gemachter Wärme em Werk behandeln müffen, blog
weil es im Lehrplan steht,- er muß aus der Fülle
dessen, was für eine beftimmte Altersftufe überhaupt
in Betracht kommt, frri wählen können/ was er
selbst liebt und wofür er daher auch Liebe wecken
kann. Bergreift er sich dann auch einmal im Gegen-
stand, so wird er das erstens selbft sehr bald merken
und dann ift ein aus warmem Herzen kommendes
Wort über ein vielleichk zu schweres Vilv immer
noch besser als bloß pflichtma'ßige 'Vesprcchung eincs
an sich geeigneteren. Und enölich wird ein und das-
selbe Werk vielfach mit großem Vuhen mchrfach
besprochen werden können, sofern nur jedesmal
etwas von seinem Einzigartkgen und Wesentlichen
erfaßt wird. Das ist natürlich nicht kmmer mog-
lich,- bei Dürers Apokalypse -zum Beispkel scheint
es mir ausgeschlossen,- aber man kann etwa — ich
habe das ausprobiert — die Kasseler heilige Familie
Rembrandts auf der Mittelstufe zeigen und dabei
den Gemütsgehalt des Werkes zum Verständnls
bringen, und man kann dann das liebgewordene
Bild auf der iDberstufe nochmals besprechen und
auf die tiefere Bedeutung des Lichts, auf die
künstlerische Bedeutung des gemalten Rahmens,
des rotcn Vorhangs und dergleichen eingehen und
dabei einen Blick tun lassen in die Seele des
Künftlers und des Menschen Rembrandt.
Es ist also für den Kunftunterricht notwendig,
daß er sein Ziel kennt, daß er sich seiner Möglich-
keiten bewußt ist, daß er weiß, was jedem Alter
frommt — daß er aber im llbrigen diejenige Frei-
heit behält, ohne die kn diesen Dingcn nichts aus-
zurichten ist. Ebenso nachdrücklich muß aber auf
der andern Seite gefordert werden, daß in dem
Gesamtprogramm, das sich jeder Lehrer für seinen
Unterricht ausstellt, plan und Lufammenhang sei,
daß Zusammengehöriges in geschlossenen Gruppen
zur Anschauung gelange, daß der Schüler immer
klarer erkenne — und zwar nkcht durch belehrende
Hinweise, sondern durch den Zufammenhang des
Unterrichts selbst — wie alles Erlebke flch organksch
einordne in einen großen Lebenszusammenhang.
Für die mittlere Stufe ist das verhältnismäßig
unwichtig — für die obere unbedingt notwendig,-
gerade von seiten meiner Schüler ist mir der Wunsch
nach Zusammenschau des Vielen zu einheitlichen
Gruppen wiederholt entgegengetreten.
Dr. K. Gaiser, Tübingen.
(Fortfttzung folgt.)
Kulturpolitik.
Unter diesem Titel erschien im Verlag Eugen
Diederichs in Iena ein Buch des bekannten Bau-
künstlers Fritz Schumachers, der unsere besondere
Beachtung verdient. 2n seinem Vorwort sagt der
Verfasser: Kulturpolitik — das ist ein Feld, von
dem uns keine Feindesmacht auszuschließen kmstande
ist. Ietzt, wo man deutschen Willen und deutschen
Geist nach außen hin abzuschneiden und einzukerkern
bemüht ist, müssen wir ihn nach innen hin um so
reicher zu entwickeln trachten. Wenn es uns ge-
lingt, unser eigenes Menschentum trotz der sonnen-
losen Zeit, der wir entgegen gehen, zu einem neuen
Blühen zu bringen. wird es niemanden mehr ge-
lingen, das Stück Menschentum vor der Welt
künstlich zu verschließen. Es wird zu leuchten be-
ginnen, und Licht läßt sich nicht in Käfige sperren.
So kann eine andere Art von Weltmacht entstehen.
Das innere Leuchten unseres Deutschtums zu ent-
fachen, muß unser Ziel sein. Das bedarf großer
Arbeit. Es gklt vielen Schutt wegzuräumen, ehe
eine reine Flamme ohne schwelenden Nauch über-
haupt entstehen kann,- es gilt viel Makerial herbei-
zutragen in unablässigem Einzelmühen, wie eine
Flamme nicht nur auflodern, sondern stetig weiter-
brennen soll. Mit einem Wort, wir müssen von
Grund auf arbeiten, wenn unsere Kultur wirklich
zu Kraft und Wirkung kommen will. An solcher
Arbeit möchte das Buch zu seknem bescheidenen
Teil mitwirken. Er erkennt dann: Das Verständnks
sür die Bestrebungen einer vertieften Kultur kann
nur durch elne neue Schulerziehung gelegt werden,
aber auch zahlreiche andere Erscheinungen und
Formen unseres Daseins müssen wir dazu benutzen,
um diese Erziehung unabläsflg fortzusetzen, damit
sie wirklich die Massen durchdringt.
Er gliedert den Jnhalt seines Werkes in folgende
Teile: I. Zur Erzkehung des neuen Menschen,
II. Mittel der Volkskultur (Kino, Kirche, Friedhof,
Schule, Gerät, Garten, Straße), III. Vorbedin-
gungen der Wohnungskultur, IV. Kulturprobleme
der Großstadt, V. Mechanisierung und Architektur,
VI. Erpressionismus und Architektur, VII. Unser
künstlerisches Derhältnis zum Auslande.
Das Kapitel: Zur Erziehung des neuen
Menschen hat für uns besondere Bedeutung. Wir
geben deshalb seinen Inhalt kurz zusammengefaßt
wieder und hoffen dadurch, in recht vielen Lesern
den Wunsch zu wecken, das wertvolle Buch zu er-
werben. Es kostetgebundenM lZ.-,brosch.MlO.-.
Frih Schumacher sagt: Wenn wir uns heute
auf allen Gebieten des staatsbürgerlichen Lebens
anschicken, neue Gebilde zu konstruieren, in denen
weil es im Lehrplan steht,- er muß aus der Fülle
dessen, was für eine beftimmte Altersftufe überhaupt
in Betracht kommt, frri wählen können/ was er
selbst liebt und wofür er daher auch Liebe wecken
kann. Bergreift er sich dann auch einmal im Gegen-
stand, so wird er das erstens selbft sehr bald merken
und dann ift ein aus warmem Herzen kommendes
Wort über ein vielleichk zu schweres Vilv immer
noch besser als bloß pflichtma'ßige 'Vesprcchung eincs
an sich geeigneteren. Und enölich wird ein und das-
selbe Werk vielfach mit großem Vuhen mchrfach
besprochen werden können, sofern nur jedesmal
etwas von seinem Einzigartkgen und Wesentlichen
erfaßt wird. Das ist natürlich nicht kmmer mog-
lich,- bei Dürers Apokalypse -zum Beispkel scheint
es mir ausgeschlossen,- aber man kann etwa — ich
habe das ausprobiert — die Kasseler heilige Familie
Rembrandts auf der Mittelstufe zeigen und dabei
den Gemütsgehalt des Werkes zum Verständnls
bringen, und man kann dann das liebgewordene
Bild auf der iDberstufe nochmals besprechen und
auf die tiefere Bedeutung des Lichts, auf die
künstlerische Bedeutung des gemalten Rahmens,
des rotcn Vorhangs und dergleichen eingehen und
dabei einen Blick tun lassen in die Seele des
Künftlers und des Menschen Rembrandt.
Es ist also für den Kunftunterricht notwendig,
daß er sein Ziel kennt, daß er sich seiner Möglich-
keiten bewußt ist, daß er weiß, was jedem Alter
frommt — daß er aber im llbrigen diejenige Frei-
heit behält, ohne die kn diesen Dingcn nichts aus-
zurichten ist. Ebenso nachdrücklich muß aber auf
der andern Seite gefordert werden, daß in dem
Gesamtprogramm, das sich jeder Lehrer für seinen
Unterricht ausstellt, plan und Lufammenhang sei,
daß Zusammengehöriges in geschlossenen Gruppen
zur Anschauung gelange, daß der Schüler immer
klarer erkenne — und zwar nkcht durch belehrende
Hinweise, sondern durch den Zufammenhang des
Unterrichts selbst — wie alles Erlebke flch organksch
einordne in einen großen Lebenszusammenhang.
Für die mittlere Stufe ist das verhältnismäßig
unwichtig — für die obere unbedingt notwendig,-
gerade von seiten meiner Schüler ist mir der Wunsch
nach Zusammenschau des Vielen zu einheitlichen
Gruppen wiederholt entgegengetreten.
Dr. K. Gaiser, Tübingen.
(Fortfttzung folgt.)
Kulturpolitik.
Unter diesem Titel erschien im Verlag Eugen
Diederichs in Iena ein Buch des bekannten Bau-
künstlers Fritz Schumachers, der unsere besondere
Beachtung verdient. 2n seinem Vorwort sagt der
Verfasser: Kulturpolitik — das ist ein Feld, von
dem uns keine Feindesmacht auszuschließen kmstande
ist. Ietzt, wo man deutschen Willen und deutschen
Geist nach außen hin abzuschneiden und einzukerkern
bemüht ist, müssen wir ihn nach innen hin um so
reicher zu entwickeln trachten. Wenn es uns ge-
lingt, unser eigenes Menschentum trotz der sonnen-
losen Zeit, der wir entgegen gehen, zu einem neuen
Blühen zu bringen. wird es niemanden mehr ge-
lingen, das Stück Menschentum vor der Welt
künstlich zu verschließen. Es wird zu leuchten be-
ginnen, und Licht läßt sich nicht in Käfige sperren.
So kann eine andere Art von Weltmacht entstehen.
Das innere Leuchten unseres Deutschtums zu ent-
fachen, muß unser Ziel sein. Das bedarf großer
Arbeit. Es gklt vielen Schutt wegzuräumen, ehe
eine reine Flamme ohne schwelenden Nauch über-
haupt entstehen kann,- es gilt viel Makerial herbei-
zutragen in unablässigem Einzelmühen, wie eine
Flamme nicht nur auflodern, sondern stetig weiter-
brennen soll. Mit einem Wort, wir müssen von
Grund auf arbeiten, wenn unsere Kultur wirklich
zu Kraft und Wirkung kommen will. An solcher
Arbeit möchte das Buch zu seknem bescheidenen
Teil mitwirken. Er erkennt dann: Das Verständnks
sür die Bestrebungen einer vertieften Kultur kann
nur durch elne neue Schulerziehung gelegt werden,
aber auch zahlreiche andere Erscheinungen und
Formen unseres Daseins müssen wir dazu benutzen,
um diese Erziehung unabläsflg fortzusetzen, damit
sie wirklich die Massen durchdringt.
Er gliedert den Jnhalt seines Werkes in folgende
Teile: I. Zur Erzkehung des neuen Menschen,
II. Mittel der Volkskultur (Kino, Kirche, Friedhof,
Schule, Gerät, Garten, Straße), III. Vorbedin-
gungen der Wohnungskultur, IV. Kulturprobleme
der Großstadt, V. Mechanisierung und Architektur,
VI. Erpressionismus und Architektur, VII. Unser
künstlerisches Derhältnis zum Auslande.
Das Kapitel: Zur Erziehung des neuen
Menschen hat für uns besondere Bedeutung. Wir
geben deshalb seinen Inhalt kurz zusammengefaßt
wieder und hoffen dadurch, in recht vielen Lesern
den Wunsch zu wecken, das wertvolle Buch zu er-
werben. Es kostetgebundenM lZ.-,brosch.MlO.-.
Frih Schumacher sagt: Wenn wir uns heute
auf allen Gebieten des staatsbürgerlichen Lebens
anschicken, neue Gebilde zu konstruieren, in denen