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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 16.1918

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Heft 11
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Eberhard Freiherr von Bodenhausen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4745#0453

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MAX LIEBER MANN, PARKWEG. KREIDEZEICHNUNG

VERSTEIGERT BEI PAUL GRAUPE, DERLIN

EBERHARD FREIHERR VON BODENHAUSEN f

Dass Eberhard Freiherr von Bodenhausen plötzlich
seinem Herzleiden erlag, bedeutet auch für das
deutsche Kunstleben einen besonders schweren Verlust.
Denn, nachdem Bodenhausen seine Stellung bei Krupp
aufgegeben hatte, hoffte man in weiten Kreisen, seine
hervorragende Persönlichkeit würde irgendwie dem
künstlerischen Leben Deutschlands zugute kommen.

Bodenhausen war ein sehr lebendiger und aktiver
Kunstfreund. Er hat seinerzeit die Kunstzeitschrift Pan
mit gegründet, studierte dann als gereifter Mensch
Kunstgeschichte bei Thode in Heidelberg und nahm an
allen künstlerischen Angelegenheiten Deutschlands den
persönlichsten Anteil. Sein Buch über „Gerard David
und seine Schule" ist ein Werk von bleibendem Ver-
dienst. Hervorgewachsen aus einer Doktordissertation
reifte es sich zu einem grosszügigen Werk aus, in wel-
chem der ganze niederländische Malerkreis, der in
Gerard David sein Haupt verehrt, seine Wertung fand.

Im Kampf um den Impressionismus stand Boden-
hausen mit an erster Stelle; mit den Grössen des

Weimarer Kunstkreises, Graf Kessler, Graf Kalckreuth
und Harry van de Velde verbanden ihn intime Be-
ziehungen. Durch seine Ubersetzung von Fromen-
tins „Alten Meistern" machte er Deutschland mit die-
sen • für die moderne Kunst so wichtigen Aus-
einandersetzungen bekannt; und es stand sicher im
Zusammenhang mit seiner Wertschätzung moderner
Malerei, dass er ein Buch über Velasquez schreiben
wollte. Geschrieben hat er es zwar nicht, weil er fühlte,
dass das Buch Stevensons über Velasquez, das gerade
damals erschien, seine eigene Arbeit überflüssig mach-
te. Aber die Übersetzung dieses Werkes und die aus-
gezeichnete Vorrede, die er dazu schrieb, setzten auch
in dieser Frage seine Anschauungen durch.

Wir haben in Deutschland nicht viele Männer die-
ses Schlages, die lebendige Aktivität des modernen
Lebens mit einer so feinen künstlerischen Kultur
verbinden und sein Verlust wird noch lange fühlbar
bleiben.

E. W.

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