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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

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Bücherschau
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377

1902. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

378

Bücherschau.

Der Dom von Parenzo, beschrieben von Wil-
helm Anton Neumann. Mit 53 photographi-
schen Tafeln von Josef Wlha. Verlag von Wlha,
(Gersthoferstrafse 39 in) Wien 1902. (Preis 60 Mk.)
Von dem bedeutendsten Denkmal altchristlicher
Kunst in Oesterreich hat der geschickte Photograph
Wlha in Wien eine grofse Anzahl vorzüglicher Auf-
nahmen gemacht: Aufsenbilder, namentlich Innen-
ansichten, zahlreiche Details (Kapitelle, Mosaiken etc.),
sowie Auslattungsgegenstände; und diesem ungemein
interessanten Anschauungsmaterial hat Professor Neu-
mann in Wien, der bekannte Herausgeber des Re-
liquienschatzes von Braunschweig-Lüneburg (Bd. III,
Sp. 293 dieser Zeitschrift) den Mund geöffnet durch
eine eingehende Erklärung des ganzen Gebäude-
komplexes, seiner Entstehung und Entwicklung, an
der Hand der 53 Tafeln, die für diesen Orientirungs-
zweck besser mit erläuternden Unterschriften versehen
wären. Es handelt sich um den Dom, den Bischof
Eufrasius zu Parenzo, auf den Trümmern einer Kirche,
um die Mitte des VI. Jahrh. gebaut und auf's
reichste ausgestattet hat, mit seinen Annexen: dem
Thurm, Baptislerium , Atrium , dem Consignatorium
(für die Firmlinge), dem Episcopium für den Bischof
u. s. w. An dieser durch ihre Vollständigkeit und
Eigenart sich auszeichnenden Anlage nahm Bischof
Folcher im Anfange, Bischof Otto in der zweiten
Hälfte des XIII. Jahrh. mehrfache Umwandlungen vor,
und auch die späteren Jahrhunderte haben damit nicht
gerade gegeizt, bis es der Neuzeit vorbehalten blieb,
Dank besonders den erleuchteten Bemühungen des
Dekans Desperis, sorgfältige Ausgrabungen und Unter-
suchungen anzustellen, auf deren Grund Professor
Neumann das merkwürdige Denkmal gründlich be-
schreibt, in seinem geschichtlichen Werdegang und
in seiner kunsthistorischen, liturgischen, ästhetischen
Bedeutung, so dafs von ihm und seiner herrlichen
alten Ausstattung jetzt endlich eine vollständig be-
friedigende Erklärung vorliegt. Freilich konnte, trotz
der vielfach zu Hülfe gezogenen Analogien, nicht auf
alle Fragen die Antwort erfolgen, da die lokale For-
schung noch mehrfache Räthsel zu lösen hat; aber die
kunsthistorische Wissenschaft hat vornehmlich in Betreff
der altchristlichen Kirchen-Einrichtung einen neuen
werthvollen Beitrag zu verzeichnen, dessen Genufs
noch leichter wäre, wenn das reiche Illustrations-
material anschaulicher in den Text hätte aufgenommen
werden können. Schnütgcn.

Die Wandgemälde der S t. Sylvesterkapelle

zu Goldbach am Bodensee. Im Auftrage des

Grofsherz. Bad. Ministeriums der Justiz, des Kultus

und Unterrichts, herausgegeben von Franz Xaver

Kraus. Mit zwei Tafeln in Farbendruck, sechs

schwarzen Tafeln und 10 Abbildungen in Text.

München 1902, F. Bruckmann, A.-G. (Preis 32 Mk.)

Die Reichenauer Malereischule des X. und XI.Jahrh.,

deren Einführung in die Kunstgeschichte durch die

Veröffentlichung der 1880 in der St. Georgskirche

aufgedeckten Wandgemälde dem Verfasser zu grofsem

Verdienst gereicht, hat seitdem (1884) bekanntlich

neue gewichtige Zeugen erhalten durch die Ent-
deckungen in Burgfei den (veröffentlicht von Kepp-
ler 1893 und Weber 1896), wie in St. Peter und
Paul auf der Reichenau (Niederzelle) (veröffentlicht
durch Künstle und Bayerle 1901, in dieser Zeitschrift
angezeigt, Bd. XIV, Sp. 350), endlich in Goldbach
bei Ueberlingen (1899), der die- vorliegende reich
illustrirte Monographie als opus posthumum gewidmet
ist. Diese Wandgemälde, die stellenweise verschiedene
Uebermalungen erfahren hatten, haben hinsichtlich
der Gesammtdarstellung des mit den Aposteln zu
Gericht sitzenden Erlösers, wie hinsichtlich der ikono-
graphischen, stilistischen, technischen Einzelheiten so
viel Verwandtschaft mit denjenigen in St. Georg der
Oberzelle, dafs der Verfasser für beide dieselbe Ur-
sprungszeit unter dem baulustigen Reichenauer Abte
Witigowo (985 — 997), vielleicht gar dieselbe Hand
annimmt, und sie für die ältesten Denkmale der monu-
mentalen Malerei diesseits der Alpen erklärt. — Das
Gesammtbild der Kunstthätigkeit auf der Reichenau
setzt sich daher aus den erhaltenen Wandgemälden
in Oberzeil, Goldbach, Burgfelden und Niederzell, wie
aus den bezüglichen Buchmalereien zusammen. Der
Verfasser erklärt sie für den Cenlralpunkt der Ottoni-
schen Kunst, die sich aus der lateinischen Richtung
der mittelitalienischen Kunst des VI. bis XI. Jahrh.
entwickelt habe, so dafs sie den Abschlufs der alt-
chrisllich-römischen Kunst diesseits der Alpen bilde,
mithin unabhängig von Byzanz und ohne Zusammen-
hang mit den ersten Ansätzen der national-germani-
schen Kunst. — Diese Grundanschauung, die sich bei
Kraus allmählich festgesetzt und endlich zu diesem
testamentartigen Resume" verdichtet hat, wird wohl
nicht mehr unangefochten bleiben, aber voraussichtlich
dennoch sich behaupten. R.

Der alte Fenster schmuck d es Freiburger
Münsters. Ein Beitrag, zu dessen Kenntnifs und
Würdigung von Prof. F. Geiges. I. Lieferung.
Herder, Freiburg. 1902. (Preis 5 Mk.)
Das Freiburger Münster bewahrt in seinen alten Glas-
gemälden , welche die Entwicklung dieses Kunst-
zweiges von der ersten Hälfte des XIII. bis zum
Schlufs des XVI. Jahrh. in einer gewissen Vollständig-
keit erkennen lassen, einen so bedeutsamen Schatz,
dafs dessen Veröffentlichung um so willkommener
ist, als sie von einem Meister des Faches unter-
nommen wird, der mit der Geschichte, wie mit der
Technik vertraut ist, zu schreiben und erst recht zu
zeichnen, auch zu illustriren versteht. Zu dem Werke,
welches fünf Lieferungen (a 5 Mk.) mit ca. 400
Textabbildungen und acht farbigen Tafeln umfassen
soll, ist daher volles Vertrauen berechtigt, und dieses
wird bestätigt durch die I. Lieferung, welche durch
zwei Farbendrucktafeln, zahlreiche Textbilder und ge-
schickt angebrachte Initialen wie Vignetten vortreff-
lich illustrirt ist. — Einleitung und Vorwort
erzählen die Geschicke dieser Glasmalereien, von
denen manche, zerstört oder durch ungeschickte, weil
vorzeitige Restauration verdorben, theils durch alte,
neuerdings geschenkte Fenster, theils durch neue
 
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