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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

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Schnütgen, Alexander: Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf, [3]
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Nachrichten / Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0123

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1902. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

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in keinem Verhältnisse zur Wirkung steht.
Die Wiedereinführung derselben in das mo-
derne Gewerbe dürfte sich daher sehr empfeh-
len, nicht nur im Dienste der kirchlichen,
sondern auch der.profanen Kunst. Alle andern
Versuche, das Metall durch Lasurtöne in kaltem
Auftrag zu beleben, zum Theil in weit ent-
legene Perioden zurückreichend, wie an dem
Schachbrett von Aschaffenburg (Ausstellungs-
katalog Nr. 211) aus dem XIII. Jahrh., er-

reichen auch nicht annähernd diesen Effekt,
der freilich auch wesentlich von dem Glanz
und der Wärme der einzelnen Töne, wie von
ihrem harmonischen Zusammenklingen abhängt.
Das gefällige Schmuckkästchen, welches im
Fabrikbetrieb wohlfeil herzustellen sein würde,
dürfte in der II. Hälfte des XIV. Jahrh. aus
einer kölnischen Schmelzwerkstätte hervorge-
gangen sein.

Schnütgen.

Nachrichten.

Friedrich Schlie f. Am 21. Juli ist der
Geheime Hofrath und Direktor des Schweriner Mu-
seums im Alter von (58 Jahren zu Kissingen einem
Schlaganfall erlegen, gerade ein halbes Jahr, nach-
dem im V. (Schlufs)-Band seines Hauptwerkes »Die
Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Grofsherzogthums
Mecklenburg-Schwerin« das Deo gratias seiner Feder
entflossen war (vergl. den laufenden Jahrgang dieser
Zeitschrift Sp. 29/30). Dank seiner ungewöhnlichen
Begabung und noch selteneren Arbeitskraft gelang es
dem nur archäologisch vorgebildeten Doctor stets,
die verschiedenen kunstgeschichtlichen Aufgaben, die
ihm namentlich von seinem Landesherrn gestellt wur-
den, in Bälde so vortrefflich zu lösen, dafs seine
wissenschaftlichen Arbeiten, die zum Theil in aus-
führlichen Katalogen bestehen, bei den Fachleuten
als wahre Musterleistungen gelten und ihm schnell
den Ruf eines vielseitigen und zuverlässigen Forschers
erwarben. Im Vollbesitze der erforderlichen Kennt-
nisse begann er vor 6 Jahren die Veröffentlichung

seines grofsen Inventarwerkes, von dem er in staunens-
werther Betriebsamkeit jährlich einen starken Band
in die Offizin lieferte, und jeder derselben steht hin-
sichtlich der zahlreichen Illustrationen wie des um-
fänglichen Textes auf der vollen Höhe. Daneben
fehlte es nicht an kleineren Arbeiten, und die man-
cherlei Beiträge, welche ihm auch unsere Zeitschrift
verdankt, hatten durch die Bereitwilligkeit, mit der
sie gespendet wurden, noch einen ganz besonderen
Affektionswerth. Dieser wurde der lauteren Natur, dem
selbstlosen Manne, dem treuen Freunde von allen
Seiten in außerordentlichem Mafse beigemessen, und
so grofs war das Vertrauen, dessen er in den weiten
Kreisen der Fachgenossen sich erfreute, dafs sein
Urtheil im höchsten Ansehen stand, bei wichtigen Be-
rathungen seine Person in den Vordergrund gezogen
wurde. Noch lange wird dieselbe schmerzlich ver-
mifst werden, noch lange das Lob ertönen, für das
es keine Neider zu geben schien. R. I. P. 1

Seh nü t gen.

Bücherschau.

Handbuch der Kunstgeschichte von Anton
Springer. VI. Auflage, IV. Die Renaissance
im Norden und die Kunst des XVII. und
XVIII. Jahrhunderts. Mit 415 Abbildungen im
Text und 14 Farbendrucken. Leipzig, E. A.
Seemann (geb. 8 Mk).
Nachdem der „Renaissance in Italien" der III.
(Sp.29 dieses Jahrg. besprochene) Band ausschliefslich
gewidmet ist, findet die nordische Renaissance des
XV. u. XVI. Jahrh. ihre ausgiebige Behandlung im
IV.(Schluis)-Band, von dem sie nahezu zwei Drittel bean-
sprucht. Hier wird unter dem Titel: „Neue Ziele
und Wege" eine Art von Einleitung geboten, in der
auch die an sich noch ganz mittelalterliche Kölnische
Schule ihre Stelle findet. Die niederländische Malerei
des XV. Jahrh. zeigt deutlich die neue Richtung und
die niederrheinische wie süddeutsche Malerei und Skulp-
tur fängt an auf denselben Pfaden zu wandeln. Das XVI.
Jahrh. bringt die Blüthezeit der deutschen Kunst, der
niederländischen wie deutschen Malerei und Plastik, die
Renaissance in Frankreich, auch auf dem Gebiete der

Architektur, auf dem sie alsbaid in den Niederlanden
und Deutschland herrliche Früchte zeitigt, die sich
dem Kunsthandwerke mittheilen. An der Hand vor-
züglicher, zumeist neuer, zum Theil minder bekann-
ter Abbildungen kommen hier die Errungenschaften
der neuesten Forschungen zurGeltung. — Knapper wird
das XVII. Jahrh. behandelt, zunächst die Barock-
Architektur, -Plastik, und -Malerei Italiens, im Anschlufs
daran Rubens und die flandrische Kunst, die der hollän-
dischen Malerschule den Weg hat bahnen helfen.
Der grofsen spanischen Malerei und der französischen
Kunst, wie sie sich als Architektur, Malerei, Plastik
glänzend entfaltet hat, sind die letzten Kapitel gewid-
met, den Uebergang bildend zum XVIII. Jahrh. und
seinem Rokokostil, über den auf nur 36, ebenfalls
glänzend illustrirten Seiten ein Ueberblick geboten
wird, in dem Frankreich und Deutschland vorherrschen,
die englische Malerei den Schluiseffekt bildet.

In das alte Mosaik, welches das eigenartige Gepräge
der vornehmen Künstlerhand trug, ist manches neue
Steinchen eingefügt, nicht nur als Illustration und Ersatz-
 
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