Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Müller, Michael Christian; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Orgeldenkmalpflege: Grundlagen und Methoden am Beispiel des Landkreises Nienburg/Weser — Hameln: Niemeyer, Heft 29.2003

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.51261#0011
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Schema dokumentiert. Die zugrunde liegenden
Zieldefinitionen, die sich daran anschließenden metho-
dischen Überlegungen und die praktische Umsetzung
werden in Kapitel B vorgestellt. Zuvor soll aber zunächst
eine Einführung in den Aufbau und die Funktion der
Orgel folgen. Hierfür wurde ein zugleich historischer wie
systematischer Zugang gewählt. Zum einen galt es,
einen grundlegenden und möglichst leicht verständ-
lichen Einblick in die wesentlichen Eigenschaften der
Orgel zu bieten. Zum anderen soll über die historische
Betrachtungsweise eine „Folie" für die Orgelbau- und
technikgeschichtliche Bewertung der Instrumente gelie-
fert werden. In Kapitel B folgen die oben bereits
erwähnten staatskirchen- und denkmalrechtlichen
Erläuterungen. Im Mittelpunkt stehen hierbei die
Staatskirchenverträge, insbesondere der Loccumer
Vertrag und die Konkordate mit dem Heiligen Stuhl. Mit
diesem Kapitel ist die Kernaussage verbunden, dass sich
das NLD als wissenschaftliche Fachbehörde versteht,
welche die Kirchen über verschiedene Angebote” in
ihrem Bestreben, wertvolle Orgeln zu erhalten, unter-
stützen möchte - die Autonomie der Kirchen in denk-
malrechtlicher Hinsicht bleibt davon jedoch unberührt.
Kapitel B beschäftigt sich des Weiteren mit dem Kern
der inventarisatorischen Überlegungen, den Kriterien
zur Bestimmung des Denkmalwerts. Es werden sowohl
die vielfältigen geschichtlichen Zeugniswerte wie auch
die Problematik der künstlerischen Schutzgründe ange-
sprochen. Letzteres ist schon deswegen von Bedeutung,
als mit der Orgel, ihrer Eigenschaft als Klangdenkmal
wegen, besondere Fragestellungen an die Beschreibung
und „Messbarkeit" der musikalisch-künstlerischen
Zeugnis- und Erlebnisqualität gestellt werden. Der erste
Teil von Kapitel C ist der Orgelbaugeschichte im
Landkreis Nienburg gewidmet. Sie bildet damit eine
weitere Folie, vor der die erfassten Instrumente hinsicht-
lich ihres Zeugniswertes befragt werden. Außerdem
zeigt sie auf, dass der Orgelbau dieser ländlichen Region
eng verknüpft sein kann mit den Hauptlinien der
Orgelgeschichte. Im zweiten Teil von Kapitel C werden
daran anschließend die Orgeln mit einer gesonderten
Würdigung bedacht, die aufgrund ihres Erhaltungsgrads
sowie ihrer geschichtlichen, künstlerischen bzw. wissen-
schaftlichen Bedeutung zum Zeitpunkt der Erfassung als
Instrumente mit einem eigenständigen Denkmalwert
betrachtet werden können. Eine Aussage über die
Qualität der nicht aufgeführten Orgeln ist damit aus-
drücklich nicht verbunden.12 Ein Katalog sämtlicher
erfassten Orgeln mit Erläuterungen zu Erhaltungsgrad
und Disposition folgt in Kapitel D. Der Anhang enthält
ein kurzes Glossar, das die wichtigsten Fachbegriffe aus
dem Bereich des Orgelbaus flankierend zu den einfüh-
renden Erläuterungen in Kapitel A erläutert.

Die Erfassung der in Kapitel D katalogisierten Orgeln wie
auch die Diskussion der „Stratigraphie" der Instrumente
war in der hier zugrunde liegenden Tiefe nur durch die
engagierte und tatkräftige Unterstützung der Kirchen,
insbesondere der Pastorinnen und Pastoren, Organistin-
nen und Organisten sowie der Orgelsachverständigen
bzw. -revisoren möglich. Ihnen gebührt der Dank für die
ertragreiche Zusammenarbeit. Zugleich wurde deutlich,
dass die weitere Intensivierung des Austauschs und die
Bündelung der gemeinsamen Interessen auf der Basis des
bisher bereits Erreichten als gemeinsames Ziel betrachtet
werden dürfen, dem diese Veröffentlichung gewidmet
sein soll.
Grundlagen für die Arbeit der Orgeldenkmalpflege im
NLD sollen mit diesem Projekt und dem daraus erwach-
senen Arbeitsheft erarbeitet bzw. vorgestellt werden.
Dabei wird der Versuch unternommen, den vielfältigen
Facetten eines besonderen Kulturdenkmals in angemes-
sener Weise Rechnung zu tragen. Seit dem Tag für
Denkmalpflege und Heimatschutz in Breslau 1926, in
dessen Verlauf Willibald Gurlitt den musikalischen
Denkmalwert der Musikinstrumente, insbesondere aber
der Orgeln proklamierte, sind mehr als 75 Jahre vergan-
gen.13 Während die Beschäftigung mit der Orgel in
Breslau unter der Überschrift Die Orgel als Kunstdenkmal
stand, wird sie 2003 im Rahmen der Jahrestagung der
Vereinigung Landesdenkmalpfleger in der Bundes-
republik Deutschland in der Landeshauptstadt Hannover
als Klangkörper im Klangraum aufgefasst werden, als
komplexe schöpferische Leistung des Menschen, in der
seine kulturellen Leistungen eine beeindruckende
Synthese finden. Sie wird darüber hinaus einbezogen
sein in die spezifischen funktionalen und räumlichen
Wechselwirkungen, die sie über Jahrhunderte mitge-
prägt haben.
Aus dieser Perspektive wird in überzeugender Weise ein-
sichtig, dass Orgeldenkmalpflege zu den zwar kleineren,
aber von ihrem kulturgeschichtlichen Wert kaum zu
überschätzenden Arbeitsgebieten zählt. Ein interessantes
und wichtiges Spezialgebiet soll daher mit dieser
Veröffentlichung auch einer breiteren Öffentlichkeit vor-
gestellt werden - und das Interesse geweckt werden für
eigene Begegnungen mit „lebendigen Zeugen vergange-
ner Klangideale".14

9
 
Annotationen