Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kladderadatsch: Humoristisch-satirisches Wochenblatt — 43.1890

DOI Heft:
Hefte 51-54, Dezember 1890
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2271#0491
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Sic. öl.

Berlin, den 7. December 1890.

XLIIl. lafttgimg.

JÜlodienHafcnilfr.

Montag, den 8. Secemver.

Nun freu dich, Frankreich, daß du doch
Zu deinem Recht gekommen bist!

Ein Schlaukops hat'S entdeckt, daß Koch
Bon Hause auS Franzose ist.

Aicnsiag, den 9. Aecemöer.

Ja wohl, au« Frankreich stammt er her
Und ein Franzose ist er noch.

Weühalb es denn auch richtig w8r.

Daß er sich Toq schrieb, anstatt Koch.

Mittwoch, den 10. Aecemver.

Koch nennt er freilich selbst sich jetzt.
Doch ist'» nicht wohl von ihm gethan.
JnS Deutsche richtig übersetzt
Hieb' er ja Koch nicht, sondern Hahn.

Iöorfieii6(ifßn(fEr.

Aonnerflag, den 11. Aecemöer.

Germania, wie sic daS vernimmt.

Daß Koch -um Franzmann ist gemacht.
Wird sie deswegen nicht verstimmt.

Nein doch, sie hört cS an und lacht-

Areitag, den 12. Aecemver.

.Und war er wirklich nicht mein Sohn.

Lr wäre doch mir lieb und werth,

Am Ende ja genügt es schon.

Tab er der Menschheit angehörl.

Sonnabend, den 13. Aecemöer.

Wenn. Frankreich, du den groben Mann
Nicht ander« ehren kannst als so.

Dann sieh ihn als Franzosen an!

Uns thut es nichts, dich macht es froh!"

Kladderadatsch.

IMciißCaft.

Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage. Der vierteljährliche Abonnements-Preis ans dieses Blatt mit
Man abonnirt bei den Poftanstalten des In« und Auslandes, sämmtlichcn Beilagen beträgt sür In- und Ausland 2 Mk. 25 Pf
sowie in den Buchhandlungen. ! ohne Porto. Einzelne Nummern 20 Pf.



I u Ml o n c.


ein armer guter ©laötnj, herzlich thut mir's leid.
jl>l Dich Lu im bösen Paruell dich so arg getäuscht.
Wohl hast Lu nie — beleidigend wär's, für so naiv
Bu halten dich — betrachtet ihn als einen Mann
Von Ehrgefühl und gradem Sinn, doch glaubtest du.
Gerieben mär' er und gewandt. Last nicht so leicht
Lhm nachzuweisen wäre eine Lchnrlierei.

O weh. wie hast du schmählich dich in ihm getäuscht!
Schlimm war's, daß er den ahnungslosen Freund betrog,
Der Gattin Her; entfremdend ihm, doch schlimmer noch,
Daß er bei diesem schnöden Spiel sich fassen ließ
And fester dann und fester sich im Lügennetz
Verstrickte, bis er dastand vor dem Richterstuhl
Der Welt, der Schande Drandmal auf der frechen Stirn.
Wohl hast Lu's reiflich überlegt, ob ferner er
Als rühriger Kampfgenosse ;u verwerthen sei,



Allein es geht nicht! Ob es noch so schwer dir wird,
Ln sittlicher Cinpörnng mußt du feierlich
Los sagen dich von diesem Schuft, den schmerzlich du
Vermissen wirst im schweren Streit, darin du stehst.
Letzt mußt allein du wieder mit dem edlen Lord
Dich messen, der sich lachend schon die Hände reibt.
Was wird des Kampfes Ende sein? Lch fürchte sehr,
Der Kranz, nach dem voll Selbstvertrauen schon du griffst.
Der Kran; des Siegs ziert nimmermehr dein würdigHaupt.
Doch was auch komme, Eins gereicht zum Tröste mir:
Vicht brauche ich zu fürchten, daß ich Aehnliches
An dir erlebe, wie von Parnell ich's gesehn.

De gehren wirft du nimmer deines Nächsten Weib,
Denn sittlich war und tadelfrei dein Wandel stets.

And dazu kommt, was völlig mich beruhigen muß.
Daß dich vor solcher Thorheit schon Lein Alter schützt.

——— Kladderadatsch.
 
Annotationen