Bühren (Samtgemeinde Liebenau)
Ev. Kirche (Abb. 77-80)
1890 erbaute August Schaper die Orgel der evangeli-
schen Kirche in Bühren. Sie ist das einzige Instrument aus
der Werkstatt der Familie Schaper im Landkreis Nien-
burg, das zudem vollständig erhalten ist.
Die besondere geschichtliche Bedeutung bezieht sich
zunächst auf das Werk eines primär für das südliche
Niedersachsen im 19. Jahrhundert wichtigen Orgelbau-
ers. August Schaper war vor allem in der Region
Hildesheim erfolgreich tätig, wo er daher als qualitätsbe-
wusster und traditionsbewusster Orgelbauer galt. Die
Orgel der Kirche in Bühren erlaubt im Vergleich mit den
Instrumenten in den Kirchen von Estorf von Ernst
Wilhelm Meyer (1839), Hoyerhagen von Ph. Furtwängler
& Söhne (1856) sowie Wechold von Folkert Becker
(1879) wichtige Einblicke in die material- und handwerk-
lich-technischen Eigenheiten, insbesondere aber auch
die klanglich-musikalischen Ausrichtungen der
Orgelbauerfamilie Schaper. Die interessante Disposition
und die daraus erarbeitete Klangsprache der Orgel ist
hier genau so aussagekräftig wie zum Beispiel die
Gestaltung der Spielanlage oder des Prospektes, der
schlicht, aber harmonisch und in der Ausführung solide
gearbeitet ist. Auch die übrigen Bestandteile der restau-
rierten Orgel geben einen Eindruck von der Arbeitsweise
August Schapers - bis hin zur Beschaffenheit des
Pfeifenwerks.
So erlaubt die Orgel der Bührener Kirche darüber hinaus
einen weiteren Zeitschnitt in der regionalen Geschichte
der Land- oder Dorfkirchenorgel mit ihrer charakteristi-
schen Disposition, Mensurierung und Intonation. Die
Disposition ist auf die primäre Funktion der Orgel, die
Begleitung des Gemeindegesangs in unterschiedlichen
Lautstärken ausgelegt. Solistisches Spiel war nicht vorge-
sehen. Dennoch weist die Orgel neben dem kräftigen,
aber dennoch nicht groben Prinzipal charakteristische
Stimmen auf. Der Gesamtklang ist zwar grundtönig,
aber nicht dumpf oder ohne Glanz.
Neben der Bedeutung für die Geschichte der
Orgelbauerfamilie Schaper lassen sich auch Rückschlüsse
auf weitere Aspekte der Orgelbaugeschichte im ausge-
henden 19. Jahrhundert ziehen. In diesem Fall sind es in
erster Linie die regionalen Verflechtungen und konfes-
sionellen Prägungen, die von besonderem Interesse sind.
Gerade die Tätigkeit von „katholischen" Orgelbauern in
den evangelisch-lutherischen Kirchen des Landkreises
Nienburg ist ein Einzelfall, der als „Ausnahme von der
Regel" grundsätzlichen Charakter hat.
Der besondere Zeugniswert bzw. Erlebniswert für den
Besucher ergibt sich nicht zuletzt aus dem wohl nahezu
vollständig erhaltenen bauzeitlichen Zustand und der
damit gegebenen Einheit aus Klang, Architektur und
Technik.
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Ev. Kirche (Abb. 77-80)
1890 erbaute August Schaper die Orgel der evangeli-
schen Kirche in Bühren. Sie ist das einzige Instrument aus
der Werkstatt der Familie Schaper im Landkreis Nien-
burg, das zudem vollständig erhalten ist.
Die besondere geschichtliche Bedeutung bezieht sich
zunächst auf das Werk eines primär für das südliche
Niedersachsen im 19. Jahrhundert wichtigen Orgelbau-
ers. August Schaper war vor allem in der Region
Hildesheim erfolgreich tätig, wo er daher als qualitätsbe-
wusster und traditionsbewusster Orgelbauer galt. Die
Orgel der Kirche in Bühren erlaubt im Vergleich mit den
Instrumenten in den Kirchen von Estorf von Ernst
Wilhelm Meyer (1839), Hoyerhagen von Ph. Furtwängler
& Söhne (1856) sowie Wechold von Folkert Becker
(1879) wichtige Einblicke in die material- und handwerk-
lich-technischen Eigenheiten, insbesondere aber auch
die klanglich-musikalischen Ausrichtungen der
Orgelbauerfamilie Schaper. Die interessante Disposition
und die daraus erarbeitete Klangsprache der Orgel ist
hier genau so aussagekräftig wie zum Beispiel die
Gestaltung der Spielanlage oder des Prospektes, der
schlicht, aber harmonisch und in der Ausführung solide
gearbeitet ist. Auch die übrigen Bestandteile der restau-
rierten Orgel geben einen Eindruck von der Arbeitsweise
August Schapers - bis hin zur Beschaffenheit des
Pfeifenwerks.
So erlaubt die Orgel der Bührener Kirche darüber hinaus
einen weiteren Zeitschnitt in der regionalen Geschichte
der Land- oder Dorfkirchenorgel mit ihrer charakteristi-
schen Disposition, Mensurierung und Intonation. Die
Disposition ist auf die primäre Funktion der Orgel, die
Begleitung des Gemeindegesangs in unterschiedlichen
Lautstärken ausgelegt. Solistisches Spiel war nicht vorge-
sehen. Dennoch weist die Orgel neben dem kräftigen,
aber dennoch nicht groben Prinzipal charakteristische
Stimmen auf. Der Gesamtklang ist zwar grundtönig,
aber nicht dumpf oder ohne Glanz.
Neben der Bedeutung für die Geschichte der
Orgelbauerfamilie Schaper lassen sich auch Rückschlüsse
auf weitere Aspekte der Orgelbaugeschichte im ausge-
henden 19. Jahrhundert ziehen. In diesem Fall sind es in
erster Linie die regionalen Verflechtungen und konfes-
sionellen Prägungen, die von besonderem Interesse sind.
Gerade die Tätigkeit von „katholischen" Orgelbauern in
den evangelisch-lutherischen Kirchen des Landkreises
Nienburg ist ein Einzelfall, der als „Ausnahme von der
Regel" grundsätzlichen Charakter hat.
Der besondere Zeugniswert bzw. Erlebniswert für den
Besucher ergibt sich nicht zuletzt aus dem wohl nahezu
vollständig erhaltenen bauzeitlichen Zustand und der
damit gegebenen Einheit aus Klang, Architektur und
Technik.
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