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Zur Situation der Wandmalereirestaurierung im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert

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urkundlich wertlos geworden. Auf dieser Erkenntnis
begründete sich die Forderung nach Konservierung
statt Restaurierung, um den historisch gewordenen
Zustand eines Denkmals mit all seinen geschichtlichen
Veränderungen zu erhalten. Diese zunächst in der
Baudenkmalpflege entwickelten Postulate sollten
theoretisch für alle denkmalpflegerischen Bereiche
gelten. Einschränkungen galten für Gegenstände und
Bauwerke in Funktion, bei Kirchen besonders im
Hinblick auf liturgische Funktionen. Diese erforderten
im Allgemeinen restauratorische Maßnahmen.
Wie nach den modernen Richtlinien eine Restaurie-
rung konkret auszuführen sei, wurde im Bereich der
Wandmalereirestaurierung nur von Einzelnen erläu-
tert. Sie beschrieben Methoden der Freilegung und
Restaurierung, die einen zurückhaltenderen Eingriff in
die Originalsubstanz bedeuteten und Verfälschungen
vermeiden sollten.
Neben den theoretisch-philosophischen Ansätzen in
der Denkmalpflege hielten auch die Naturwissen-
schaften Einzug in die junge Disziplin. Ursprünglich
vor dem Hintergrund der Rationalisierung und
Verbesserung der Maltechnik entstanden, beschäftig-

ten sich Maltechniker und Naturwissenschaftler mit
historischen Maltechniken und ihren vermeintlichen
Schwachpunkten, die zu Schäden geführt hatten. In
der Fortentwicklung führten diese Ansätze zu natur-
wissenschaftlichen Erklärungsansätzen für Schadens-
ursachen und auch zu Empfehlungen für Restaurie-
rungsmethoden und -materialien. Mit der Untersu-
chung der ursprünglichen Werkstoffe und des Mate-
rialgefüges wurden Zusammenhänge nun chemisch
erklärt und in Beziehung zu Restaurierungstechniken
gesetzt. Die gewonnenen Erkenntnisse führten bei-
spielsweise zu Warnungen vor säurehaltigen Reini-
gungsmitteln und organischen Überzügen. Obwohl
der naturwissenschaftliche Ansatz in vielerlei Hinsicht
richtig und wichtig war, wurden die Schadensfaktoren
an Wandmalereien teilweise nur unvollständig er-
kannt und die historischen Maltechniken fehlinterpre-
tiert. Dadurch kam es zwangsläufig zur Empfehlung
zum Teil ungeeigneter Restaurierungsmethoden und
-materialien. Wenn auch zunächst empirisch geprägt,
so wurde in den Naturwissenschaften doch erstmals
Ursachenforschung in Bezug auf die entstandenen
Schäden betrieben.
 
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