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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 1.1921

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Heft 4 (1. Jahrgang 1921)
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Umschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.20810#0080

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Aus Ätuüienrat Vühler's Werkstatt.

Es ist etwas eigenartiges um das Entstehen, das Werden.
Nichts wirkt versöhnlicher als das schüchterne Aufkeimen
des Neuen. Es ist noch kaum geboren, hilflos und keck
zugleich bietet es seine Form zur Schau. Es war mir
vergönnt, solches Werden zu sehen.

Unser Ämtsgenosse Herr Studienrat Bühler in Rott-
weil ist emsig an der Ärbeit, die Farbe seinen Schülern
lieb und vertraut zu machen.

Schon beim Eintritt in den etwas altmodischen Zeichen-
saal der früheren Neichsstadt überrascht die Farbigkeit
der Lehrmittel. Da hängt ein Farbkreisbild von riesigem
Umfang, gleichsam als Wahrzeichen und Wegweiser, ein
eindringlicher Mahner an die Schülerschast: „Gedenke
der Farbe". Auch Ver Farbenkörper, ein Doppelkegel,
liegt da. Sein oberer Kegelmantel zeigt alle hellklaren
Farben, der untere alle dunkelklaren bis zum reinen
Schwarz in der Spitze. Die Fülle der Grüntöne über-
rascht, und man vermißt etwas !n der Rotlage, wodurch
eine gewiffe Kälte hervorgerufen wird. 2ch beabsichtige
nicht, an dieser Stelle an der Ostwald'schen Theorie
Kritik zu üben, sondern ich will mich, wie dies auch der
Fall war, nochmals an Bühler's Zöglingen erfreuen. Ein
fefter Wille, Methode und Liebe zur Farbe, verbunden
mit einer unbestechlichen Sachlichkeit, haben es Hcrrn
Bühler vergönnt, aus seinen Schülern Möglichkeiten
herauszuholen, welche ich durch einige Schülerarbeiten
ganz kurz illustrieren möchte.

Den Reigen eröffnen dke Kleinen, in dcr Hand zwei
Farbstiste oder auch vier. Es sind urgelb, rot, blau und
grün. Mil diesen Farben lassen die Schüler die ihrem
Alter geläufigen Formen entstehen, als Gedächtnis- oder
Fantasiezeichnung! Aufgehende Sonne, Haus im Grünen,
ein Waschtag, Ostereier. Diese Arbeiten sind srksch, keck
und sehr eindringlich. Gröstere Schüler machen Aus-
märsche und bringen !n der Klaffe aus dem Gedächtnis

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zu Papier, was sie draußen erfreut hat. Und diese Freude
an Natur und Farbe leuchtet auch aus ihrem Schaffen
heraus. Da ist ein herbstlich gefärbter Baum. Voll
Zärtlichkeit für die Reinheit des eknzclnen Farbtons ist
der Baum in dret Tönen gepunktet worden. Ich war über
solche Arbeit erstaunt, und Herr Bühler mußte mir ver-
sichern, daß der Schüler selbftändig gearbeitet hat. Da
zeigt sich eben, was ausdauernde, zielbewußte Führung
des Lehrers vermag.

Die Schüler betätigen sich auch im Illustrieren. Die
La Fontaine'sche Fabel von der Eiche und dem Schilf-
rohr, welche die Schüler in der französischen Stunde
durchgenommen hattcn, gab den Vorwurs. Ein Blick aus
den Farbkegel ermöglicht es dem Schüler, zu dem srei-
gcwählten ersten Ton den paffenden zweiten u. s. f. zu
findcn. Das Ergebnis ist eine gewiffe Harmonie und
Naturgemäßheit der Farbgcbung, die den Beschauer be-
friedigt.

Die Rottwciler Hansel in ihrcm farbigen Faschings-
puh dürfen nicht vergessen wcrden. Die Schüler haben
diese historischen Koslüme nach- unv neugeschaffen.

Das Zetchnen nach der Natur gewinnt durch einen
fortwährenden Hinweis auf den Ton an Farbigkett und
damkt an Frische, was mir die vorgelegten Zeichnungen
von Früchten, Schmetterlingen, Vögeln usw. zeigten.

Es sragt sich nun, ob der Weg, den unser Amtsge-
nosse Bühler gcht, in allen Fällen der rechte ist. Sind
die guten Arbeiten seiner Schüler wegen Ostwald's
Farbcnlehre wohl geraten, oder sind sie troh Ostwald's
Lehre gut. Es muß erwogen werden, ob eine Mechani-
sierung der Farbgebung vielleicht das schöpferische Ringen
ausschließt, und damit auch deffen Schmerzen und Wonnen,-
aber gerade das schöpferische Arbeiten ist uns licb, nicht
seiner Resultate wegen, sondern weil es der Formkrast
der Seele zum Ausdruck verhelfen soll.

Karl Hils.

Umschau

Vie 4. kunstausstellung öes Lunöes für Volksbilöungs-
pstege Äaarbrücken. Der Bund für Volksbildungspflege,
Saarbrücken eröffnete am 11 .Mai in den Räumen des Saar-
museums seine 4-Kunstausstellung: „Kinderzeichnungen, im
Spiegel der Kinderseele". Gedanke und Organisation der
Veranftaltung liegt in den Händen des Malers H. Keuth,
Saarbrücken. — Zur Auswahl standen ihm etwa 8 — 10000
Malereien und Zeichnungen von Kindern von 1Z —14
Jahren zur Verfügung. Etwa 4)0 Arbeiten wurden unter
künstlerischem und psychologischen Gesichtspunkten erwählt.
2n ihrem Zusammenklingen geben sie ein wundersam leben-
diges Bild des kindlichen Äusdrucksvermögens.

Die Veranstalter hoffen: Die Ausstellung soll zum Ver-
stehen der Kindesseele führen, zugleich dem Verständnis des
Wesens derKunft näher bringen. Unserem modernenZeichen-
unterricht wird sie neue Wege weisen, die schlummernden
künftlerischen Kräste im Kinde zu wecken, seiner Schaffens-
sreudeAusdrucksmöglichkeitzuverleihen. — DieAusstellung
dauerte bis Ende Iuni. Das gesammelte Material bleibt
erhalten und soll ausgebaut werden. Zusendungen von
Kinderzeichnungen, die Ausdruck der kindlichen phantasie
sind, sind an die Adreffe der Geschästsstelle des Bundes,
Saarbrücken Rathausplatz 8, Zimmer 1Z0, erbeten.

tzeimatkunöliche Ätuöienfohrt. Die Regensburger Volks-
kurseveranstalten mit Genehmigung desStaatsministerlums

für Unterricht und Kultus in derWoche vom Z1. Iuli zum 6.
August eine heimatkundlkche Studienfahrt an die nördliche
Donau. Durch Vorträge und Führungen sollen die Teil-
nehmer mit einem Stück deutschen Kulturbodens bekannt
gemachtwerden.Im einzelnen istfolgendes vorgcsehen:V o r-
träge: „DasrömischeRegensburg",„Kirchlicheund profane
Kunst", „Gcographische und wirtschaftliche Bedeutung
Negensburgs", „Geologie der Landschast um Regensburg",-
Führungen: Städte Regensburg, Abensberg, Kelheim,
Burgruinen Donaustauf und Brennberg, Walhalla, Be-
freiungshalle, Kloster Weltenburg, Römerlager Eining
<ca8trn ^buslna), Beginn des limex bei Hadersfleck
(Hacirlani vieus), Keltische Ningwälle bei Kelheim, Mün-
dung des Donau-Main-Kanals, Hafenanlagen, Talsperre
bei Wicsent, Donauschlucht bei Weltenburg, Granitblock-
meere des Urgebirges bei Falkenstein. Als Lehrkräfte wur-
den erste Autoritäten gewonnen. Männer und Frauen,
die Liebe zur deutschen Heimat hegen, sind herzlichst ein-
geladen. Die Teilnehmergebühr beträgt einschließlich Unter-
kunst, Verpflegungung und der von Regensburg aus
notwendigen Eisenbahnfahrten Z^O Mark. Anmeldungen
können nur bis einschließlich ZO. Iuni entgegengenommen
wcrden. Nähere Auskunst erteilt Studienrat Ioseph
Ostler, Regensburg, Dechbettenerstraße Z8.

tzeimatkunüliche Ätuöienfahrt nach Heiöelberg und den

wichtigsten Stätten seiner Umgebung, vom 2. bis 9. August
1921. Leitung prof. Dr. F. panzer, Universität Heidelberg.
 
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