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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: System Denkmalpflege - Netzwerke für die Zukunft — Hannover: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 31.2004

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Exkursionsberichte
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510

System Denkmalpflege - Netzwerke für die Zukunft

Historische Gärten im Hildesheimer Land
(Exkursion 4)
Leitung: Rainer Schomann und Ulrich Pagels

Abb. 1: Wrisbergholzen, Ldkr.
Hi Idesheim, Exkursionsteil-
nehmer auf dem Weg zum
restaurierten so genannten
Teetempel im Schlosspark,
2003.

Die Exkursion in das Hildesheimer Land führte zu fünf
historischen Gärten verschiedener Gestaltung und
unterschiedlicher Erhaltungszustände. In all diesen
Gärten und Parkanlagen wurden bereits Instandset-
zungsmaßnahmen mittels des „Sonderförderprogramms
Historische Gärten“ des Niedersächsischen Ministeri-
ums für Wissenschaft und Kultur umgesetzt oder stehen
in der Planung. Verantwortliche Gutachter und Planer
erläuterten gemeinsam mit den Eigentümern den jewei-
ligen Umgang mit dem Gartendenkmal, so dass die
Exkursionsteilnehmer die Praxisbeispiele kennen
lernen und spezifische Probleme diskutieren konnten.
Die Anlagen standen stellvertretend für die gesamte
Spannbreite der gartendenkmalpflegerischen Arbeit, da
nicht nur historische Gärten, sondern auch die Umge-
bung eines Baudenkmals mit seinen Freiflächen durch
Landschaftsinszenierung (wie Villa Walshausen) oder
Landschaftsgestaltung (zum Beispiel Freundschafts-
tempel bei Schloss Söder) zum Tätigkeitsfeld gehören.
Je nach Bestimmung des denkmalpflegerischen Interes-
senfeldes müssen sich die Methoden den Zielsetzungen
anpassen: Die historischen Freiräume stehen deshalb im
ständigen Spannungsfeld „zwischen Grundlagenfor-
schung und Minimalismus“.
Schon das erste Beispiel zeigte die fruchtbare Zu-
sammenarbeit in einem objektbezogenen Netzwerk. In
Wrisbergholzen machen gleich zwei Diplomarbeiten
der Universität Hannover von 1986 und 1996 auf die Be-
deutung des Landschaftsparks aus der Mitte des 19. Jahr-
hunderts aufmerksam. Ehrenamtliche Bemühungen und
behördliche Hilfe konnten den Park retten und zum Teil
bereits wieder herstellen. So erfuhren die Exkursions-
teilnehmer, dass der seit seiner Entstehungszeit im Jahr
1740 mehrmals überformte Schlosspark der Familie von
Goertz-Wrisberg nach einem mehrere Jahrzehnte an-
dauernden Dornröschenschlaf nun erste Schritte zur


Instandsetzung erfährt. Ein 1984 gegründeter „Verein
zur Erhaltung von Baudenkmalen in Wrisbergholzen“
engagiert sich in außergewöhnlichem Maße auch für
den Erhalt des Parks. Die Mitglieder sorgen seit meh-
reren Jahren unter anderem durch Gehölzpflege für die
Freistellung von Gartenräumen, sie legen die Wege frei
oder Drängen den Wildwuchs zurück, um die his-
torischen Strukturen des sowohl als Naturschutzgebiet
als auch Kulturdenkmal ausgewiesenen Parks der
Öffentlichkeit gegenüber zu verdeutlichen.
Von dem vermutlich unter Graf Werner von Goertz-
Wrisberg um 1850 initiierten Staffagenprogramm sind
neben dem Teetempel, dem Monument und dem so
genannten Wasserstürzen auch Aussichtsplätze und
Grotten überkommen. Der um 1840 aus Holz errichtete,
auch als Teetempel bezeichnete Monopteros konnte im
letzten Jahr restauriert werden. Die baubegleitende
Architektin erläuterte vor Ort die Bestrebungen, die
Restaurierung so substanzschonend wie möglich zu
gestalten. Im Zusammenhang mit gärtnerischen Pflege-
maßnahmen im näheren Umfeld konnte die Szene in
Grundzügen so wieder gewonnen werden, wie sie auf
einem Aquarell des Hildesheimer Zeichners Hermann
Lüders in der Mitte des 19. Jahrhunderts dargestellt ist.
Als nächstes steht die Sicherung der stark gefähr-
deten Orangerie an, um so einen weiteren wichtigen
Bestandteil des denkmalgeschützten Ensembles, zu
dem auch eine bedeutende ehemalige Fayencemanufak-
tur gehört, zu erhalten.
Die teilweise durchgeführten und noch geplanten
Erhaltungsmaßnahmen im Landschaftsgarten des Gutes
in Bodenburg wurden durch den Eigentümer, den bau-
leitenden zuständigen Landschaftsarchitekten erläutert.
Aufbauend auf eine Diplomarbeit aus dem Jahr 1999
konnten auf der Basis eines abgestimmten Konzeptes
die wesentlichen Bestandteile des durch seinen hoch-
wertigen Gehölzbestand und wunderschönen Blick-
achsen auf das Herrenhaus gekennzeichneten Park
wieder herausgearbeitet werden. Dieses auf drei Jahre
ausgelegte Vorhaben wurde unter Berücksichtigung der
durch den Eigentümer dauerhaft zu erbringenden Pfle-
geaufwendungen und entsprechender Qualitätssiche-
rung entwickelt. Begonnen werden soll mit der Ent-
schlammung des ehemaligen Schwanenteiches sowie
mit der Restaurierung der Brücken und Modernisierung
der technischen Systeme wie Drainage und Stauwerke.
Vorgesehen als nächster Schritt ist die Restaurierung der
Grabplatten des so betitelten „Begräbnisplatzes“, außer-
dem stehen Instandsetzungsarbeiten durch Baumfäl-
lungen und denkmalgerechte Neupflanzungen an. Als
ehemals besondere Qualität am Rande des Parks soll der
bis Anfang des 20. Jahrhunderts vorhandene und als
point de vue dienende Monopteros in vereinfachter
Gestaltung „nachgebaut“ werden. Grundlage sind foto-
graphische Dokumente und erhaltene Sockelsteine.
Eine andere Fragestellung des denkmalpflegerischen
Umgangs wurde am fragmentarisch erhaltenen Gartens
 
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