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Sektion 6: Historische Forschung in der Denkmalpflege - Das Beispiel der Stadt
Abb. 4: Ellwangen, Denkmal-
pflegerischer Fachplan, Karte
02: „Siedlungsentwicklung
bis um 1970“.
Durchführung von Stadt- und Dorferneuerungsmaß-
nahmen anwendbar zu machen. „Der Erneuerungspro-
zess“ schrieb der damalige Präsident des Landesdenk-
malamtes August Gebeßler im Vorwort „soll in ver-
tiefter Kenntnis der geschichtlich geprägten Bauten und
Bereiche so gesteuert werden können, dass sich die Ver-
luste an erhaltenswerter Substanz“, die eine gedeih-
liche Entwicklung der Städte und Gemeinden unwei-
gerlich mit sich bringt, „unter Abwägung aller Belange
so gering wie möglich halten lassen. “4
Das Bayerische Landesdenkmalamt war es dann, das
den Ansatz der „Ortsanalyse“ aufgegriffen, mit dem
„Denkmalpflegerischen Erhebungsbogen zur Dorfer-
neuerung“ standardisiert und für die Praxis nutzbar ge-
macht hat.5 Neben ländlichen Siedlungen wurden in die-
sem Zusammenhang vereinzelt auch kleinere und mitt-
lere Städte vertieften städtebaulich-denkmalpflegeri-
schen Untersuchungen unterzogen.6
In Baden-Württemberg ist der Denkmalpflegerische
Fachplan Ellwangen das bisher einzige praktische Bei-
spiel für eine konsequente Anwendung der Methode der
historischen Stadtanalyse.7 Dies gilt insbesondere auch
für die Beteiligung der Stadt an der Erarbeitung und
Ausarbeitung des Fachplans. Das Konzept der „Orts-
analyse“ ging jedenfalls davon aus, dass derartige Vor-
untersuchungen von den Kommunen als Träger der
Planungshoheit selbst durchzuführen oder in Auftrag zu
geben seien.8 Im Falle Ellwangens waren auf Seiten der
Stadt vor allem das Stadtbauamt und das Stadt-
planungsamt kontinuierlich in die Arbeiten am Denk-
malpflegerischen Fachplan eingebunden.9 Darüber hin-
aus wurden im Rahmen des Projektes Sondergutachten,
unter anderem zu einem Kellerkataster für den hoch-
mittelalterlichen Kembereich der Stadt10, in Auftrag
gegeben.
In mehreren Punkten geht der Denkmalpflegerische
Fachplan Ellwangen fachlich noch über sein metho-
disches Vorbild hinaus:
- So beschränkt sich die Untersuchung nicht nur auf
den historischen Stadtkern und Stadterweiterungs-
quartiere des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, son-
dern betrachtet die Altstadt im Zusammenhang mit
ihrem kulturlandschaftlichen Umfeld. Das Unter-
suchungsgebiet des Fachplans umfasst dadurch rund
740 Hektar.
- Die denkmalpflegerische Würdigung erfolgt dabei
detailscharf und benennt auch Sachverhalte von
städtebaulich-denkmalpflegerischer Bedeutung, de-
ren Erhaltungswürdigkeit weniger aus dem Denk-
malschutzgesetz als aus dem Planungsrecht abge-
leitet werden kann und für deren Erhaltung deshalb
nicht zuletzt Stadtplaner gewonnen werden müssen.
Dazu gehören beispielsweise die historische Stadt-
gestalt prägende bauliche Anlagen oder Grün- und
Sektion 6: Historische Forschung in der Denkmalpflege - Das Beispiel der Stadt
Abb. 4: Ellwangen, Denkmal-
pflegerischer Fachplan, Karte
02: „Siedlungsentwicklung
bis um 1970“.
Durchführung von Stadt- und Dorferneuerungsmaß-
nahmen anwendbar zu machen. „Der Erneuerungspro-
zess“ schrieb der damalige Präsident des Landesdenk-
malamtes August Gebeßler im Vorwort „soll in ver-
tiefter Kenntnis der geschichtlich geprägten Bauten und
Bereiche so gesteuert werden können, dass sich die Ver-
luste an erhaltenswerter Substanz“, die eine gedeih-
liche Entwicklung der Städte und Gemeinden unwei-
gerlich mit sich bringt, „unter Abwägung aller Belange
so gering wie möglich halten lassen. “4
Das Bayerische Landesdenkmalamt war es dann, das
den Ansatz der „Ortsanalyse“ aufgegriffen, mit dem
„Denkmalpflegerischen Erhebungsbogen zur Dorfer-
neuerung“ standardisiert und für die Praxis nutzbar ge-
macht hat.5 Neben ländlichen Siedlungen wurden in die-
sem Zusammenhang vereinzelt auch kleinere und mitt-
lere Städte vertieften städtebaulich-denkmalpflegeri-
schen Untersuchungen unterzogen.6
In Baden-Württemberg ist der Denkmalpflegerische
Fachplan Ellwangen das bisher einzige praktische Bei-
spiel für eine konsequente Anwendung der Methode der
historischen Stadtanalyse.7 Dies gilt insbesondere auch
für die Beteiligung der Stadt an der Erarbeitung und
Ausarbeitung des Fachplans. Das Konzept der „Orts-
analyse“ ging jedenfalls davon aus, dass derartige Vor-
untersuchungen von den Kommunen als Träger der
Planungshoheit selbst durchzuführen oder in Auftrag zu
geben seien.8 Im Falle Ellwangens waren auf Seiten der
Stadt vor allem das Stadtbauamt und das Stadt-
planungsamt kontinuierlich in die Arbeiten am Denk-
malpflegerischen Fachplan eingebunden.9 Darüber hin-
aus wurden im Rahmen des Projektes Sondergutachten,
unter anderem zu einem Kellerkataster für den hoch-
mittelalterlichen Kembereich der Stadt10, in Auftrag
gegeben.
In mehreren Punkten geht der Denkmalpflegerische
Fachplan Ellwangen fachlich noch über sein metho-
disches Vorbild hinaus:
- So beschränkt sich die Untersuchung nicht nur auf
den historischen Stadtkern und Stadterweiterungs-
quartiere des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, son-
dern betrachtet die Altstadt im Zusammenhang mit
ihrem kulturlandschaftlichen Umfeld. Das Unter-
suchungsgebiet des Fachplans umfasst dadurch rund
740 Hektar.
- Die denkmalpflegerische Würdigung erfolgt dabei
detailscharf und benennt auch Sachverhalte von
städtebaulich-denkmalpflegerischer Bedeutung, de-
ren Erhaltungswürdigkeit weniger aus dem Denk-
malschutzgesetz als aus dem Planungsrecht abge-
leitet werden kann und für deren Erhaltung deshalb
nicht zuletzt Stadtplaner gewonnen werden müssen.
Dazu gehören beispielsweise die historische Stadt-
gestalt prägende bauliche Anlagen oder Grün- und