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Handschuhsheim seit der Eingemeindung

von Oberhaudirektor i. R. H. Hussong

Der Stadtteil Handschuhsheim ist in den 50 Jahren seit der Eingemeindung auf
über 15 000 Einwohner, also auf das beinahe Vierfache seiner Größe bei der Ein-
gemeindung gewachsen. Die natürliche Folge war eine bemerkenswerte Ausweitung
und Verbesserung der gemeindlichen Einrichtungen. Schon 1903 wurde Handschuhs-
heim an das städtische Gasrohrnetz angeschlossen; ab 1904 wurde die alte Pferde-
bahn, welche die Verbindungen von Handschuhsheim mit Heidelberg vermittelte,
durch die elektrische Straßenbahn ersetzt. Ab 1908 wurde die Kanalisation erweitert;
in dem umgebenden Land wurden neue Straßen gebaut. Im Jahre 1910 wurde das
Simultaneum der St.-Vitus-Kirche beendet, nachdem mittlerweile die neue evange-
lische Kirche entstanden war. Im Mai 1929 ging die letzte Dampflokomotive vom
Handschuhsheimer Bahnhof nach Heidelberg ab. 1930 wurde die Großmarkthalle in
Betrieb genommen, die von ausschlaggebender Bedeutung für die seit alters be-
stehende Gartenwirtschaft wurde. Auch kulturell wurde im kleinen wie im großen
Rahmen viel getan. Im Juni 1932 fanden die ersten Burgspiele in der Tiefburg statt.
Der Zuwachs an Familien fand seinen sichtbaren Ausdruck in den vielen Wohnungs-
bauten, die unmittelbar nach dem ersten und zweiten Weltkrieg, veranlaßt durch
den Zuzug Bombengeschädigter und Flüchtlinge, gebaut wurden. Die Befürchtung
vieler alter Handschuhsheimer, ihr Dorf würde in dem Verband mit dem größeren
Nachbarn sein eigentliches Gesicht verlieren, erfüllte sich nicht. Das alte Handschuhs-
heim, das sich um die Brennpunkte St.-Vitus-Kirche und Tiefburg entwickelt hatte,
bewahrte seinen alten Charakter. Wie Dr. Neundörfer nachgewiesen hat, sind die
Handschuhsheimer ihrem alten Beruf als Bauern und Gärtner nicht untreu geworden.
Ebenso hat das ehemalige Dorf, von unwesentlichen Entgleisungen abgesehen,
seinen alten Bestand bewahrt und bildet mit dem neuen agglomerierten Teil ein
organisches Ganze. Ja, man kann sagen, die „Städter" sind mit den zähen Hand-
schuhsheimer Bauern eine glückliche, harmonische Verbindung eingegangen. Die
Handschuhsheimer fanden erweiterten Absatz für ihre Produkte. Die Neuzugezo-
genen leben gerne in Handschuhsheim „auf dem Lande". Ein Symbol der Einheit
von Stadt und Land stellt der Handschuhsheimer Park dar, den die Stadtverwaltung
durch das Gartenamt vor Jahren verbessern ließ. Er lädt Bauern und Städter zu
besinnlichem Verweilen, aber auch zu gemeinsamen Feiern ein.

Pläne für Handschuhsheim

Neubau einer Turn- und Festhalte in Verbindung mit einem Schulhaus-Projekt
Von Oberbaurat H. Liedvogel (Städt. Hochbauamt Heidelberg)

Wohin soll die Turnhalle zu stehen kommen? — Soll sie ein- oder zweistöckig
gebaut, und soll sie gleichzeitig als Festhalle gestaltet werden — oder nicht? Das
waren die wichtigsten Fragen, um die es ging, an denen sich die Kräfte gemessen
und an denen sie sich bisweilen verbraucht haben. Der Weisheit vorletzter Schluß
war die Ausschreibung eines Wettbewerbes. Er sollte in den wichtigsten Fragen die
notwendige Klärung herbeiführen und über den Standort der Turn- und Festhalle,
in Verbindung mit dem für Handschuhsheim seit Jahren geplanten Volksschul-
gebäude entscheiden.

In seiner öffentlichen Sitzung am 22. Januar 1953 beschloß der Heidelberger Stadt-
rat einmütig, diesen Wettbewerb unter den Architekten Nordbadens auszuschreiben.
Der Unerfahrene war vielleicht der Meinung, daß unser Amtsschimmel nun mit
munterem Gewieher in unaufhaltsamen Galopp hätte eingehen können. Der Erfah-
rene gedachte der Steine, die in Gestalt eiserner und wohlbegründeter Proteste noch
 
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