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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 29.1918

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Mitteilungen aus ausländischen Kunstzeitschriften, [3]
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KUNSTCHRONIK

Neue Folge. XXIX. Jahrgang 1917/1918 Nr. 37. 28. Juni 1918

Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 10 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder bei der Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstr. IIa.
Abonnenten der Zeitschr. f. bild. Kunst erhalten Kunstchronik u. Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 40 Pf. für die dreigespalt. Petitzeile; Vorzugsplätze teurer.

Das nächste Heft der »Kunstchronik« (Nr. 38) wird Mitte Juli erscheinen -

MITTEILUNGEN AUS
AUSLÄNDISCHEN KUNSTZEITSCHRIFTEN

»L'Art et les artistes« gibt während des
Krieges nur Spezialnunmern heraus; im Jahre 1917
sind sechs erschienen. Das erste Heft, welches das
vierte der zweiten »Serie de guerre« ist, kam im Januar
1917 heraus und ist Rumänien gewidmet. Es bringt,
wie alle diese Nummern, eine stattliche Reihe von
Abbildungen. Victor Eftimiu schreibt über die »Re-
liquien der Vergangenheit«. Das früheste Denkmal
orthodoxen Gottesdienstes in Rumänien ist die Kirche
Biserica Domneasca, die Alexander, Sohn von Bas-
sarab, der zweite Fürst der Wallachei, 1360 unweit
seiner Residenz zu Arges im byzantinischen Stile
bauen ließ. Die byzantinische Baukunst hat in Ru-
mänien im 14. und 15. Jahrhundert ihren Höhepunkt
erreicht; später trat allmählich ein Verfall ein. Nicht
nur sind die Proportionen nicht mehr so richtig,
auch der Schmuck verliert seinen alten Charakter.
Die Außenmauern wurden im guten Zeitalter mit
emaillierten und gefärbten Backsteinen geschmückt,
die künstlerisch zusammengestellt sind; heutzutage be-
deckt man diese mit einer Kalkschicht. Einige moderne
rumänische Architekten haben jedoch die alte Bauweise
ihres Landes wieder aufgegriffen. War die Biserica
Damneasca in Arges die erste orthodoxe Kirche in
Rumänien, so hatten die katholischen Bischöfe von
Arges dort schon vorher die Kathedrale des hl. Nicolaus
errichtet. Diese zeigt große Ähnlichkeit mit einem
anderen Denkmal, der Kathedrale von Baia (1400),
die Alexander der Gute zur Erinnerung an seine erste
Frau, Margareta de Lozontz, Schwester des ungarischen
Fürsten von Transylvanien, gestiftet hat. Die Ruinen
dieser Kathedrale existieren noch. Von fünf Altären
umgeben liegt dort ihr Grabmal; sie wird als die
Stifterin des katholischen Gottesdienstes in der Moldau
angesehen. Die meisten anderen Kirchen und Klöster
stammen aus späteren Zeiten. Constantin Brancovanou,
der im Osten die Rolle eines Ludwig XIV. gespielt
hat, hat der Wallachei mehrere Kirchen und Klöster
geschenkt, von denen Hurezi die größte, schönste und
auch best erhaltene ist. Die Kirche, »im Stile des
17. Jahrhunderts« gebaut, ist von Nonnenzellen um-
geben. Das Innere ist reich geschmückt mit Wand-
malereien, die Fenster in geschnittenem Stein, Stühle
und Throne in feiner Holzarbeit usw. Der Maler der
Fresken von Hurezi ist unbekannt, aber aus seinen
teilweise der Bibel entliehenen, teilweise seiner Phan-
tasie entsprossenen Darstellungen zeigt sich deutlich,
daß er ein großer Meister gewesen ist. Eine künst-

lerische Tradition hat Rumänien kaum eekannt. Es
hat nicht die nötige Ruhe gehabt, um viele Denkmäler
zu errichten. Die Phantasie der Bauern hat sich in
ihren schönen Stickereien, gewebten Tepp;rhen und
bemalten Vasen geäußert. Erst heutzutage fängt Ru-
mänien an, sich in dieser Hinsicht geltend zu machen.
Eine beträchtliche Anzahl junger Künstler mit viel
Begabung läßt vermuten, daß das große künstlerische
Gefühl dieses Volkes, das so lange unterdrückt gewesen
ist, endlich zur Äußerung kommen wird. Der meist
gesuchte der modernen rumänischen Maler ist Nicolaus
Grigoresco, der längere Zeit in Barbizon gearbeitet
hat und stark unter dem Einfluß von Rousseau, Corot
und Troyon gestanden hat. Wirklich rumänisch in
seiner Kunst ist Camil Ressu und mit ihm viele der
jüngeren Maler.

Das Interessanteste an dieser Nummer sind die
Abbildungen. An erster Stelle ein Tabernakel aus
dem Kloster Hurezi, 1608 von dem Stifter des Klosters,
Constantin Brancovan, geschenkt, eine wundervolle
Arbeit im byzantinischen Stil. Hierauf folgen mehrere
Ansichten des Klosters, Reproduktionen der Wand-
malereien usw. Sehr schön ist die Kirche der »trei
ierarchi«, die 1635 in Jassy ganz aus geschnittenem Stein
gebaut wurde und außerordentlich schöne bronzene
Türen hat, die an Elfenbeinschnitzereien erinnern.
Auch ist ein Gobelin aus dieser Kirche abgebildet,
der ungefähr um 1600 mit Gold und Perlen auf ge-
nuesischen Sammet gestickt ist. Weiter werden noch
Ansichten gegeben vom Kloster und der Kirche von
Vacaresti, von der bischöflichen Kirche (1512) in Curtea
zu Arges, von der durch Stephan dem Großen (1493)
in Jassy gebauten fürstlichen Kirche des hl. Nikolaus,
von den Wandmalereien der Kirche Curtea in Arges,
vom Epitaph in blauer Seide von 1396 aus dem Schatz
des Klosters von Cozia, Ansichten der Kirche in Baia
vor und nach der Wiederherstellung, eine Abbildung
einer Ikonostasis in geschnitztem Holz im Kloster von
Neamtzu (Moldau), das im 14. Jahrhundert von Prinz
Moldava Petrou Mouschath gestiftet wurde und eines
Evangeliars, das der Mönch Gavrila Uricarul illu-
miniert hat. Ein zweites Exemplar besitzt das Museum
in Oxford. Weiter gibt es Abbildungen einer Ikone
von 1500, einer Lampe, einer Ikone von 1430,
eines Weihrauchfasses und eines Kreuzes, alles aus
dem Kloster von Neamtzu. Interessant ist auch das
griechisch-rumänische Evangeliar, das 1693 gedruckt,
1698 in Bukarest gebunden und von Constantin
 
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