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Kladderadatsch: Humoristisch-satirisches Wochenblatt — 43.1890

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Hefte 20-23, Mai 1890
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ßcrliit, den 4. Mai 1890.

XLIII. Mirflnng.

He. 20.

HMicnlmfcmfcr.

Montag, den 5. Mai.

Zeit ward eS wirklich, holder Mai.

Für dich, ins Land zu kommen.

ES hat der April schon allerlei
Dir keck vorweggcnommcn.

Dienstag, den 0. Mal.

Nicht branchst du dich diesmal zu bemüh,'.
Die schlummernden Knospen zu wecken.

ES prangen schon im vollen Grün
Die Bäume und die Hecken.

Mittwoch, den 7. Mai.

Biel Vögel lassen schon zur Iris«

Den fröhlichen Sang erschallen.

Nun bringst du. die wir noch rcrmisil.

Die lieben Nachtigallen.

HJodienliafcmfei*.

Donnerstag, den 8. Mai.

Bring uns auch mildes Sonnenlicht.

Den Blülhen allen zum Segen:.

Berschre mit dörrender Gluth sic nicht.

Und ertränk sic auch nicht im Regen.

Freitag, den 0. Mai.

Halt nachts die tückische Kälte fern.

Daß nicht erstorben sich neigen
Tie Blumen; die drei gestrengen Herrn
Lab heuer sich gnädig zeigen.

Sonnabend, den 10. Mai.

WaS der April vollbringen kann.

Wir haben cs jetzt erfahren.

Nun strenge dich, holder Makmond. an.

Um deinen Ruf zu wahren.

Kladderadatsch.

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fs kgm der Mai, und unwillkührlich denkt
Zurück man wieder an die Maigesetze,

Die strengen Sinnes einst der Staat verhängt,
Gebietend, das; kein Wevler ste verletze.

Wo sind ste hin? Verschwunden mit der Zeit,
Verrauscht, zerflossen gleich der Well' im Meere,
And Wiede herrschte wieder weit und breit,
Wenn nur der Windthorst auch zufrieden wäre.

Gin kleiner Mann nur ist er, doch als schwer
In sätt'gen hat er leider stch erwiesen.

Sein ewig wiederholter Ans ist „Mehr!"

An Appetit ist gleich er einem Niesen.

Wird etwas ihm geboten, greift er zu
And fordert stracks, dah man ihm mehr bescheere.
Nach dem Lnltnrkampf lebten wir in Kuh,
Wenn Windthorst nicht stets unzufrieden wäre.

Genug geschehen ist doch allgemach.

Am hold zu stimmen uns die Llericalen.

Gern gibt der Staat, zu gern fast gibt er nach,
Das hat gezeigt er zu verfchiednen Malen.

Inriikzuweichen hatte er den Muth,

Klein beirngeben macht' er stch zur Ghre —

And somit wäre jetzt denn alles gut,

Wenn nur der Windthorst auch zufrieden wäre.

Der heil'ge Vater ist ein Biedermann,

Vor allen Dingen liebt er sehr den Wieden;

Der wäre, käm' nur auf den Dapst es an,

Auch sicher schon seit Jahren uns beschieöen.
Wenn aber Windthorst nicht den Wieden will,
Kann auch der Dapst nichts machen, ach, ich höre
In Aom ihn seufzen kummervoll und still:
„Wenn doch öerWindthorstnurznfrieden wäre!"

Uhut, was euch als zweckdienlich nur bekannt,
Das; er befriedigt seines Weges wanöre,

Steckt ihm das Lperrgeld in die eine Hand
And drückt den Welfenfonds ihm in die andre:
Cs wird dadurch doch nichts gebessert sein,

Db fast ihn auch erdrückt der Gaben Schwere,
„Mehr!" wird und „Mehr!" er unermüdlich schrein. -
Nch. wenn doch Windthorst erst zufrieden wäre'.
 
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