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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

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Steffens, Arnold: Die alten Wandgemälde auf der Innenseite der Chorbrüstungen des Kölner Domes, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0129

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Abhandlungen.

Die alten Wandgemälde auf

der Innenseite der Chorbrüstungen

des Kölner Domes.

(Mit 4 Abbildungen.)

III.

dem Leben und Kultus
ler hh. Drei Könige.

sbenheiten, die sich sämmtlich
die hh. Drei Könige beziehen,
wringt die zweite Bilderreihe auf
der Südseite zur Darstellung.
Die Vorwürfe sind entnom-
men der Bibel (Matth. 2,
1—16), der Geschichte, und
der die Lücken ausfüllenden
geschäftigen Legende. Wann
und wie die Leiber der hh. Drei Könige, welche
jetzt im Kölner Dome ruhen, aus dem Morgen-
lande nach Europa gekommen, darüber sind
geschichtliche Zeugnisse nicht vorhanden. Nach-
weisbar ruhten sie in Konstantinopel, wohin
sie wahrscheinlich unter Kaiser Zeno I. (474
bis 491) gebracht wurden. Denn eine Gold-
münze dieses Kaisers fand sich bei ihren Ge-
beinen. In Konstantinopel können sie nur
kurze Zeit geblieben sein; sonst müfsten sich
dort Spuren ihrer Verehrung finden. Bald
kamen sie nach Mailand, wo sie in der Basi-
lica Eustorgiana in einem mächtigen Stein-
sarkophage, der noch heute erhalten ist, bei-
gesetzt wurden. Dieser Sarkophag, 4 m lang,
2 m hoch und 2,25 m breit, besteht aus einem
einzigen Block weifsen Marmors aus den Stein-
brüchen von Valtellina und ist wohl eine
Arbeit aus der letzten Zeit des römischen
Reiches. „Basilica regum" (Drei-Königen-Kirche)
wurde die Basilika des Eustorgius im Kalen-
darium der Mailänder Kirche und in ihren
liturgischen Büchern schon vor dem X. Jahrh.
genannt, und auf der Fassade dieser Kirche be-
findet sich links eine in den Stein gemeifselte
Inschrift aus sehr früher Zeit folgenden Wort-
lauts: Basilica Eustorgiana Tiiulo Regibus
Magis. Am Kapitelle des vierten Pfeilers vom
Eingange rechts im Hauptschiffe befindet sich
ein Basrelief, welches die Sachverständigen als

Arbeit des IX. Jahrh. erklären,18) darstellend
auf einem von Ochsen gezogenen Wagen, dem
ein Engel voranschwebt, einen Schrein, der
dem Sarkophag der hh. Drei Könige nach gebilde
ist. Auf diese Art soll der Ueberlieferung zufolge
die Uebertragung nach Mailand stattgefunden
haben. Der Stern der hh. Drei Könige war nach
einigen alten Auslegern nichts anderes als das
Lichtbild eines Engels. In Mailand verblieben
die Gebeine bis zum 10. Juni 1164. Reinold,
Kanzler Kaiser Friedrichs des Rothbarts und
ernannter Erzbischof von Köln, erhielt sie von
seinem Kaiserlichen Herrn auf seine Bitte zum
Geschenke und brachte sie am 23. Juli 1164
nach Köln in den Dom.

Weil die Leiber der hh. Drei Könige zu Mai-
land in der Basilika des Eustorgius, eines Mai-
länder Bischofs aus der Zeit Kaiser Konstantin
des Grofsen, ruhten, so wurde später ihre
Uebertragung mit diesem Bischöfe in Verbin
düng gebracht, und es konnte nun auch nicht
fehlen, dafs Konstantin's Mutter, die h. Helena,
die Reliquien aus dem Morgenlande nach Kon-
stantinopel gebracht haben mufste. Die im
alten Kölner Brevier enthaltene Legende über
das Leben und den Tod der ersten fürstlichen
Anbeter Christi sind eine Weiterspinnung der
bereits in den alten Mailänder liturgischen
Büchern vorhandenen Ansätze der Sagenbildung.

Zum Verständnifs der Bilderreihe glaubte
ich diese Bemerkungen allgemeiner Natur vor-
ausschicken zu müssen. In der Ausführung ist
diese Bilderreihe der ersten ähnlich, aber merk-
lich verschieden von den Gemälden, welche
den h. Petrus betreffen. Nirgendwo reichen die
einzelnen Bilder über den architektonischen
Rahmen in'sNebenfeld hinein; selbst die schma-
len, an die Säulen angrenzenden Arkaden haben
für sich abgegrenzte Darstellungen. Die Ueber-
schriften sind spärlicher und vollständig aus-
geschrieben. Der Heiligenschein kommt in der
ganzen Bilderreihe nur dreimal vor, bei Jesus,
Maria und Thomas. Er ist im Gemälde das
Correlat zum Titel sanctus in der Schrift. Die
ganze Darstellung, die Gesichtsbildung nament-

") »Memoria suiReMagi«, Paolo Rotta, Milano,
(18S6) S. 6.
 
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