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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 29.1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.6188#0029

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37 Ausstellungen — Sammlungen — Vermischtes — Stiftungen — Literatur 38

kastens zur Qeige bringt. Noch charakteristischer für Ge-
sinnung und Niveau der Ausstellung und für den Geist
anständiger und bürgerlicher Tüchtigkeit, zu dem sich die
Sezession heute bekennt, sind die Werke von Josef Stoitzner
und Viktor Hammer. Stoitzners Landschaften streben die
klaren kräftigen Wirkungen farbiger Steinzeichnungen an;
in Wahl und Ausschnitt des Gegenstandes gemütvoll und
sicher, im Formenaufbau bestimmt und gediegen, ohne ins
Kleine, ohne ins Große zu fallen, haben sie eine gesunde
und schmackhafte Hausmannskost, einen erfreulich großen
Kreis von Verehrern gefunden. Noch größer ist der Erfolg
Hammers, dessen Bildnisse in ihrer ernsten Nüchternheit,
ihrer linearen Bestimmtheit und gewissenhaften Liebe zum
Detail auf den ersten Blick altmeisterlich wirken; zum Teil
ist es wohl der Gegensatz gegen die verblasene, mondäne,
»schicke« Manier der durchschnittlichen Wiener Porträt-
malerei, die ihnen da nachhilft. In Wirklichkeit wird
Hammer nur gelegentlich, wo das Modell ihm geistig und
körperlich ganz besonders liegt — wie bei der reizenden
Mädchenzeichnung Fräulein B. — über gediegene Hand-
werklichkeit hinausgehoben; allerdings eine Eigenschaft,
die als Seltenheilswert weit bedeutendere künstlerische
Gaben beinahe aussticht. Denn es ist ein Lob, das sich
wenigen Porträtisten von heute erteilen läßt, daß seine
Werke zahlreichen namen- und anspruchlosen Familien-
bildern, die in guten Häusern hängen, ganz überraschend
ähneln; die Selbstverständlichkeit, die eine Seite guter
Bildniskunst ist, ist darin eingeschlossen. In den fried-
lichen Rahmen dieser Darbietung passen die Gedächtnis-
ausstellungen zweier früh verstorbener junger Künstler nicht
restlos hinein; beide waren noch unfertig, gärende Talente,
im Kampf um die eigene Form begriffen. Heinrich Gollob
hat sich auf fast allen Gebieten versucht und in alle starke
Empfindung und heiße Sehnsucht nach farbiger Kraft mit-
gebracht, überall unermüdlich gerungen, aber — soweit
die Ausstellung ein Urteil gestattet — nirgends gesiegt;
sein früher Tod fällt zweifellos eine Hoffnung, aber raubt
keinen Besitz. Auch Franz Hofer war noch ein Tastender
und Schwankender, aber seine großen Radierungen mit
ihrer samtweichen Farbigkeit und ihren groß geschehenen
Silhouetten, mit ihrer Hingabe ans Einzelne, die den Sinn
fürs Ganze nicht aufhebt, umreißen die Größe des künst-
lerischen Verlustes, den Hofers Heldentod bei Lubinka be-
deutet, bestimmter und düsterer. Von dem Lorbeerkranz
unter seinem Hauptblatt steigt ein Schatten auf und legt
sich schwer über diese selbstzufriedene freundliche Aus-
stellung, die uns glauben machen wollte, daß schon wieder
Alltag ist. //. t.

Die Düsseldorfer Kunsthalle veranstaltet eine Gedächt-
nisausstellung für Ernst Preyer. Es sind 130 Arbeiten
des Künstlers, meistens Landschaften, vereinigt. Preyer
war .im April d. J. im Alter von 75 Jahren gestorben.

SAMMLUNGEN

Der Graudenzer Altar in der Marienburg. Von

dem Graudenzer Flügelaltar befanden sich bisher einige
Teile in der katholischen Kirche in Graudenz, andere im
Danziger Provinzialmuseum. Dem Wiederhersteller der
Marienburg, Geheimrat Steinbrecht, ist es nun gelungen,
unter sehr günstigen Bedingungen das Ganze für die
Marienburg zu erwerben und dort aufzustellen. Der Altar
wurde um 1380, also in der Blütezeit des Deutschritter-
ördens, für die Kapelle des Ordensschlosses in Graudenz
gemalt. Dargestellt ist die Passion Christi in neun Tafeln
auf den äußeren Flügeln, und innen auf vier Bildern und
den beiden großen Haupttafeln das Marienleben.

Der Baseler Kunstverein hat für die Stadt Basel ein
Gemälde von Hodler, »Blick ins Unendliche«, für
20000 Franken erworben.

VERMISCHTES
Adolf Hildebrand, der unermüdlich tätige siebzig-
jährige Meister, hat in letzter Zeit eine große Reihe be-
deutender Werke vollendet. Die vier Bronzefiguren für
die Ecknischen des Hubertustempels, der auf der Terrasse
vor dem Nationalmuseum in München steht, sind guß-
fertig vollendet, müssen aber, wie manche andere Werke,
besserer Zeiten harren, um in ihrem metallischen Material
ausgeführt werden zu können. Weiter sind es zwei
Brunnenanlagen, die ihrer Aufstellung entgegensehen, ein
Siegfriedbrunnen für Worms und ein Rheinbrunnen für
Köln. Ferner hat der Meister ein mächtiges Mausoleum
mit Reliefbildern und eine ganze Reihe neuer Bildnisbüsten
geschaffen. Aber es ist noch nicht genug dieser reichen
und vielseitigen Tätigkeit, der baukünstlerischen und bild-
hauerischen Arbeit gesellt sich auch die Malerei, indem vom
Künstler für den Festsaal eines Schlosses eine Folge von
Bildern idyllischen Inhaltes geschaffen wurde, ähnlich jenen
Friesen, die er einst mit Marees in Neapel gemalt hatte.

Neue Arbeiten Max Slevogts. Slevogt hat im Berliner
Zoologischen Garten unmittelbar vor der Natur eine Reihe
von Tierstudien mit der kalten Nadel geschaffen, die dem-
nächst als Mappe im Verlage von Bruno Cassirer erscheinen
wird. Gleichzeitig wird derselbe Verlag zwei andere
Bilderfolgen des Meisters veröffentlichen, und zwar eine
Reihe von Aquarellen, die auf der ägyptischen Reise ent-
standen sind und eine gewisse Parallele zu dem Dresdner
Bilderzyklus abgeben, und die elf Aquarelle, die der Künst-
ler 1909 von dem verstorbenen Prinzregenten Luitpold
von Bayern gemalt hat.

STIFTUNGEN
Eine Stiftung zur Hebung der Freskomalerei.

Es ist eine von Bielsche Stiftung errichtet worden, um
jungen Künstlern Gelegenheit zu geben, in passenden
Räumen von Privathäusern monumentale Malereien aus-
zuführen. Für dieses Jahr ist mit der Vergebung der
Stiftung die Kgl. Hochschule für die bildenden Künste in
Berlin betraut worden und zwar kommen diesmal nur Be-
werber in Betracht, die ihren Wohnsitz in den preußischen
Provinzen östlich der Elbe, in den beiden Mecklenburgischen
Großherzogtümern und in Hamburg und Lübeck haben.

LITERATUR

Veröffentlichung der Prestel-Gesellschaft für das
Jahr 1916. Zeichnungen in Bremen. III. Teil. A. Voigt-
länder-Tetzner, Frankfurt a. M.

Die Prestel-Gesellschaft setzt ihre dankenswerte Tätig-
keit fort trotz Krieg und Papiernot. Innerhalb der deut-
schen Grenzen scheint Teilnahme genug vorhanden zu sein,
die Weiterführung der Publikationen zu ermöglichen. Die
Zahl der Mitglieder hat sich sogar erhöht. Der Beilrag wird
von 30 auf 33 Mark heraufgesetzt. Was dafür geboten
wird, ist viel.

Die Jahresgabe für 1916 enthält 30 Zeichnungen aus
der Bremer Kunsthalle und steht, was den Wert der ab-
gebildeten Blätter sowie die Qualität der Nachbildungen
betrifft, keineswegs zurück hinter den beiden früher er-
schienenen Mappen, die aus demselben Bestände geschöpft
haben. G. Pauli hat die Auswahl wiederum mit wissen-
schaftlich geleitetem Geschmacke getroffen und die er-
wünschten Notizen hinzugefügt.
 
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