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Müller, Michael Christian; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Orgeldenkmalpflege: Grundlagen und Methoden am Beispiel des Landkreises Nienburg/Weser — Hameln: Niemeyer, Heft 29.2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.51261#0102
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74 Bücken, Ev. Kirche
St. Materniani und
St. Nicolai, Orgel

Bücken (Samtgemeinde Grafschaft Hoya) Ev. Kirche St. Materniani und St. Nicolai, ehern. Stiftskirche
(Abb. 74-76)

Das Kollegiatstift wurde 882 gegründet, die Anfänge des
heutigen Kirchenbaus reichen bis in das 11. Jahrhundert
zurück. Nach der Mitte des 12. Jahrhunderts werden die
beiden westlichen Langhausjoche und die unteren
Geschosse des Westbaus begonnen. Erst nach 1350
werden die Kreuzrippengewölbe eingesetzt und eine
steinerne Empore errichtet.
1976: Rekonstruierender Neubau der Orgel durch die
Firma Gebr. Hillebrand, Altwarmbüchen, unter Verwen-
dung vorhandenen Materials.
2000: Überholung der Orgel durch Firma Gebr. Hille-
brand, Altwarmbüchen, mit Sicherung des historischen
Pfeifenmaterials.
Standort, Gehäuse und Prospekt
Die vollständig bauzeitlich erhaltene Orgel befindet sich
auf der Westempore der ehemaligen Stiftskirche. Der
Prospekt des Vollgehäuses ist fünfachsig angelegt: in der
Mitte ein überhöhter Spitzturm, flankiert von zwei Flach-
feldern und den äußeren Rundtürmen. Formal und stili-
stisch ist die Gestaltung des Prospektes an barocken
Vorbildern orientiert, wobei das Schleierwerk auch An-
klänge an jenes der Orgeln der Orgelbauwerkstätte
Meyer, Hannover, zeigt. Das Gehäuse ist in Naturton
gehalten, im Prospekt befinden sich Pfeifen des Prästant
8' des Hauptwerks.
Spielanlage
Die Spielanlage besteht aus einem Spielschrank mit zwei
Manualen und Pedal auf der Prospektseite der Orgel.

Seitlich der Manuale sind die Registerzüge senkrecht
angeordnet. Das erste Manual ist dem Hauptwerk, das
zweite dem Brustwerk zugeordnet. Der Tonumfang der
Manuale reicht von C bis f3, der des Pedals von C bis f 1.
Windladen und Trakturen
Die Orgel besitzt Schleifladen, die über mechanische
Spiel- und Registertraktur angesteuert werden. Die Trak-
turen sind aus Holz gefertigt.
Pfeifenwerk
Das Pfeifenwerk besteht aus 18 klingenden Registern, 9
im Hauptwerk, 5 im Brustwerk und 4 im Pedalwerk. Das
Hauptwerk enthält einen auf dem Prästant 8' aufbauen-
den Prinzipalchor inclusive Mixtur, ergänzt um Gedackt
8', Quintadena 8' und Flöte 4', sowie eine Trompete 8',
das Brustwerk besteht dagegen aus einem Weitchor
sowie Scharff und Regal. Das Pedal besitzt neben dem
Subbass 16' cantus-firmus bzw. Polyphonie unterstüt-
zende Register. Die klangliche Konzeption folgt somit
frühbarocken Prinzipien. Vorhandenes Pfeifenmaterial,
dessen ältester Anteil in das 16. Jahrhundert zurückrei-
chen dürfte, stellt den bedeutendsten Bestandteil des
Pfeifenwerks dar. Im Sinne des rekonstruierenden
Neübaus besitzt die Orgel eine modifizierte Werckmeis-
ter-Stimmung.
Windversorgung
Die Windversorgung erfolgt über ein Gebläse, das einen
Keilbalg speist - die Balganlage der Vorgängerorgel ist
erhalten und befindet sich in einem Turmraum.

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