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Restaurierungsgeschichte mittelalterlicher Gewölbe- und Wandmalereien im Gebiet des heutigen Niedersachsen
Chor, westliche Gewölbekappe nach Freilegung mit
Putzergänzungen. Foto Wildt 1939, Niedersächsisches
Landesamt für Denkmalpflege.
Chor, westliche Gewölbekappe. Zustand 2005. Die nicht
erhaltenen Bereiche sind ergänzt. Der ursprüngliche
Malereibestand ist nicht übermalt.
ßend keine weiteren Ergänzungen vorgenommen
werden sollten. Eine Veränderung im Arbeitsablauf ist
auch der Rechnung Wildts zu entnehmen, die letztlich
mehr als doppelt so hoch ausfiel wie ursprünglich ver-
einbart.56
Wildts farbliche Ergänzungen unterscheiden sich von
den ursprünglichen Farbtönen durch ihre starke Aus-
mischung mit Weiß, was ihnen einen milchigen, pas-
tellartigen Charakter verleiht.
Nur noch in Resten erkennbare Darstellungen vervoll-
ständigte er und bezog die vorhandenen Malereifrag-
mente in seine Rekonstruktion ein.
Als Beispiel dafür sei die Figur des Weltenrichters
genannt. Eine große Putzergänzung befand sich an
Stelle von Kopf und Oberkörper, während der untere
Bereich von Gewand und Beinen bis zu den Knien
freigelegt worden war. Die Farbigkeit war jedoch
reduziert, Abschürfungen und kleinere Fehlstellen
lagen auch hier vor. Wildt ergänzte Kopf und Ober-
körper des Weltenrichters. Die vorhandenen Partien
beließ er im Wesentlichen in ihrer Form, glich sie
jedoch durch Lasuren der Ergänzung an, wodurch er
zusätzlich die kleinen Fehlstellen optisch zurückdräng-
te.
Auch in den meisten anderen Bereichen bedecken La-
suren große Teile der Malerei. Diese Übermalungen
liegen auf der ursprünglichen Malerei, aber auch in
Fehlstellen und auf jüngeren Tüncheresten. Besonders
umfangreiche Ergänzungen befinden sich in der nörd-
lichen Gewölbekappe. Dort war der Bestand nach der
Freilegung bis auf wenige Partien nicht erhalten. Die
Ergänzungen umfassen die beiden Engel mit Posau-
nen sowie den größten Teil der unteren Zone mit den
Auferstehenden.
Wildt erhielt den freigelegten Bestand ohne maleri-
sche Überarbeitungen in solchen Bereichen, in denen
die Malerei einen guten Erhaltungszustand aufwies.
In der südlichen Gewölbekappe waren vom linken
Engel nach der Freilegung nur ein Flügel und die
obere Kopfpartie erhalten. Er ergänzte den fehlenden
Bestand, übermalte aber nicht die vorhandenen Par-
tien. In derselben Gewölbekappe befinden sich im
Gewand des rechten Engels die gleichen Ornamente
wie im Hintergrund der Darstellungen. Es ist anzuneh-
men, dass es sich hierbei nicht um eine beabsichtigte
Gewanddekoration, sondern um eine maltechnisch
bedingte Eigenart handelt. Man hatte zunächst den
Hintergrund mit Ornamenten versehen und anschlie-
ßend die Figuren gemalt, wobei die entsprechenden
Ornamente überdeckt wurden. Ob die Malerei erst
bei der Freilegung so weit reduziert wurde, dass die
Ornamente wieder zum Vorschein kamen oder ob
dies schon vorher der Fall war, ist nicht feststellbar. Die
nach der Freilegung angefertigten Fotos zeigen jeden-
falls, dass die Ornamente in verschiedenen Zonen vor-
lagen, in denen die figürlichen Darstellungen bereits
verloren waren. Im Bereich des erwähnten Engels, der
zumindest in seinen Umrissen und der Binnenzeich-
nung noch erhalten war, hat Wildt den Zustand wie
vorgefunden belassen und die Ornamente nicht über-
malt.
Restaurierungsgeschichte mittelalterlicher Gewölbe- und Wandmalereien im Gebiet des heutigen Niedersachsen
Chor, westliche Gewölbekappe nach Freilegung mit
Putzergänzungen. Foto Wildt 1939, Niedersächsisches
Landesamt für Denkmalpflege.
Chor, westliche Gewölbekappe. Zustand 2005. Die nicht
erhaltenen Bereiche sind ergänzt. Der ursprüngliche
Malereibestand ist nicht übermalt.
ßend keine weiteren Ergänzungen vorgenommen
werden sollten. Eine Veränderung im Arbeitsablauf ist
auch der Rechnung Wildts zu entnehmen, die letztlich
mehr als doppelt so hoch ausfiel wie ursprünglich ver-
einbart.56
Wildts farbliche Ergänzungen unterscheiden sich von
den ursprünglichen Farbtönen durch ihre starke Aus-
mischung mit Weiß, was ihnen einen milchigen, pas-
tellartigen Charakter verleiht.
Nur noch in Resten erkennbare Darstellungen vervoll-
ständigte er und bezog die vorhandenen Malereifrag-
mente in seine Rekonstruktion ein.
Als Beispiel dafür sei die Figur des Weltenrichters
genannt. Eine große Putzergänzung befand sich an
Stelle von Kopf und Oberkörper, während der untere
Bereich von Gewand und Beinen bis zu den Knien
freigelegt worden war. Die Farbigkeit war jedoch
reduziert, Abschürfungen und kleinere Fehlstellen
lagen auch hier vor. Wildt ergänzte Kopf und Ober-
körper des Weltenrichters. Die vorhandenen Partien
beließ er im Wesentlichen in ihrer Form, glich sie
jedoch durch Lasuren der Ergänzung an, wodurch er
zusätzlich die kleinen Fehlstellen optisch zurückdräng-
te.
Auch in den meisten anderen Bereichen bedecken La-
suren große Teile der Malerei. Diese Übermalungen
liegen auf der ursprünglichen Malerei, aber auch in
Fehlstellen und auf jüngeren Tüncheresten. Besonders
umfangreiche Ergänzungen befinden sich in der nörd-
lichen Gewölbekappe. Dort war der Bestand nach der
Freilegung bis auf wenige Partien nicht erhalten. Die
Ergänzungen umfassen die beiden Engel mit Posau-
nen sowie den größten Teil der unteren Zone mit den
Auferstehenden.
Wildt erhielt den freigelegten Bestand ohne maleri-
sche Überarbeitungen in solchen Bereichen, in denen
die Malerei einen guten Erhaltungszustand aufwies.
In der südlichen Gewölbekappe waren vom linken
Engel nach der Freilegung nur ein Flügel und die
obere Kopfpartie erhalten. Er ergänzte den fehlenden
Bestand, übermalte aber nicht die vorhandenen Par-
tien. In derselben Gewölbekappe befinden sich im
Gewand des rechten Engels die gleichen Ornamente
wie im Hintergrund der Darstellungen. Es ist anzuneh-
men, dass es sich hierbei nicht um eine beabsichtigte
Gewanddekoration, sondern um eine maltechnisch
bedingte Eigenart handelt. Man hatte zunächst den
Hintergrund mit Ornamenten versehen und anschlie-
ßend die Figuren gemalt, wobei die entsprechenden
Ornamente überdeckt wurden. Ob die Malerei erst
bei der Freilegung so weit reduziert wurde, dass die
Ornamente wieder zum Vorschein kamen oder ob
dies schon vorher der Fall war, ist nicht feststellbar. Die
nach der Freilegung angefertigten Fotos zeigen jeden-
falls, dass die Ornamente in verschiedenen Zonen vor-
lagen, in denen die figürlichen Darstellungen bereits
verloren waren. Im Bereich des erwähnten Engels, der
zumindest in seinen Umrissen und der Binnenzeich-
nung noch erhalten war, hat Wildt den Zustand wie
vorgefunden belassen und die Ornamente nicht über-
malt.