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K. Kobalts Sonnenuhren in Kärnten
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des XVIII. Jh. (1682 —1725) erfahren. Daraus ergibt
sich, daß die ursprüngliche Sonnenuhr von 1614
100 Jahre später zu simpel befunden und mit Zu-
taten bereichert, abermals 100 Jahre später hin-
wiederum auf ihre ursprüngliche Einfachheit zurück-
geführt wurde. Diese Sonnenuhr liefert uns somit
einen Auszug aus der Geschichte der wechselnden
Geschmacksneig-ungen dreier Jahrhunderte.
Fig. 56 zeigt eine auf dem Wirtschaftsgebäude
eines ehemaligen Landsitzes der Benediktiner zu
Mosern im Lavanttale erhaltene Sonnenuhr aus
dem Jahre 1717. Das Ziffernband tritt hier rück-
sichtlich der künstlerischen Behandlung des Ganzen
bereits in den Hintergrund, um namentlich der
malerischen Darstellung des strahlenden Sonnen-
lichtes, welches aus Wolkenmassen mächtig hervor-
Fig. 60 Sonnenuhr am ehemal. Kapitelgebäude zu
Millstatt, Ostseite
bricht, genügenden Raum zu gewähren. In der
Mitte des Sonnensterns mochte einst der Zeiger
gesessen haben.
Wie sehr das Interesse an bildlichen Dar-
stellungen, die mit der Zeitmessung gar nichts zu
tun haben, in der Barockzeit überwiegend ge-
worden ist, künden die in Fig. 57—59 zur Dar-
stellung gebrachten Beispiele aus Kirchbach an
der Gail und Millstatt. Den wesentlichen Kern der
Darstellung* bildet hier eine Epi-
sode aus der Heiligen Geschichte
(Kreuzigung Fig. 57) und den
Legenden (St. Christoph Fig. 58,
St. Sebastian Fig. 59), um die
sich das Ziffernband bloß als lose
Umrahmung herumschlingt. Dafür
erscheint nun der Zeiger als Ele-
ment in die künstlerische Be-
handlung einbezogen. In welch
naturalistischer Weise dies ge-
schieht, lehren die Sonnenuhren in
Fig. 57 und 59, wo die das Herz
des Heilandes durchbohrende Tur-
nierlanze beziehungsweise ein den
hl. Sebastian treffender Pfeil (der-
selbe ist, wie die Wundöffnung in
16*
K. Kobalts Sonnenuhren in Kärnten
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des XVIII. Jh. (1682 —1725) erfahren. Daraus ergibt
sich, daß die ursprüngliche Sonnenuhr von 1614
100 Jahre später zu simpel befunden und mit Zu-
taten bereichert, abermals 100 Jahre später hin-
wiederum auf ihre ursprüngliche Einfachheit zurück-
geführt wurde. Diese Sonnenuhr liefert uns somit
einen Auszug aus der Geschichte der wechselnden
Geschmacksneig-ungen dreier Jahrhunderte.
Fig. 56 zeigt eine auf dem Wirtschaftsgebäude
eines ehemaligen Landsitzes der Benediktiner zu
Mosern im Lavanttale erhaltene Sonnenuhr aus
dem Jahre 1717. Das Ziffernband tritt hier rück-
sichtlich der künstlerischen Behandlung des Ganzen
bereits in den Hintergrund, um namentlich der
malerischen Darstellung des strahlenden Sonnen-
lichtes, welches aus Wolkenmassen mächtig hervor-
Fig. 60 Sonnenuhr am ehemal. Kapitelgebäude zu
Millstatt, Ostseite
bricht, genügenden Raum zu gewähren. In der
Mitte des Sonnensterns mochte einst der Zeiger
gesessen haben.
Wie sehr das Interesse an bildlichen Dar-
stellungen, die mit der Zeitmessung gar nichts zu
tun haben, in der Barockzeit überwiegend ge-
worden ist, künden die in Fig. 57—59 zur Dar-
stellung gebrachten Beispiele aus Kirchbach an
der Gail und Millstatt. Den wesentlichen Kern der
Darstellung* bildet hier eine Epi-
sode aus der Heiligen Geschichte
(Kreuzigung Fig. 57) und den
Legenden (St. Christoph Fig. 58,
St. Sebastian Fig. 59), um die
sich das Ziffernband bloß als lose
Umrahmung herumschlingt. Dafür
erscheint nun der Zeiger als Ele-
ment in die künstlerische Be-
handlung einbezogen. In welch
naturalistischer Weise dies ge-
schieht, lehren die Sonnenuhren in
Fig. 57 und 59, wo die das Herz
des Heilandes durchbohrende Tur-
nierlanze beziehungsweise ein den
hl. Sebastian treffender Pfeil (der-
selbe ist, wie die Wundöffnung in
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