Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]: Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Die Bilderdecke der Hildesheimer Michaeliskirche (München , Berlin: Dt. Kunstverl., Heft 28.2002)

Gedanken zur Erhaltungsplanung aus restauratorischer Sicht 135

Dafür würde auch sprechen, dass er nur die Äpfel ersetzt
hat, nicht aber die applizierten Kronen, die im 19. Jahr-
hundert entfernt worden waren.
Diskussionswürdig ist auch die Vision, das Rahmengerüst
und die vergoldeten Scheiben - beide stammen vom
Wiedereinbau 1960 - durch eine Lasur farblich etwas zu
mildern, um so das Deckengemälde weniger gerastert
erscheinen zu lassen; das neue Rot der Rahmen hebt sich
von den übrigen Farbwerten ab.
Auch eine exemplarische Restaurierung eines gut erhaltenen
Feldes als Referenzfläche mit Abnahme aller Übermalungen
und einer Komplettretusche wäre zu überdenken. Ersatz-
weise oder zusätzlich könnte die Rekonstruktion eines
Feldes im Sinne des belegten Originales dem Besucher
einen direkten Eindruck von der ursprünglichen Malerei
vermitteln.
Unverzichtbar ist eine Kontrolle dieses einzigartigen
Kunstwerkes in noch festzulegenden, aber regelmäßigen
Abständen. Durch die Kampagne von 1999 ist dafür eine
fundierte Ausgangsbasis geschaffen worden, die zukünftig
den kostspieligen Aufbau eines Gerüstes unnötig machen
könnte und den digitalen Vergleich in Form von alten und
neuen Bilddaten erlauben würde. Hierfür müsste die
Decke flächendeckend oder nur an Referenzflächen mit
stärker geschädigter Malschicht vom Boden aus fotogra-
fiert werden, um sie mit den Aufnahmen von 1999 als
Differenzbilder rechnergestützt abgleichen und die Flächen
mit den eventuellen Veränderungen herausfiltern zu kön-
nen. Auf diese Weise könnten Substanzverluste frühzeitig
erkannt und entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet
werden.
Für die Zukunft wäre es darüber hinaus wünschenswert,
das Klima im Kirchenraum permanent messtechnisch
zu erfassen, um so auch die Nutzungsgewohnheiten zu
kontrollieren und gegebenenfalls auf die Empfindlichkeit
der kostbaren Malerei abzustimmen.
Die Decke hat im Laufe ihres nahezu 800-jährigen Beste-
hens verschiedene Überarbeitungen unterschiedlichen
Zeitgeschmacks, äußere Einflüsse sowie bauliche und
kriegsbedingte Schäden erfahren und relativ gut über-
standen. Sie ist als ein einmaliges Zeugnis der Kunst- und
Kulturgeschichte der Nachwelt zu erhalten.

Summary
Consolidation measures have to be taken on the painting
over the medium term. To this purpose samples of mate-
rial have to be collected first. Moreover, the surface
should be cleaned and larger lacunae cautiously retouched.
Suggestions currently ander discussion are the removal
of the applied Paradise apples - beneath which the ori-
ginal^ painted apples can be found - and softening the
colour of the framework done in 1960 with the help
of a glaze; furthermore the exemplary removal of every
overpainting In one selected area and visually closing
the original painting with retouchings.
(Photographie) monitoring ofthe painting - overall or on
reference areas - from ground level and at regulär inter-
vals is essential. By digitally comparing old with new
image data lass of substance can be detected and pre-
ventive measures adopted.