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Müller, Michael Christian; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Orgeldenkmalpflege: Grundlagen und Methoden am Beispiel des Landkreises Nienburg/Weser — Hameln: Niemeyer, Heft 29.2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.51261#0036
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38 Liebenau, Ev. Kirche St. Laurentius, Orgel, Trakturen


trakturen aus Aluminium- bzw. Metallelementen wurden
bis in die 1970er Jahre eingesetzt. Mit der damals, insbe-
sondere aber in den 1980er Jahren einsetzenden
Hinwendung zum historisch-rekonstruierenden Orgel-
bau97 wandte man sich wieder den alt hergebrachten
Materialien zu. Nicht zuletzt, weil man durch die
Forschungen zur historischen Aufführungspraxis, zum
Beispiel zur Artikulation auf Tasteninstrumenten,98
erkannte, dass diese erst durch eine nach historischen
Vorbildern gefertigte Spieltraktur ermöglicht wird.99
Die Spielanlagen der Instrumente der Nachkriegszeit wur-
den - bezogen auf unseren Raum - in der Regel wieder
als Spielschränke gestaltet (Abb. 141). Die Registerzüge
befanden sich wieder seitlich der Manuale in Staffeln an-
geordnet - unabhängig von der formalen bzw. stilisti-
schen Gestaltung der Gehäusearchitektur.
Der Gehäusebau hatte seit den Orgeln wie jener im
Berliner Dom eine höchst wechselhafte Geschichte durch-
laufen, die mit jener der Dispositionskonzeption parallel
lief. Bis in die 1920er Jahre wurden Gehäuse in Formen
des Jugendstils, aber auch als Freipfeifenprospekte gestal-
tet. Eine kulturgeschichtlich besonders bemerkenswerte
Erscheinungsform sind die Prospekte einiger Orgeln, die
in den 1930er Jahren erbaut wurden (Abb. 39). Hier ist
charakteristisch, dass die Pfeifen gänzlich frei stehen und

39 Ludwigshafen, Kath. Kirche Herz-Jesu, Orgel


40 Göttingen, St. Marien, Orgel


die Abfolge der Register auf der Windlade auf die archi-
tektonische Wirkung abgestellt war: vorne die Register
mit kleinen Pfeifen, zum Beispiel Mixturen oder kurzbe-
cherige Zungen, dahinter größere Pfeifen bis hin zu
Untersatz 32'-Pfeifen im Hintergrund.100 Zeitgleich kehrte
man unter dem Einfluss der Orgelbewegung aber auch zu
Prinzipien barocken Orgelbaus zurück. Erstmalig geschah
dies 1926/1931 mit der von Christhard Mahrenholz
(1900-1980)’°’ konzipierten Orgel der Marienkirche in
Göttingen (Abb. 40). Die Architektur des Vollgehäuses

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