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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: System Denkmalpflege - Netzwerke für die Zukunft — Hannover: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 31.2004

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Sektion 2: Historische Freiräume zwischen Grundlagenforschung und Minimalismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.51150#0163
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Konservieren oder Aufpolieren - Ein Thema für die Gartendenkmalpflege?

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Die Zeit der privaten Nutzung
Baron von Zandt, der 1840 Seehof erwarb, nachdem
Amalie 1836 verstorben war und die Wittelsbacher kei-
ne Verwendung für die Anlage hatten, veranlasste durch
den Hofgärtner Hinkert eine Umgestaltung der hoch-
barocken Anlage in einen englischen Land schaftspark.
Nicht Ansatzweise wurde dieser Plan verwirklicht, so
dass sich auch die neuen Eigentümer mit der überkom-
menen Anlage zufrieden gaben. Es mögen wirtschaft-
liche Gründe gewesen sein, die die Zandts veranlassten,
1864 die beiden östlichen Ökonomiequartiere aus dem
eigentlichen Garten herauszunehmen, die Umfassungs-
mauern, Remisen und Franckensteinschlösschen abbre-
chen zu lassen, um diese beiden großen Quartiere land-
wirtschaftlich besser nutzen zu können. Zur Abgren-
zung zum alten Schlosspark wurde eine Sandsteinmauer
gesetzt, der Rand mit Eichen und Kastanien bepflanzt.
Die Brunnen innerhalb des Gartens wurden endgültig
zugeschüttet, die Fundamente teilweise ausgebeutet und
abgehende Bäume nicht mehr nachgepflanzt, notwen-
dige Kronenschnitte nicht mehr durchgeführt. Auch
wenn die Grundstruktur des Barockgartens noch immer
unverändert beibehalten blieb, so litt doch der über-
kommene Gehölzbestand, der über 50 Jahre auf Form
geschnitten und gepflegt worden war. Noch vor 1900
ließ Baron von Zandt auf dem östlichen Schlossparterre
eine Remise errichten, die der Kubatur der abgebroche-
nen Remisen am Osttor entsprach. Aller Wahrschein-
lichkeit nach hatte er das dort gewonnene Baumaterial
wieder verwenden lassen. Hier waren Kutschen, Pferde,
Sattelkammer und dergleichen mehr untergebracht, die
großen Orangeriebauten dienten als Scheune und Kuh-
stall. Als Hühnerställe und Autogaragen zweckentfrem-
dete man teilweise die erdgeschossigen Schlossräume.
Neben dem Remisenneubau auf der Ostseite des
Schlossparterres versuchte man auch die westlichen
Schlossparterres durch Baumgruppenpflanzungen um-
zugestalten. Anhand alter Fotos können diese Baum-
pflanzungen in etwa zeitgleich mit dem Remisenneubau
um 1890 datiert werden.


Abb. 2: Seehof, Gern. Memmelsdorf, Kr. Bamberg, Schloss Seehof, so genannter Seinsheimplan,
um 1772.


Der Parkzustand zum Zeitpunkt des Rückerwerbs

Abb. 3: Seehof, Gern. Memmelsdorf, Kr. Bamberg, Schloss Seehof. Das Luftbild zeigt den Zustand
kurz nach dem Erwerb der Anlage durch den Freistaat Bayern, 1975.

Dies waren wohl die letzten gestaltenden Eingriffe im
Schlosspark, der in den folgenden Jahrzehnten immer
mehr verfiel. Nach und nach verschwanden die den Gar-
ten rahmenden Lindenalleen. Und als auch noch die zu
Beginn des 19. Jahrhunderts gepflanzten Obstbäume im
Orangerie- und Kaskadenquartier zunehmend ausfielen,
befand sich 1975 zum Zeitpunkt des Rückerwerbs, der
ehemaligen Lustgarten in einem Zustand der Auflösung.
Die Hainbuchenhochhecken von den Torhäusem
zum Hauptschloss waren zu einer völlig geschlossenen
Allee ausgewachsen. Die noch verbliebenen Hoch-
hecken entlang des ehemaligen Theaterquartiers und des
Labyrinths sahen aus wie große Baumreihen. Die lange
Jahrzehnte auf Kandelaberkopf geschnittenen Linden
der Lindensäle waren durchgewachsen, teilweise in sich
zusammengebrochen. Die Bepflanzung des ehemaligen
Heckentheaters hatte sich durch natürliche Sukzession
völlig erneuert und zu einem Wäldchen entwickelt. Die
um 1830 gepflanzten Eichen am Kaskadenböschungs-
rand hatten sich prächtig entwickelt und versperrten den


Abb. 4: Seehof, Gern. Memmelsdorf, Kr. Bamberg, Schloss Seehof, Westtoranlage. Im Vorder-
grund die zu einer Allee ausgewachsene Hainbuchenhecke, vor 1984.
 
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