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N°. 105.

K u n st - B l a t t.

Donnerstag, 3r. December 1329.

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Der königliche Bildersaal in der St. Morizkapellc
zu Nürnberg.

(Beschluß.)

Indem wir auf Dürer's Schüler übergehen wollen,
schicken wir erst zwei), als Freunde und Gehülfen des
Albr. Dürer voraus, Kulmbach und Bnrgkmair.

Hans Kuliubach hat bei) Jakob Walch in Nürn-
berg-gelernt, lebte dann längere Zeit in Dürer's Hans
und malte zum Theil nach seinen Zeichnungen, zum Theil
unter seiner Aufsicht und Leitung. Wahrscheinlich erklärt
sich hieraus der ungleiche Werth seiner Werke; seine be-
sten mögen unter Dürer's Leitung entstanden seyn. Im
Bildersaale finden wir mehrere Arbeiten von ihm, worun-
ter sich vorzüglich zwei) auszcichnen: Nro. 57. „Joachim
im priesterlichen Ornat und Anna mit grünem Mantel
und rothem Unterkleid," und Nro. 7t. „Wilibald im
bischöfflichen Ornat und der heil. Benedict in seiner Or-
denskleidnng, in der Rechten ein zerbrochenes Glas auf
einem Buch haltend." Die Köpfe sind sehr schon, beson-
ders der des Joachim und Wilibald, im ersten ist viel
edler Ausdruck. Die Zeichnung der Figuren ist sehr gut
und tragt schon weniger die Gebrechen der früheren Zeit,
die Färbung, ist kräftig und die Draperien sind sehr schön
gelegt. Sie gehören zu den besten in dem Bildersaal
und sind des Platzes neben Albrecht Dürer's Kreuzab-
nahme würdig. Wie wenig Kulmbach sich gleich bleibt,
beweist das weit geringere Bild Nro. 159. „der Evange-
list Johannes" von ihm. Andere, welche im Kataloge
als „in der Art, wie Kulmbach" angeführt sind, sind weit
geringer und dürften ihm kaum zugeschrieben werden.
Ausserdem finden wir in der Sebalder Kirche und in der
Gallerte auf der Burg noch mehrere vorzügliche Arbeiten
von ihm.

In einem ähnlichen Verhältniß, wie Kulmbach, stand
HanS Bnrgkmair zu Albr. Dürer, dem er im Alter
fast gleich stand. Cr lebte eine Zeit lang hier, und ohne
sich gerade nach Dürer zu bilden, hat er doch viel von
seiner Art angenommen. Er gehört zu den ausgezeichne-
ten Künstlern jener Zeit. Der Vildersaal hat ausser ei-

nem kleinern und unbedeutenderen, zwe» Gemälde Kon
ihm aufzuweisen, die wahrscheinlich zu seinen besten zu
zahlen sind, Nro. 44. „der heil. Christoph tragt das Jesus-
kind, zur Seite der heil. Veit" und Nro. 105. „der heil.
Sebastian mit einem unbekannten Heiligen, der Krone
und Scepter führt." Der Katalog nennt zwar lezteren
den Kaiser Diokletian, allein die ganze Anordnung des
Stücks beweist, daß er der Richter und Verfolger des
Heiligen nicht seyn könne. Denn hinter beyden breiten
drey Engel ein Gewand von Goldstoff aus und über ih-
nen schwebt ein Engel, der Kronen und Palmen über
bepde ausstreckt. Die Scene ist in einem Tempel mit
schöner Aussicht in eine weite Landschaft vorgestellt. Bepde
Gemälde tragen gleichen Charakter an sich;. bey Nro. 44.
sind die Köpfe weniger gut, als bep Nro. 105. Sie ha-
ben viel Wahrheit und scheinen Porträte nach der Natur
zu sepn. Durchaus steht die Zeichnung in dem Nackten
unter Dürer,-aber die Behandlung der Stoffe, der Fleiß
in der Ausführung der Linien - und Luftperspektive ist
vorzüglich. Besonders zeichnet sich das Gewand an Veit
Nro. 44. und der Hermclinmantel des Königs Nro. 105.,
so wie der ausgebrcitete Gvldstoff daselbst, ans.

Nicht von allen Schülern Dürer's, sondern von Alt-
dorfer, Amberger, Schäufelin und Pencz sind
Arbeiten im König!. Bildersaal.

Von Albrecht Altdorfer ist Nro. 114. der süd-
lichen Wand, „ein heiliger Hieronymus." Der Heilige
kniet vor einem Cruzifire in einer ziemlich belebten Wüste,
denn im Mittelgründe zeigt sich in einiger Entfernung
ein Dorf, seitwärts erblickt man die Klause, ein ziemlich
stattliches, halb gothisches, halb römisches Bauwerk. Die
Cardinalskleidung liegt zu den Füßen des Betenden. Nicht
sowohl die Hauptfigur, die schon über den Dimensionen
steht, in welchen Altdorfer mit so viel Glück arbeitete,
verdient hier Lob, sondern vielmehr die Landschaft, in
welcher Vor- und Hintergrund mit seltenem Fleiße und
mit viel Gefühl behandelt sind. An den Fleiß Altdor-
fers erinnert das Gemälde Nro. 110., welches im Kata-
log einem unbekannten Schüler desselben zugeschrieben wird,
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