Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 16.1918
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https://doi.org/10.11588/diglit.4745#0118
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Heft 3
DOI Artikel:Hugo, Victor: Das Buch und der Stein
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PIETA, STEIN, AUBAZINES
DAS BUCH UND DER STEIN
VON
VICTOR HUGO
Seit Anbeginn der Dinge bis zum fünfzehnten
Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung war
die Baukunst in-Wahrheit das grosse Buch der
Menschheit, das Hauptausdrucksmittel ihrer Kraft
Anm. d. Red.: Ein Kapitel aus Victor Hugos Meister-
roman „Der Glöckner von Notre-Dame", in dem das Wesen
der Gotik und der Wandel der Zeiten mit genialer Intuition
erfasst sind. Wir geben den Abschnitt nach einer neuen Über-
setzung des Romans, die im Insel-Verlag erschienen ist und
die Frau Else Schorn-Ernst mit vorbildlicher Sorgfalt und
Sprachbeherrschung besorgt hat.
und ihres Geistes in den verschiedensten Entwick-
lungsstadien.
Wenn das Gedächtnis der ersten Völker sich
überlastet fühlte, wenn das Gepäck der Erinnerungen
so schwer und unübersichtlich wurde, dass das
nackte, flüchtige Wort in Gefahr war, unterwegs
das Beste davon zu verlieren, so verewigte man die
Überlieferung auf die sichtbarste, dauerhafteste,
natürlichste Art, man setzte ihr steinerne Denkmäler.
108
DAS BUCH UND DER STEIN
VON
VICTOR HUGO
Seit Anbeginn der Dinge bis zum fünfzehnten
Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung war
die Baukunst in-Wahrheit das grosse Buch der
Menschheit, das Hauptausdrucksmittel ihrer Kraft
Anm. d. Red.: Ein Kapitel aus Victor Hugos Meister-
roman „Der Glöckner von Notre-Dame", in dem das Wesen
der Gotik und der Wandel der Zeiten mit genialer Intuition
erfasst sind. Wir geben den Abschnitt nach einer neuen Über-
setzung des Romans, die im Insel-Verlag erschienen ist und
die Frau Else Schorn-Ernst mit vorbildlicher Sorgfalt und
Sprachbeherrschung besorgt hat.
und ihres Geistes in den verschiedensten Entwick-
lungsstadien.
Wenn das Gedächtnis der ersten Völker sich
überlastet fühlte, wenn das Gepäck der Erinnerungen
so schwer und unübersichtlich wurde, dass das
nackte, flüchtige Wort in Gefahr war, unterwegs
das Beste davon zu verlieren, so verewigte man die
Überlieferung auf die sichtbarste, dauerhafteste,
natürlichste Art, man setzte ihr steinerne Denkmäler.
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