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^JhzLn. ^-tuß an Handschuhsheim

von Dr. Carl N e i n h a u s , Oberbürgermeister

Seit Jahrhunderten ist die wechselvolle Geschichte Handschuhsheims mit der
Heidelbergs eng verbunden. In den vielen Fehden und Kämpfen um die Residenz-
stadt der Kurfürsten bei Rhein bildete Handschuhsheims Gemarkung das natürliche
Vorfeld; das Dorf mußte um der Stadt willen in den kriegerischen Auseinanderset-
zungen manche Heimsuchung erdulden.

Die Ruine der Tiefburg und die des Heidelberger Schlosses sind gleicherweise
Zeugen dieser alten Schicksalsgemeinschaft.

Aber auch friedlichere Aspekte der Gemeinsamkeit bietet die Geschichte. Wie oft
strömten die Handschuhsheimer im Verlauf der Jahrhunderte zu den Empfängen der
Großen, zu den Festen und Turnieren in die nahe Stadt und nahmen das Erlebnis mit,
daß hier ein Brennpunkt deutschen Lebens war. Welch glückliche Ergänzung war
andererseits der Früchfesegen des ländlichen Handschuhsheims für die Ernährung
der Stadtbewohner und wie erholsam war für diese die Teilnahme an den uralte
Volksbräuche bewahrenden Festen des Dorfes.

Mehr und mehr vertieften sich im 19. Jahrhundert die gegenseitigen Beziehungen.
Die Heidelberger Studenten, die in früheren Jahrhunderten im dörflichen Umkreis
ihr Jagdrecht ausüblen, füllten nun die gastlichen Wirtsstuben mit ihrem jugend-
lichen Frohsinn. Fremde, die nach Heidelberg kamen, ließen sich an der friedvollen
Peripherie des Dorfes wohnlich nieder. Unvergessen sei auch, daß es ein Sohn
Handschuhsheims war, der die vollkommenste romantische Verklärung Hgjdeibeigg
im Bilde schu.f- Es war Karl Rottm^nri* der begabte Sohn des Üniversitätszeichen-
meisters Friedrich Rottmann, der selbst so manches Heidelberger Ereignis auf seinen
begehrten Stichen festhielt. In seinem Haus, dem „Schlößchen", versammelten sich
Karls Heidelberger Freunde Fries und Fohr und erhielten von dessen Vater die erste
künstlerische Ausbildung. In der Gemäldesammlung des Friesschen Hauses in Hei-
delberg wurde wiederum Karl Rottmann durch die Bilder des Schotten Wallis zu
seiner großartigen Konzeption des romantischen Heidelberg und zu vielen späteren
Werken angeregt.

Auf diese künstlerisch fruchtbare Zeit mag es wohl zurückzuführen sein, daß
Handschuhsheim so etwas wie ein Heidelberger Schwabing wurde, dessen reizvolle
Atmosphäre auch heute noch so manchen Heidelberger und fremden Besucher in den
trauten Gaststuben umfängt.

Der Zusammenschluß Handschuhsheims mit Heidelberg war angesichts dieser
mannigfachen Wechselbeziehungen ein ganz natürlicher Vorgang, der beiden Teilen
zugute kam.

Heidelberg konnte seinen Waldbesitz mit dem quellenreichen Handschuhsheims
abrunden und begehrte neue Wohngebiete erschließen. Für Handschuhsheim wurde
die Großmarkthalle, die auf Grund der hervorragenden Leistungen der Handschuhs-
heimer Obstbauern und Gärtner vor wenigen Tagen erst auf der großen Hamburger
Ausstellung bewundernswerte Erfolge erzielen konnte, eine wesentliche Förderung
für den raschen Absatz seiner gärtnerischen Produkte. Die sich hier ansiedelnde
bedeutende Füllfederhalterindustrie trug zum Wohle beider bei. Der Stadtteil nahm
zu an Ausdehnung und Gewicht.

Im Hinblick auf diese wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenhänge ist die
50jährige Jubiläumsfeier des Stadtteils Handschuhsheim für die gesamte Stadt von
großer Bedeutung und für die städtische Verwaltung, insbesondere auch für mich
persönlich, der Anlaß zu dem erneuten Entschluß, die weitere Entwicklung des lei-
stungsfrohen, arbeitsamen, aufstrebenden Stadtteils mit allen verfügbaren Kräften
zu fördern.
 
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