Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 29.1918

DOI Artikel:
Neues vom Kaiser-Friedrich-Museum
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6188#0028

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
35

Nekrologe — Personalien — Funde — Ausstellungen

36

Neben diesen durchgreifenden Umänderungen und
Erweiterungen konnte der stattlichen Reihe der Erwer-
bungen des Kaiser-Friedrich-Museum-Vereins ihre
historische Einreihung gegeben werden. Mit der Er-
werbung einer geistreichen Skizze aus der Versteigerung
Michel (Mainz) wird die bedeutende Sammlung der
Rubensskizzen durch ein sehr interessantes Stück glück-
lich bereichert. Durch den engen Zusammenhang mit
einer Skizze im Louvre — Philopömen beim Holz-
spalten erkannt — welche dort dem Rubens zuge-
schrieben wird, bildet sich, wie v. Bode deutlich ge-
macht hat (Amtl. Berichte XXXVIII, 7) mit der neuen
Berliner Skizze zusammen, die die Abnahme der Jagd-
beute von einem Esel durch zwei Jünglinge darstellt,
eine Gruppe, die dem Stil des jungen v. Dyck, etwa
um 1620, zugewiesen werden kann. Ein lebensgroßes
Brustbild des Feldmarschalls Jacob Keilh von Antoine
Pesne, in besonders fein abgetönter Farbe und vor-
trefflicher Charakterisierung der leicht beweglichen
Züge, das zu des Künstlers späteren Arbeiten gehört,
bildet ein würdiges Gegenstück zu dem bekannten
Bildnis Friedrichs des Großen. Im Gegensatz zu der
geistvoll individualisierenden Porträtkunst dieses Fran-
zosen interessiert das neuerworbene Selbstbildnis des
Venetianers Piazetta mit seiner breiten malerisch
dekorativen Note. Schließlich sei noch die malerisch
höchst phantastische Henkerszene von Leonard Bramer
erwähnt, die dem Museum aus dem Nachlaß Dr.
Freund zufiel. w. K-

NEKROLOGE

Der Berliner Holzbildhauer Anton Puchegger ist in

Davos gestorben. Er war Tiroler von Geburt und stammt
aus einer alten Holzschnitzerfamilie. So war ihm die Fähig-
keit, materialgerecht zu formen und bilden, sozusagen
durch Tradition und Geburt ins Blut übergegangen.

James Weale, der Senior der englischen Kunstwissen-
schaft, ist im Alter von über achtzig Jahren gestorben. Sein
Spezialgebiet war die altniederländische Kunst und seine
Haupttat die Entdeckung Gerard Davids. Weales wich-
tigste Werke sind über Memling, Gerard David und die
beiden van Eycks geschrieben.

Der Dresdener Architekt Paul Bender ist im Westen
gefallen. Er war ein Schüler Wallots und einer der tüch-
tigsten und zukunftreichsten jüngeren Baukünstler Sachsens.

PERSONALIEN

Prof. Dr. Justi, der Direktor der Kgl. Nationalgalerie
in Berlin, ist zum Geh. Regierungsrat ernannt worden.

Ludwig Herterich, dem bekannten Münchener Künst-
ler und Professor an der Akademie, ist vom König von Bayern
der Verdienstorden der bayrischen Krone, der mit dem
persönlichen Adel verbunden ist, verliehen worden.

Der Berliner Bildhauer Martin Schauß beging am
25. September seinen fünfzigsten Geburtstag. Der Künstler
ist seiner Bildnisbüsten und Grabmäler wegen besonders
geschätzt und anerkannt. Auf Berliner Ausstellungen be-
gegnet man stets seinen Werken. Auch Gustav Schmidt-
Cassel ist ein Fünfzigjähriger geworden. Er war ein Schü-
ler von Herter in Berlin und hat sich vornehmlich mit der
Monumentalplastik befaßt. Sein Hauptwerk, das Reiter-

standbild Peters des Großen in Riga, ist von den Russen
verschleppt worden.

Der Marinemaler Professor Karl Saltzmann ist am
23. September siebzig Jahre alt geworden. Er hat in Ber-
lin und Düsseldorf studiert und schon in jungen Jahren
die Aufmerksamkeit des Kaiserhauses auf sich gezogen.
1878—1880 begleitete der Künstler den Prinzen Heinrich
von Preußen auf seiner Weltreise und von 1888 an den
Kaiser fast alljährlich auf seinen Nordlandreisen. Saltzmann
besitzt die große goldene Medaille, ist Mitglied der Aka-
demie und Leiter der Abteilung für Marinemalerei an der
Berliner Hochschule.

Der Braunschweiger Bildhauer Prof. Gottlieb Elster
wurde 'am 8. Oktober 50 Jahre alt. Er war ein Schüler
des feinsinnigen Rümann in München, arbeitete dann im
Atelier von Schaper in Berlin und schließlich zusammen
mit Adolf Brütt. Von 1910—13 leitete er die Bildhauer-
stube in Weimar und lebt jetzt in seiner Heimat Braun-
schweig. Elster ist durch eine Reihe trefflicher Denkmäler
bekannt geworden, so das Kleistdenkmal in Frankfurta.d.O.,
Friedrich II. als Kronprinz in Rheinsberg, Königin Luise in
Weißensee bei Berlin. Die Nationalgalerie besitzt von
dem Künstler die polychrome Terrakotta einer weiblichen
Büste, Ave Maria genannt.

FUNDE

Eine bisher unbekannte Dürer-Zeichnung soll in
London aufgetaucht sein und zwar ein großes Skizzenbuch-
blatt von seiner niederländischen Reise, 1521 datiert und
mit Tierdarstellungen aus dem Brüsseler Tiergarten. Es
sind ein Löwe, zwei schlafende Löwinnen, ein Luchs, eine
Ziege und ein Affe dargestellt, von denen namentlich der
letzte mit größter Sorgfalt ausgeführt und in Wasserfarben
gemalt ist. Daneben finden sich zwei Landschaften skizziert,
die ein Flußufer darstellen, von dem aus ein Steg auf ein
Schloß zuführt.

Aufdeckung eines mittelalterlichen Schnitzaltars
in Lübeck. In der St. Jürgenkapelle ist hinter einem
neueren Ölbilde ein von diesem verdeckter Schnitzaltar des
15. Jahrhunderts zum Vorschein gekommen. Es ist ein
Triptychon, dessen Außenflügel fehlen. Die ganze Fläche
ist in zweimal drei Felder geteilt, die obere Reihe ist aus
Eichenholz geschnitzt, die untere aus Marmor gemeißelt,
beide Arten aber bemalt. Die Predella dagegen ist zer-
stört. Szenen aus dem Leben Jesu bilden den Inhalt der
Darstellungen.

AUSSTELLUNGEN
Wien. Die Sezession, die ihr Haus drei Jahre dem
Roten Kreuz als Kriegsspital zur Verfügung gestellt hatte,
eröffnete dieser Tage ihre Herbstausstellung; ein Über-
gang zur Friedenswirtschaft, dem auch der Durchschnitt
der ausgestellten Werke völlig entspricht. Als ob sich
nichts ereignet hätte, begrüßen uns von den vertrauten
Wänden geläufige Bilder längst bekannter Maler; keiner,
den die Ereignisse aus seiner Bahn geschleudert, keiner
auch, den sie gefördert oder vertieft hätten; wenige, denen
sie mit neuen Themen auch nur gegenständliche Anregung
geboten haben. Zu diesen wäre Oswald Roux zu zählen,
der seine Vorliebe für aneinandergereihte Pferde und Fuhr-
werke nun an Trainkolonnen und Batterien glücklich aus-
leben lassen kann; oder Egger-Lienz, der seine hohlen
Figuren mit der Spannung der großen Zeit anfüllt, aber
wie früher Monumentalität der Formen dadurch anstrebt,
daß er sie — nach einem gut passenden alten Vergleich —
zu denen der Wirklichkeit in das Verhältnis des Geigen-
 
Annotationen