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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 29.1918

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221

Nekrologe — Personalien — Ausstellungen

222

NEKROLOGE
In Düsseldorf starb am 21. Februar Dr. Hermann
Board, Sekretär der Kgl. Kunstakademie und Konservator
ihrer Sammlungen. Board, der ursprünglich Architekt ge-
wesen war, hatte in Heidelberg mit einer Arbeit über
S. Maria im Kapitol zu Köln promoviert und sich dann
um die Kunsthistorische Abteilung der großen Düsseldorfer
Ausstellung von 1902 verdient gemacht. Im Jahre 1903
wurde er als Nachfolger Schaarschmidts an die Akademie
berufen und erhielt später mit dem Professortitel einen
Lehrauftrag für Kunstgeschichte. Boards Verdienste lagen
hauptsächlich auf dem Gebiete des Ausstellungswesens. Die
Düsseldorfer Ausstellung für christliche Kunst von 1909
war im wesentlichen auf seine Initiative zurückzuführen.
Sein Lieblingsmaler war Eduard von Gebhardt, dem er
ein größeres literarisches Werk widmen wollte; die Vor-
rede zum Katalog der Dresdener Gebhardt - Ausstellung
von 1916 kann als eine Vorstudie dazu betrachtet werden.
Unvollendet blieb auch eine Geschichte der Düsseldorfer
Akademie zum Jahrhundert-Jubiläum im Jahre 1919, mit
deren Abfassung er.von der Direktion betraut war. Viele
Kunstgelehrte, die unter Boards Führung die wertvollen
Sammlungen der Akademie besichtigten, werden dem
liebenswürdigen, auf dem Gebiete der Düsseldorfer Malerei
sehr erfahrenen Manne ein freundliches Andenken be-
wahren, c.

In München ist der Maler Franz Simm im Alter von
65 Jahren gestorben. Simm wurde am 24. Juni 1853 in
Wien geboren, war ein Schüler der Wiener Akademie, wo
er kurze Zeit unter Feuerbach, hauptsächlich aber bei Ed.
von Engerth gearbeitet hat.. 1881 ging er auf fünf Jahre
nach Rom und dann zu ständigem Aufenthalt nach München.
Weniger durch seine Wandbilder in Tiflis und Wien als
vielmehr durch seine Illustrationen für die Fliegenden
Blätter und besonders durch seine Genrebilder, die aus
dem Leben der Biedermeierzeit ihre Stoffe holten, ist der
Künstler zu größerer Beachtung gelangt. Verschiedene
öffentliche Galerien, darunter auch die Nationalgalerie, be-
sitzen Werke seiner Hand.

PERSONALIEN
Dr. Oskar Fische), Privatdozent der Kunstgeschichte
an der Berliner Universität, besonders bekannt durch seine
Raffael-Forschungen, ist zum Professor ernannt worden.

Der neue Direktor des Leipziger Stadtmuseums.

Als Nachfolger des verstorbenen Professors Dr. Kurzwelly
ist der bisherige Direktorialassistent Dr. Friedrich Schulze
zum Direktor ernannt, worden. Dr. Schulze hat sich mit
seinen Arbeiten über das deutsche Studententum, die Frei-
heitskriege und Napoleon und mit seinem 1917 erschienenen
Buche »Hundert Jahre Leipziger Stadttheater« als ein Er-
forscher und Kenner der Leipziger Stadtgeschichte erwiesen
und galt seit Kurzwellys frühem Heimgang gleich als der
gegebene Nachfolger. Gerade an dieser Stelle wünschte
man sich keinen ins Weite schweifenden »europäischen«
Museumsdirektor, sondern einen Mann, der wie Kurzwelly
fest auf heimischem Boden steht und vom Häuslichen aus-
geht. Was Kurzwelly mit socher Kleinarbeit mittelbar für
die große Kunsthistorie beigetragen hat, ist von auswär-
tigen Fachgenossen, die sein Museum besucht haben, oft
rühmend anerkannt worden. Dem Nachfolger wünschen
wir, daß er auf der gleichen Bahn voranschreiten möge.

Die'Königliche Akademie der Künste in Berlin hat
folgende Künstler zu Mitgliedern gewählt: Hans Thoma;
den bekannten Simplizissimus-Zeichner Olaf Gulbransson;
den Architekten Prof. Josef Schmitz in Nürnberg, der sich

als Kirchenerbauer und Bewahrer nürnbergischer Stadt-
schönheit einen berühmten Namen gemacht hat; den als
Städtebauer sehr erfolgreichen Architekten Hermann Jansen
in Berlin und den Berliner Bildhauer Prof. August Kraus,
von dem die Nationalgalerie soeben zwei Bronzewerke er-
worben hat.

Vorstandswahl im Verband deutscher Illustratoren.

In der ordenlichen Hauptversammlung des Verbandes sind:
J. Bahr zum Vorsitzenden, Prof. E. Doepler zu dessen Stell-
vertreter, H. Tischler zum Schriftführer, P. Brockmüller zu
dessen Stellvertreter, R. Binde zum Kassenwart und zu Sach-
verwaltern Otto Marcus und Prof. Schlabitz gewählt worden.

Der Privatdozent Dr. Herbert Koch in Bonn, zurzeit
Dolmetscher im Görlitzer Griechenlager, erhielt einen Ruf
an die Universität Jena als außerordentlicher Professor der
Archäologie und Leiter des archäologischen Instituts als
Nachfolger des verstorbenen Professors Botho Graef.

AUSSTELLUNGEN
Ein neues Kunstausstellungsgebäude in München.

Anläßlich seiner goldenen Hochzeit hat König Ludwig III.,
den Traditionen seines Hauses getreu, auch der bildenden
Kunst gedacht und die Summe von 1200000 M. zur Er-
richtung eines vornehmen Ausstellungsgebäudes fürbildende
Kunst und Kunstgewerbe auf dem Terrain des alten bota-
nischen Gartens gestiftet. Damit tritt die Frage eines neuen
Ausstellungsgebäudes in München, die seit der Wieder-
verwendung des staatlichen Ausstellungsgebäudes am
Königsplatz für Museumszwecke besonders akut geworden
ist, in ein neues Stadium. Wie erinnerlich, hat man der
obdachlos gewordenen Sezession ursprünglich einen Bau-
platz auf dem oben genannten Terrain zugesichert, und es
hatte sich auch schon ein Stifter gefunden, der für die
notwendigen Baukosten eine größere Summe als Grund-
stock zur Verfügung stellte. Ohne weitere größere staatliche
Hilfe freilich würde die Sezession nie ein würdiges Haus
sich errichten können. Es schien aber nun bedenklich, daß
der Staat einen Ausstellungsbau eigens für eine Künstler-
Organisation errichtet, deren Weiterentwicklung sich nicht
recht übersehen läßt und die auf jeden Fall durch eine in
solch großem Umfang gewährte staatliche Unterstützung
eine Sonderstellung einnehmen würde, die ganz kritisch
betrachtet doch nicht so verdient erscheint. Viel glücklicher
ist nun der Gedanke, den die Stiftung des Königs zugrunde
legt. Man will einen neuen Ausstellungsbau schaffen, in
dem die gute, vorwärtsführende Kunst wie das Kunstgewerbe
zu Gast geladen werden wird, und man kann hoffen, daß
in dem neuen Bau, wie jetzt die Verhältnisse liegen, zu-
nächst die alte wie die neue Münchener Sezession zu Worte
kommen werden. An eine Niederlegung des Glaspalastes
wird nicht gedacht. Er soll in das neue Bauprojekt mit
einbezogen werden. Wenn man dem Riesenglasbau auch
keine große Schönheit nachrühmen kann und seine Unter-
haltung unverhältnismäßig viel verschlingt (200000 M. im
letzten Jahr), so ist er doch im Innern noch immer zweck-
mäßig und gut verwendbar und kann der Münchener
Künstler - Genossenschaft noch auf Jahre hinaus als Aus-
stellungsgebäude dienen. 'Die Hauptfront des neuen Aus-
stellungsgebäudes soll auf die der Nordfassade des Justiz-
palastes gegenüberliegende Seite zu stehen kommen, was
auf jeden Fall dem architektonischen Gesamtbild, wie vor
allem der Nordfassade des Justizpalastes sehr zu statten
käme. a. l. m.

Zum 60. Geburtstage (8. März)"von Prof. Hans Herr-
mann, dem bekannten Berliner Maler, wird im Künstler-
hause in der Bellevuestraße eine alle Schaffensperioden
des Künstlers umfassende Ausstellung veranstaltet werden.
 
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