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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: System Denkmalpflege - Netzwerke für die Zukunft — Hannover: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 31.2004

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Sektion 6: Historische Forschung in der Denkmalpflege - Das Beispiel der Stadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.51150#0404
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Sektion 6: Historische Forschung in der Denkmalpflege - Das Beispiel der Stadt

Abb. 2: Enkering,
Ldkr. Eichstätt, die heute im
Fränkischen Freilandmuseum
Bad Windsheim stehende
Enkeringer Scheune von 1601
an ihrem ursprünglichen
Standort, um 1980.


südlichen Frankenalb bzw. Altmühlalb oder des Alt-
mühljuras, der sich vom Hahnenkamm um Heidenheim
im Westen bis vor die Tore Regensburgs erstreckt.
Sieht man nun die Verbreitung des Kalkplattendachs
einmal summarisch, so ergibt sich immerhin ein Gebiet
von gut 100 km in der Längenerstreckung und bis zu
50 km in der Breite. Es liegt ziemlich in der Mitte
Bayerns, umfasst bis auf Ober- und Unterfranken alle
bayerischen Regierungsbezirke, mit dem Zentrum im
südlichen Mittelfranken (Landkreise Weißenburg-Gun-
zenhausen und Roth) und dem nördlichen Oberbayern,
vor allem im einst mittelfränkischen, heute oberbayeri-
schen Landkreis Eichstätt. Nach Süden bildet die Donau
eine gewisse Grenze, die jedoch an einigen Stellen über-
sprungen wird. Auf der Karte ist dieses Kemgebiet mit
dem inneren, dickeren Streifen umgrenzt und der äußere
Rand der Verbreitung mit der dünneren, punktierten
Linie (Abb. 1). Außerhalb dieses Bereiches gibt es noch
ein Gebiet, sozusagen eine Exklave, ein Reservat im
westlichen Mittelfranken, in dem das Kalkplattendach
verbreitet ist - und zwar im Fränkischen Freiland-
museum Bad Windsheim.
Es gibt dort eine ganze Baugruppe „Altmühlgebiet“
mit sieben bereits aufgebauten Gebäuden und einigen
eingelagerten Häusern, die des Wiederaufbaus harren.
Darüber hinaus sind drei weitere Gebäude aus dem
Kalkplattendach-Gebiet in der überregionalen Bau-
gruppe Mittelalter zu sehen, darunter das zu den ältesten
Gebäuden des Museums zählende Taglöhnerhaus aus
Marienstein (Stadt Eichstätt).

Wie lässt sich nun dieses Verbreitungsbild erklären?
Eine relativ einfache Begründung liefern
- das natürliche Vorkommen des Plattenkalks selbst,
aus dem das Dachmaterial stammt und
- die Transportmöglichkeiten des schweren Materials.
Denn nach weit verbreiteter Meinung wurden vor Mitte
des 19. Jahrhunderts die zum Dachdecken benötigten
Dachsteine nur von soweit herantransportiert, wie man
an einem Tag mit einem Fuhrwerk bis zum Steinbruch
und zurück schaffen konnte - also circa 20 bis 25 km
einfache Strecke.
Das größte und ausgedehnteste Plattenkalkvorkom-
men liegt südlich von Treuchtlingen um Mörnsheim und
Solnhofen, daher wird das Juragestein auch häufig als
Solnhofer Plattenkalk bezeichnet. Doch gab es früher
darüber hinaus weit gestreute Standorte von nur lokal
gen utzten Plattenkalksteinbrüchen.
Die einzelnen Schichten lassen sich nach dem Ab-
tragen des Deckhumus leicht voneinander trennen. Sie
kommen in Stärken von Papierdicke bis etwa 5 cm vor.
Die Schichten von 4-5 cm Stärke wurden für Boden-
platten, die berühmten „Solnhofer Platten“ oder für Li-
thografiesteine, die weithin exportiert wurden, genutzt.
Zum Dachdecken geeignet sind Platten mit Stärken von
0,5 bis 2 cm, Breiten zwischen 12 und 20 cm und
Längen zwischen 20 bis 40 cm geeignet. Die unregel-
mäßigen Platten müssen nur noch vereinzelt mit dem
Hammer nachgearbeitet werden, vor allem an der Kan-
te, die später an der Außenseite zum liegen kommt.
 
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