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Kladderadatsch: Humoristisch-satirisches Wochenblatt — 43.1890

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Hefte 42-45, Oktober 1890
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https://doi.org/10.11588/diglit.2271#0399
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ilt. 42. Äerlin, den 5. Ociober 1890. X.LIII- HttflCgdlig*

JDoifienbfemfßc.

Montag, den 6. Hctober.

Die Heilsarmee steht an der Spree!

War tückisch überfallen

Hat sie die ReichShauptstadt und läßt

Ihr Kampsgcschrel erschallen.

Dienstag, den 7. Hctover.

Btel Eapttäne schickt sie aus.

Viel Lieutenants und Cadellcn.

Die Seelen, die dem Alkohol
verfallen sind, zu retten.

Mittwoch, den 8. Äctover.

Mit Schaudern sehn die Wirthc nahn
Die Werber, die nichts verzehren
Und andere noch durch frommen Gesang
Kur Solidität bekehren.

Wolstmkalenller.

Donnerstag, den 9. Hctover.

Die Actionäre der Brauerein,

Sie ringen jammernd die Hände:

»Wo bleibt, wenn alles dem Vier entsagt.
Die schöne Dividende!"

Kreitag, den 10. Hctolier.

Doch manch bewährter Zecher spricht:

»ES kann mich nicht erschrecken
Die Heilsarmee, ich werde nicht
Vor ihr die Waffen strecken!

Sonnabend, den 11. chctober.

Laßt sie gewähren! Den besten Erfolg
Den Leutchen wünschen will ich:

ES werden, wenn keiner mehr zechen mag,
Zuletzt die Getränke billig."

Kladderadaljcl)

iiiiiiorilfifrti - fiifinTrlks UMenßfaft

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un. guter Bürger, da gefallen das Gesetz,

Das schwer und drückend hat gelegen manches
Lahr

Auf der besonders dich bedrohenden Partei,

Vor ihr dich zu beschützen seiner Zeit gemacht —

Nun, guter Bürger, da gefallen das Gesetz,

Wie ist zu Muttz dir und was denkst du jetzt zu ttznn?

Graut vor dem Umstur; nicht dir des Bestehenden.
Wo;u vor allen Dingen auch du selbst gehörst,

Da nicht der Staat mehr seinen starken Schutz dir leiht?
Lst dir nicht bange. Last ein wüster Haufe dich
Kommt anf;u suchen im gewohnten Stammlocal,
Unliebsam störend dich in dem geliebten Skat,

Und dir den Schoppen austrinkt, welcher vor dir steht?
Vielleicht — bedenk' es — sucht er gar ;u Hause dich
Und nimmt gefällig ab die groste Mühe dir.

Mit scharfer L'cheere ab;uschneiden die Coupons,
Sobald der Erste wieder des Ctnartals sich naht.

Letzt heistt es: Hilf dir selber und bekämpfe sie
Mit dem Erfolge, Last Lu sie gewinnst für dich,

Dast sie nicht länger dich mit Untergang bedrohn,

—+—

Vein Frieden dir geloben und Verträglichkeit.

Sonst geht's am Ende nächstens an Len Kragen dir,
Da nicht der Staat mehr dich vor ihrer Wuth beschirmt.
Und auf dein Hans — bedenk' es — das so gut rentirt,
Wird eines Tages dir der rothe Hahn gesetzt.

Schmer, guter Bürger, ist der Kampf und mühevoll,
Den mit dem Gegner jetzt Lu aus;nfechten hast,

Und willst du siegen, thut dir eins vor allem Voth:
Dich auf;urappeln aus der Selbstzufriedenheit,

Die dich umfängt, aus Trägheit und aus Schläfrigkeit,
Gau; von dir abzuschüttelu alles Protzeuthum,

Das gegen dich Verachtung weckt und bittern Hast.

Besieh dich in der Wahrheit Spiegel und erkenn',

Dast du so grost nicht noch so freiheitliebend bist
Und lauge so bedacht nicht auf des Ganzen Wohl,

Wie Lu dich selber dünkest und es täglich dir
Dein Leiborgan versichert, welches für dich Lenkt.
Freisinnig zeige nicht mit Worten dich allein,

Nein, mit der That auch und vor allem sieh darauf,
Dast weniger selbstsüchtig, als bisher, du seist!

Vas wird dir sauer werden — aber doch versuch's!

..._^ Kladderadatsch.
 
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