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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 16.1918

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Heft 5
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Boehn, Max von: Das Bühnenkostüm in Mittelalter und Neuzeit, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4745#0189

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DAS BÜHNENKOSTUM IN MITTELALTER UND NEUZEIT

von

MAX von BOEHN

(Schluss)

Der Bühnenanzug entsprach dem Zeitkostüm.
Ansprüche an das, was wir heute unter Echtheit
des Kostüms verstehen, wurden so wenig gemacht
wie früher oder gehören zu den grössten Ausnahmen.
Dass man 1616 in Strassburg bei der Aufführung
Caspar Brülows „Julius Cäsar" zwischen griechischen
und römischen Kostümen unterscheidet und eine
Mehrausgabe von 85 Gulden damit motiviert: „Ob-
wohl sonsten kleider vorhanden, seynt dieselben von
griechischer Art, diese aber römische seyn müssen,"
ist etwas ganz Unerhörtes Man versucht hier und
da wohl schon im Anfang des siebzehnten Jahr-
hunderts den Ausländern auf der Bühne eine dem
Nationalkostüm wenigstens angenäherte Form zu

geben, woher sich in den spanischen Stücken die An-
weisungen schreiben: gekleidet als Mohr, als Franzose
und andere. Lope de Vega beklagt sich auch, dass die
antiken Römer auf dem spanischen Theater Bein-
kleider tragen, sehr weit aber scheinen die Kon-
zessionen an eine Treue des Kostüms nicht ge-
gangen zu sein. Für orientalische Trachten wählte
man einen langen, talarartigen Rock, den man per-
sisch nannte. So schreibt 16 3 6 George Evelyn an
seinen Vater aus Oxford, dass die Schüler vor dem
König ein Stück von William Cartwright in per-
sischer Tracht aufführten.

Für gewisse Figuren, besonders die komischen
Rollen, bildet sich ein stehendes Kostüm heraus,

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