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Gleich dem Park gegenüber, bei der ehrwürdigen Vituskirche, wurde ein „Kirch-
hof" geschaffen, der so recht in das alte Handschuhsheim paßt. Auf seinem Platz, der
bald beschattet sein wird, sammeln sich die frommen Kirchgänger und gleich
daneben mahnen alte Grabsteine, daß dort Gebeine alter Geschlechter ruhen, die
genau so lebensfroh waren, wie wir heute. Das Hochkreuz steht in einem weiß und
rosa blühenden Rosenflor und unsere alten Bauernblumen, wie Lilien, tränendes
Herz, Primeln, Nelken u. a. m. heben ihre Blüten zum Kreuz oder zur Stelle, denen
die dort ruhen zur Ehre und uns Lebenden zum Wohlgefallen.

Wenn wir zum Mittelpunkt von Handschuhsheim kommen, begrüßt uns die uralte
Tiefburg. Gnädig deckt das wuchernde Grün den Unrat zu, den Unverbesserliche in
den Burggraben werfen.

Noch in diesem Jahr soll der Hans-Thoma-Platz gestaltet werden, dem einmal als
Grünanlage vor den neuen Wohngebieten eine erhöhte Bedeutung zukommt und
zum anderen den Fremden begrüßt, der über die Bergstraße zu uns fährt. Seine end-
gültige Gestalt wird noch festzulegen sein, um den verschiedensten, oft wider-
strebenden Wünschen, gerecht zu werden.

Als letztes in unserer Betrachtung mag der Ort sein, der der letzten Wegstation
unseres Lebens dient — unser Friedhof. Wenngleich für seine Erweiterung bestes
Land genommen werden mußte, darf doch festgestellt werden, daß er sich würdig
dem alten Friedhof anschließt. In Terrassen, die aus heimischem Sandstein gemauert
wurden, ruhen unsere Toten und der Blick geht weit hinaus. Noch einmal grüßt die
fruchtende Heimat, die alten Dächer des Ortes und die Weite des pfälzischen
Raumes. Die jungen Pflanzen werden bald die Größe erreichen, die dem Gestalter
vorschweben und auch dieser Friedhof wird ein Teil des grünen Raumes sein.

Möge alles, was der Fleiß der Bürger unserer Stadt geschaffen hat, in guter Obhut
bleiben!

Die so reiche und mannigfaltige Geschichte unseres Dorfes und Stadtteils Hand-
schuhsheim gewährt uns Einblick in schreckliche Zeiten der Hungersnot, der Pest
und des Krieges mit vielen Greueltaten, Bränden und Zerstörungen.

Kein Wunder, wenn auch die Schule zu allen Zeiten mit den übelsten Verhält-
nissen, mit dauernder Raumnot zu rechnen hatte. Die ersten Anhaltspunkte für das
Bestehen einer Schule gibt die Waisenhausordnung vom Jahre 1588, nach der die
Waisenknaben die Dorfschule besuchen mußten. Im Dreißigjährigen Krieg war
sicher der Unterricht lange unterbrochen. Es gab damals keinen geregelten Unter-
richt. Die Schule war eine rein kirchliche Anstalt. Im Jahre 1636 ist die Rede von
einem katholischen Lehrer. 1649, bald nach dem Westfälischen Frieden, hören wir
von einer reformierten und einer katholischen Schule. Erst 1664 werden auch Schul-
häuser erwähnt. 1674 wurde die reformierte Schule zerstört. Der Unterricht wird
jetzt im Rathaus erteilt. In jener Zeit gab es wenig Unterrichtsstunden; 'denn die
Kinder wurden bei der Arbeit im Haus, Hof und Feld von den Eltern beansprucht,
so daß die Schule von vielen nur im Winter besucht wurde. Nachdem 1689 auch das
Rathaus in Flammen aufging, war längere Zeit überhaupt nicht an Unterricht zu
denken. In der Stube eines Bauernhauses nahe der Kirche besaß noch 1696 der Lehrer
einen Raum mit Papier verklebten Fenstern, der als Wohnung und Unterrichts-
zimmer diente. Bei trübem Wetter war es dort so dunkel, daß die Kinder nicht
lesen lernen konnten.

Handschuhsheim
 
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