig der zierlichste unter
den drei Lustern der evangelischen Kirche.
Unter Fase. I, Nr. 92 erliegt im Archiv der
evangelischen Gemeinde in Ödenburg ein „Inven-
tarium über allen Kirchen-OrnaPJ das „den
8. January des iezt lauffenten 1676 Jahrs“ aufge-
nommen wurde. Darin erscheint über den in Rede
stehenden Luster Folgendes gesagt: „Item ist ein
messingener Hengleuchter mit 12 lichter od. Röhren
durch Hr. Samuel Ortrich Rey von Herrn Mahrtin
et Johan Büllern, und Mitverwandten in Wien
pr. fl. 40 laut Auszug erkauft worden, wie in der
Ausgab meiner Kirchen Raithung mit Mehrern
zu ersehen ist“.
Der Luster stammt also aus Wien und ist
wohl daselbst kurz vor 1676 gearbeitet worden,