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468

ARCHITEKTONISCHE ZEICHNUNGEN UND MODELLE.


Schmalseite eines Kärtchens in Limousmer Email, ausgesührt von H. Macht in Wien.
(Vergl. S. 457-)

Architektonische Zeichnungen und Modelle.
Dass die Baukunst, im Gegensatze zu ihren bevorzugten Schweslerkünsten,
aus Ausstcllungen niemals ihre Werke, wie sie sind, vorsühren kann, sondern nur
Zeichnungen, Abbildungen oder kleine Modelle derselben, die unter allen Uni-
Händen nur einen abgeschwächten, ost sogar nur sür den routinirten Fachmann
verständlichen Eindruck der Eigentümlichkeiten des Baues geben, und dass die
Architekten von dieser nachtheiligen Stellung, die ihre Muse auf Ausheilungen
einnimmt, ein sehr klares Bewusstsein hegen: dies mag wohl zunächst die Ursache
der ausserordentlich schwachen Betheiligung der Architektur an der Wiener Welt-
ausstellung sein. Der Architekt weiss wohl, wie wenig seine künstlerischen Dar-
stellungen aus das Publicum wirken, er weiss, welch aüsserordentliche, für prak-
tische Zwecke ganz überssüssige Sorgsalt und Aussührung den Zeichnungen ge-
widmet werden mussen, wenn sie überhaupt Beachtung finden sollen; so dass es
wohl als ein günstiges Zeichen sür die bauliche Thätigkeit der Gegenwart ausge-
sasst werden muss, wenn sich nur wenige Künstler herbeigelassen haben, ihre Zeit
der Herstellung von ausstellungsfähigen Blättern zu widmen.
Wenn diese schwache Betheiligung an sich das Bedauern des Fachmannes
hervorrust, so hört dieses sosort aus, wenn er in's Auge fasst, wie das wenige
vorhandene Material in einer Weise placirt werden musste, die selbst von den
bescheidensten Ansprüchen kaum erwartet wurden.
Im Allgemeinen fanden die Modelle günstigere Aufnahme und vielleicht
auch mehr Verständniss von Seite des Publicums, obsehon uns auch da unsere
Erwartungen im Stiche liessen. Was soll man zu solcher Naivetät sagen, wenn
gebildet aussehende Leute, die wir zu beobachten Gelegenheit hatten, vor das
Modell der Wiener Universität hintreten und dasselbe sür das Schloss in Schön-
brunn ansehen?
Es liegt aus der Hand, dass diejenigen Nationen, denen es gegeben ist, ihre
architektonischen Entwürfe von vornherein in ssotter, wirkungsvoller Manier vor-
zutragen, die Ausstellung stärker beschickten als die andern. Das gilt vornehm-
 
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