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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: System Denkmalpflege - Netzwerke für die Zukunft — Hannover: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 31.2004

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Sektion 6: Historische Forschung in der Denkmalpflege - Das Beispiel der Stadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.51150#0378
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374

Sektion 6: Historische Forschung in der Denkmalpflege - Das Beispiel der Stadt

Abb. 6: Ellwangen,
Denkmalpflegerischer
Fachplan, Karte 09:
„ Grundrissentwicklung
Stadtkern ab 1829“.



GrundnM • W7

GrundnM ’908/10 • 1 »WO
tutwMfwl /

Ouwuntcft 1W8/40

Denkmalpflegerlecher Fachplan
ELLWANGEN (JAGST)

Karte 09
Grundrissentwicklung
Stadtkern ab 1829


Zwei Karten beschäftigen sich mit der Sozialtopo-
graphie der Stadt im Jahr 1808 kurz nach dem Übergang
der Fürstpropstei an das Königreich Württemberg. Die
eine gibt den Gebäudewert nach dem Brandversiche-
rungskataster wieder, die andere zeigt die räumliche
Verteilung verschiedener Berufsgruppen in der Stadt
(Abb. 5). Darüber hinaus sind weitere, auf der Basis der
städtischen Steuerbücher erstellte sozialtopographische
Querschnitte für die Jahre 1667 und 1740 verkleinert im
Textteil abgebildet.
Parzellenscharf ließ sich anhand der seit 1829 in
mehreren Querschnitten vorliegenden württembergi-
schen Flurkarten im Maßstab 1:2.500 auch die Grund-
rissentwicklung des Stadtkerns darstellen (Abb. 6).
Dabei wird die Grundrisssituation von 1829 in schwarz,
der aktuelle Zustand in grau wiedergegeben, Ver-
änderungen während des 19. und im ersten Drittel des
20. Jahrhunderts erscheinen farbig. Deutlich wird dabei,
dass der Stadterweiterung in diesem Zeitraum Pla-
nungsüberlegungen zugrunde liegen, die sich aus dem
überlieferten Baubestand nicht so ohne weiteres er-
schließen lassen. Gleichzeitig fällt die hohe Persistenz
des Stadtgrundrisses im ummauerten Stadtkern vor
allem hinsichtlich der öffentlichen Straßen- und Platz-
räume auf.
Beim Alter der Bausubstanz ergibt sich dagegen ein
etwas anderes Bild. Zwar zeigt der auf der Grundlage
von Hausbegehungen und Auswertung der Bauakten
erstellte Baualtersplan, wie sehr die Ellwanger Altstadt
bis heute von den barocken Bauleistungen des 17. und
18. Jahrhunderts bestimmt wird und dass sich in nicht
wenigen Gebäuden auch noch einiges an mittelalter-
licher Bausubstanz verbirgt. Die Kartierung offenbart
allerdings auch, wie groß im Kembereich trotz
erhaltenem Grundriss bereits der Anteil an jüngerer und
jüngster Bebauung ist.

Die soziale Stellung des Bauherren, besondere
Zweckbestimmungen und bestimmte Bauphasen führ-
ten in der Geschichte zur Herausbildung von Bautypen,
die den unverwechselbaren baulichen Charakter einer
Stadt maßgeblich mitbestimmen können. Dies gilt in
besonderem Maße auch für die ehemalige geistliche
Residenzstadt Ellwangen. Noch heute wird die Altstadt,
wie eine andere Kartierung zeigt, von letztlich nur eini-
gen wenigen, in vorindustrieller Zeit entwickelten Haus-
typen geprägt, unter anderem von den im Stiftsbezirk
konzentrierten Kapitularhäusem, den am westlichen
Marktplatz und an den Hauptstraßen der „bürgerlichen
Stadt“ versammelten ehemaligen Gasthäusern oder den
Kleinhandwerkerhäusem in den hinter diesen Haupt-
straßen liegenden Quartieren. Als hilfreich für diese
Analyse erwiesen sich insbesondere eine „Beschreibung
der herrschaftlichen Häuser, samt allem was sich darin
befindet, sowohl in der Stadt als auch auf dem Land“
von 1735 sowie die 1803 von dem Landbaucontrolleur
Manz angefertigten „Bauaufnahmen der ehemals fürst-
lichen und kapitlischen Gebäude in Ellwangen“.
Ein prägendes Element der Stadtgestalt sind schließ-
lich - gerade auch in Ellwangen - die inner- und vor-
städtischen Grün- und Freiflächen. Deren Bestand und
Entwicklung ist in zwei Querschnitten für die Jahre
1829 (Abb. 7) und 2002 kartiert worden, so dass im Ver-
gleich beider Karten nicht nur Überlieferung und Ver-
lust, sondern auch der Funktionswandel historischer
grünbestimmter Freiräume erkennbar werden. Augen-
fällig ist beispielsweise das Schicksal der zahlreichen
suburbanen Zier- und Baumgärten, die die Stadt noch im
19. Jahrhundert umgaben. Ihre Entwicklung ist die vom
Flächenphänomen zum vereinzelten, häufig nur mehr
punkthaften Relikt.
Die auf die historisch-geographische Analyse auf-
bauende konservatorische Würdigung und Wertung des
 
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