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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 16.1918

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Heft 9
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Künstler-Anekdoten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4745#0376

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KUBISMUS

Picasso pflegte früher in seinem Pariser Atelier
Violinböden, Kistendeckel, Metallstücke und dergleichen
neben- und übereinander an die Wand zu nageln, bis
das Ensemble ihm den Wert eines Bildmotivs zu haben
schien, Die Nachbarn beschwerten sich über das unab-
lässige Hämmern beim Hauswirt und eines Tages stieg
darum der Concierge ins Atelier hinauf, um dem Künst-
ler mitzuteilen, er müsse ausziehen, wenn er das Lär-
men nicht einstelle. Picasso zuckte die Achsel und
sagte: „Que voulez vous? (Test la peinture!"

*

]A - ABER

Ein Kunstfreund schwärmte vor einem Bild Gau-
guins. Er fand es über die Maassen schön, suchte auch
seinen Begleiter davon zu überzeugen und sagte zum
Schluss: „Und wieviel Franzosentum in dem Bild ist!"
,Ja, das stimmt schon", entgegnete der andere, „aber
eigentlich ist es doch ein Franzosentum aus den
Kolonien".

PARADOX

Vor einem Kolossalgemälde von Rochegrosse im
Pariser „Salon", dessen Riesendimensionen aller Blicke
auf sich zogen, stand Degas und sagte: „Gott, wie
klein!"

JEDES ZU SEINERZEIT

Ein bekannter Bildhauer modellierte Hindenburg.
Im Laufe der Arbeit sagte er zum Feldmarschall: „Was
Sie für einen fabelhaft plastischen Kopf haben!" Hinden-
burg meinte: „Merkwürdig, bis zu meinem siebenzig-
sten Jahr hat das keiner gefunden, und ich habe doch
immer so viel Zeit gehabt; jetzt, wo ich so wenig Zeit
habe, finden es alle".

#

DER SCHLAUBERGER
Der Präsident Faure wurde einst von Matisse in
einer Kunstausstellung durch einen Saal geführt, der
ausschliesslich van Gogh gewidmet war. Der Präsident
verzog keine Miene. Abends hat er zu seiner Frau ge-
sagt: „Donnerwetter, heute hat man mich zum Narren
halten wollen. Ich habe miraber nichts anmerken lassen".

*

DEUTLICH
Der Tiermaler N, ein Freund Menzels, hatte seine
Schwiegermutter gemalt, eine komische Berühmtheit
der Berliner Salons. Menzel kam eines Tags ins Atelier,
um sich das Bild anzusehen. Er stand lange davor, ohne
etwas zu sagen. Ungeduldig fragte N. endlich: „Nun
Menzel, was meinen Sie?" „Ja", antwortete der Alte,
„das Bild gefällt mir ganz gut. Aber wissen Sie, lieber
Freund, so das Rhinozerosartige, das Ihre Schwieger-
mutter hat — das haben Sie doch nicht recht zum Aus-
druck gebracht".

SECHZEHNTER
REDAKTION:

JAHRGANG. NEUNTES
KARLSCHEFFLER,

HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 15.
BERLIN; VERLAG VON BRUNO
VON W. DRUGULIN ZU

MAL AUSGABE AM I. JUNI NEUNZEHNHUNDERT ACHTZEHN
CASSIRER IN BERLIN. GEDRUCKT IN DER OFFIZIN
LEIPZIG
 
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