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Kladderadatsch: Humoristisch-satirisches Wochenblatt — 43.1890

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Hefte 51-54, Dezember 1890
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Für den Weihnachtstisch eingegangene Köcher.


Wegweiser »ach Pankow, die Rehberge gegen Abend,
das man von einem Maler gegen ein Billiges u

Hrcontideii, Novellensammlunq von Herniann Bahr. Ei» cle prokunckis
de« Gründeulschthums liegt vor unS. Aus das Glücklichste hat der Vcr-
sasscr eS verstanden, die Sprache zum Verbergen seiner Gedanken zu be-
nutzen. Seine Muse ist eine echte Landstörzerin, die im liebliche» Thale
Ben Hinnom nach Blumen sucht und den blaue» Strümps der modernen
Romantik a»S dem Müllhausen hervorzicht. Auf allen äußeren Stationen
der Krankenanstalten wird das Werk eine beliebte Lectiire werden, da eS
auch wissenschaftlich inleressa»! ist. Der Dichter beiveist nämlich „. a,
daß die Gatinng der iviederkäuenden Schweine nicht, ivie bisher ange-
»ommen wurde, ausgestorben ist.

Der /tnnllheller, von Kurt Eisner. Kuustverständniß ist heutzutage Ge-
meingut geworden. Aber wie derjenige, welcher juristische Kenntnisse be-
sitzt, Assessor werden kann, ebenso muß der Kunstkenner auch Künstler
werde» dürseu. Dazu ist's nur ein kleiner Schritt, und der Versager
lehrt ihn »ns mit Hilfe der Photographie thun. Beim Kausen kostspieliger
LandschastSbildcr laust man immer Gefahr, daß sie einem eines Tages
nicht mehr gesallen. Jetzt photographirt man einfach nach Eisners An-

z. B. Ehausseegraben mit schlafendem Strolch, den
' “c Rehberge gegen Abend, und das Kunstwerk,
aauer Angabe

:l, RubenS u. a. habe» sicher schon die Photographie gekannt

>ie Pension, ein Lustspiel in füns Vierteljahren von Dr. Devrient. Höchst
scherzhaft ist das Treiben in einer moralischen Anstalt geschildert, in welche
der muntere Liebhaber Otto eindringt, um sich seiner Geliebten zu nähern.
Bei der Anstallsvorsteherin führ, er sich alS Kunstenthusiast ei», gewinnt ihr

.e» jüngeren Damen dramatische Scherze ein

, verschiedenen k " ^ ‘

lie Sphinx, eine Centrumspantomime, I. Ablheilung.
nimmt alS Sphinx den Mittelpunkt der Bühne ein,


'inen uck«' l' i

I°" den Tatzen, der Sphinx nieder. Sie Sphinx schleppt darauf!
ein Wort zu verlieren, die Vorlage in eine Commission von achtuiid-
zwänzig Mitgliedern. Alle zerbrechen sich nun über dies Rälhsel den Kopf
— wobei nicht viel herauSkommt — werden aber wegen Abwesen-
heit der Sphinx nicht in den Abgrund gestürzt. Die Pantomime wird von
Zukunftsmusik begleitet. Die II. Ablheilung soll das Austreten des
OcdipuS behandeln und nach Neujahr erscheinen.

V r i e f l, a fl e >>. SggSS

AugSburg. P. Jt.: Die „Augsburger

Neuesten Nachrichten" (Nr. 2001 melden: „Mit
Rücksicht aus die in den letzten Jahre» cingelretene
Verstärkung deS bayerischen Heeres, ivelche natur-
gemäß auch eine erhöhte Anzahl von Offizieren
erfordert, wird eine allgemeine Erhöhung der Zahl
der im Kadettenkorps vorznbildendcn LssizicrS-
pflanzen beabsichtigt und soll diese Zahl von 180
aus 240 gebracht lverdeti." — Offiziere haben
allerdings einige Aehnlichkeit mit Pflanzen, weil
sie auch häufig versetzt werde». Hierdurch ist wohl
der Verfasser aus die Bezeichnung „OffizierSpflanzen"
gebracht worden. — In demselben Augsburger
Blatt lesen wir: „Der Oberhäuser Gendarmerie
gelang cs gestern eine» Gauner zu verhaften, der
wegen eines KirchendiebstahiS ans einer Frohnsestc
ausgebrochen war."

Bonn. vr. R.: Dem „Morgenblalt der
Bonner Zeitung" <Nr 3-17) entnehmen wir, daß
bei einer Versteigerung von Gemälden moderner
Meister, welche mti 17. und 18. Dec. in Köln
slattfand, u. a. auch F. A. Kaulbach „mit einem
Studienlops" vertreten war. Dürften wir fragen,
was unter einem „Studientopf" zu verstehen ist?
liebrigens freundlichen Gruß von Tr.

kiirchhciin. H. H.: Im „Teckboten" (Nr. 200)
zeigt Apotheker Lindenmapcr an: „Mein Lager
in 'Medizinal- und anderen Weinen für Kranke und
Reconvalescenten empfehle ich bestens, hauptsächlich
auch Malagawein 1878er, der laut steuer-
amtlichem Ausweis in größeren Quantitäten seit
ca. 16 Jahren in meinem Keller lagert." — Das
ivaren doch nur sehr „ca." 16 Jahre.

Leer. O. F.: In der Beilage zur „EniS- und l
Leda-Zeitung" (Nr. ISO) bringt W I. Leedertz .
»eben der Empsehlung von Bilderbüchern, Jugend- :
schriften, Anthologien, Klassikern und Prachtwerlen !
sein „wohl assorlirtes Lager von allen Wisscn-
scliaslcn" in Erinnerung. Gut, daß man weiß, wo
aüe Wisicnjchaften auf einem Hausen zusammcn-
licgcn. In Leer, und Leer liegt in OflsricSland.

Leipzig. B.: Bon dem früheren Oberregisseur
deS Königlichen Schauspiels zu Berlin, Herrn
Otto Devrient, behauptet die „Leipziger Zeitung"
(Nr. 201): „-Zudem hatte er mit den ersten Künstlern

seiner Bühne ivicder und wieder Räubereien."
Dieser Vorwurf ist ihm denn doch, so viel wir
wissen.vom Grafen Hoch berg nicht gemacht worden.
— &'• D- Z: Ans dem Inhalt der neusten
Nummer der „Jlluftrirten Zeitung" heben die
„Leipziger Nachrichten" vom 12 Der. u. a. folgende
Illustration hervor: „Die Ausbahrung König

Wilhelms III. in, König!. Palais im Harz." —
Die Verlegung der Sache aus dem Haag in den
Harz rührt wohl nicht von der „JllustrirtenZeituiig",
sondern vom Setzer der „Leipziger Nachrichten" her.

Mainz. A. W.: Den „Mainzer Nachrichlen"
vom 10. Dec. wird ans Eltville unter dem 17. Dec.
geschrieben: „Die aus heute Morgen anberaumte
Wahl durch die drille Slcnerklasse konnte nicht stall-
finden, da von 160 Wählern nur 110 erschienen,
also nicht zwei Drittel anwesend waren." — Kops-
rechnen schivach!

Münster. S.: Der „Westfälische Merkur"
(Nr. 243) bringt einen Bericht über eine Gerichts-
verhandlung, in welchem ivir mit Bcjreinden
Folgendes lesen: „Der erste Staatsanwalt ist per-
sönlich anivesend. Die ganze Vergangenheit dieses
vagabundircnden, dem Trünke und andern Lastern
ergebenen Subjects läßt aus eine gänzliche Ber-
koniiuenheit schließen." — Wird sich der erste Staats-
anwall das gesallen lassen?

Ochse,ihmiseii. 01.: Der „OchsenhaujerZeitung"
(Nr. 200) wird aus Heidenheim gemeldet: „Für
Züchliguiig von Meißner Schweinen setzte der land-
wirthichaftliche Verein namhasle Beiträge auS." —
WaS haben die Meißner Schweine gethan, daß sie
gezüchtigt werden sollen? Man sollte doch in
Heidenheim ein so nützliches und sonst überall hoch-
geschätztes Thier nicht so vor den Kopf stoßen.

Potsdam. 0!.: Von „Pierers Konver-
sationS-Lexikon, 7. Ausl., herausgegeben von
Joseph Kürschner mit Universal-Sprachen-
Lcxikon" (Union. Deutsche BerlagSgcsclljchaft in
Stutlgart) sind uns die Hefte 125—133 (Hom-
burg—Kalkbrenner) -zugegangen. — Von Oskar
Schwebe!-; anziehendein illustrirlen Werk „Aus
Alt-Berlin. Stille Ecken und Winkel der Reichs-
Hauptstadt i» kultur-historischen Schilderungen"
Verlag von Ha»S Lüsten öd er in Berlin) liegen
uns die Lieferungen 3—0 vor.

Rastede. N.: „Zur Geburt deS Sechsten"
fingt der Hausdichler der oldenburgische» Nach-
richten für Stadt lind Land (Nr. 187): „Heil »ns
der sechste Prinz ist da! — Nun singt und schießt
„Viktoria!" — Wer sagt nun noch, daß in der
Well — Nichts NeueS kann geschehen? — ScchS
deutsche Kaiserprinzen hat — die Welt noch nicht
gesehen! — Und noch ist nicht das Ende da! —
Germania, Hurrah, hurrah! Hoch Wilhelm und
Viktoria!"

Nndolstadt. Rlenxicles: Die „Schwarz-
burg-Rudolstädtifche Landeszeitung" (Nr 203)
druckt eine vom Abgeordneten E. Windthorst
im Jahre 1872 gehaltene Siebe über die Gcsähr-
lichkeii deS Jesuitenordens ab. In dieser wird
folgender Satz der Enchklika: .,Romanus pontifex
potest ac (lebet cum progressu, cum liboralismo
et cnm recente civilitate sese reconciliare et
componero-1 solgcndermaßen übersetzt: „Der-Papst
kann uns durch sich mit den Fortschritten, dem
Liberalismus utid der modernen Civilisation nicht
versöhnen und vergleichen." — Die Uebcrsetzung
rührt wohl nicht vom Abgeordneten Windthorst,
sondern von den Gelehrten der „Schwärzt»,rg-
Rudolstädter LandeSzeitung" her. Und dabei klagt
man darüber, daß auf den Schulen zu viel Latein
gelernt wird! Wir sind am Ende doch für Bei-
behaltung des lateinische» Aussatzes.

St. Avold. Die „Lothringer Zeitung"
vom 11. Tecember meldet: „Im Kanton Busen-
dorf stellt der ehemalige Notar Krompholz, jetzt
Barbier in Bujendorf, feine Kandidatur aus gegen
diejenige des Herrn Bierbrauers Salomon." —
Daß ein Notar »msattell und Barbier wird, kommt
wohl nicht oft vor, wenn eS auch hie und da
Notare geben soll, die etwas vom Barbiere» verstehe».

Straschurg i. E. H. F , W. S. und L. K.:
In den „Straßburger Neueste» Nachrichten" vom
10. Dec. veröffentlich Hahn folgende „Bitte":
„Denjenigen, ivelcher meinen Hund verzehrt hat,
ersuche ich fceundlichst, mir das Fell ungegerbt
zitzusenden." — Hoffentlich rührt diese Bitte da»
Herz des Äösewichls, so daß er Hahn das Fell,
ehe eS gegerbt ist, vielleicht unter Beifügung von
Gebeinen und Halsband des aufgegessenen Köter»
zurückschickt.

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Ichöncrlrn Holraih Dr. Siplnbadn-r-föcn

Kuranstalt Brunnthal München

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io, I’ostfaso 30—40 St

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l»r Itlulir Drrtitlllr umt.u kranco Vtii Quelle.

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Nerantw. Redacteur: I. Trojan in Berlin. —

Berlin, Leipzigerstr. 135,1. — Druck von Hempel &
 
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