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Restaurierungsgeschichte mittelalterlicher Gewölbe- und Wandmalereien im Gebiet des heutigen Niedersachsen
Östliche Gewölbekappe des • mittleren Jochs, Hand des
Weltenrichters. Übermalungen wurden entfernt. Das
Inkarnat und die rote Zeichnung gehören zur mittelalterli-
chen Malerei.
Östliche Gewölbekappe des mittleren Jochs, Kopf einer
Teufelsgestalt. Im Gesicht ist der ursprüngliche Bestand redu-
ziert erhalten. In den übrigen Zonen liegen Lasuren Broses
auf.
Relevanz der restauratorischen Befunde für die
kunsthistorische Einordnung
Die Darstellung des Weltgerichts in der östlichen Ge-
wölbekappe des mittleren Jochs weist kaum sichtba-
ren mittelalterlichen Malereibestand auf. Die ur-
sprüngliche Malerei ist stark reduziert und nur noch in
Resten erkennbar. Die mittelalterliche Malerei wurde
schon bei der Freilegung geschädigt. Die anschließen-
den Übermalungen durch Morisse, deren versuchte
Abnahme durch Brose und dessen Ergänzungen führ-
ten zu einem Mischbestand aus mittelalterlichem Be-
stand und den beiden Übermalungsphasen, die sich
heute nicht mehr einwandfrei differenzieren lassen.
Der ölhaltige Überzug verstärkt diese Wirkung noch,
da sämtliche darunterliegenden Malschichten davon
verdeckt und miteinander verbunden werden. Der
Bestand ist dadurch einheitlich verbräunt, was eine
optische Unterscheidung erschwert.
In den wenigen ursprünglichen Malereiresten ist die
Handschrift des Malers nicht mehr lesbar. Man kann
zwar davon ausgehen, dass sich Morisse bei seiner
ergänzenden Überarbeitung am freigelegten Bestand
orientierte, er die reduzierte Malerei jedoch weitge-
hend neu interpretierte. Wenn man die beschriebe-
nen mittelalterlichen Befunde zugrunde legt, hatte
Morisse zwar stilistische und farbliche Anhaltspunkte
für die Darstellung, der maltechnische Aufbau war
jedoch bereits nur noch in Teilen erhalten.
Heute ist man weniger mit einer mittelalterlichen als
vielmehr mit einer Malerei aus den ersten vier
Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts konfrontiert. An
der Malerei lässt sich die Entwicklung der restaurato-
rischen Praxis ablesen: Nachdem die ersten Jahre des
Jahrhunderts noch von den Vorstellungen einer stilrei-
nen vollständigen Malereipräsentation geprägt
waren, wollte man 1939 die neuen Zutaten entfernen
und in puristischer Manier das mittelalterliche Original
zeigen. Da durch die Reinigung nicht das gewünschte
Ergebnis erbracht werden konnte, versuchte man
erneut die Darstellung durch Lasuren und
Nachkonturierung lesbarer zu machen.
Restaurierungsgeschichte mittelalterlicher Gewölbe- und Wandmalereien im Gebiet des heutigen Niedersachsen
Östliche Gewölbekappe des • mittleren Jochs, Hand des
Weltenrichters. Übermalungen wurden entfernt. Das
Inkarnat und die rote Zeichnung gehören zur mittelalterli-
chen Malerei.
Östliche Gewölbekappe des mittleren Jochs, Kopf einer
Teufelsgestalt. Im Gesicht ist der ursprüngliche Bestand redu-
ziert erhalten. In den übrigen Zonen liegen Lasuren Broses
auf.
Relevanz der restauratorischen Befunde für die
kunsthistorische Einordnung
Die Darstellung des Weltgerichts in der östlichen Ge-
wölbekappe des mittleren Jochs weist kaum sichtba-
ren mittelalterlichen Malereibestand auf. Die ur-
sprüngliche Malerei ist stark reduziert und nur noch in
Resten erkennbar. Die mittelalterliche Malerei wurde
schon bei der Freilegung geschädigt. Die anschließen-
den Übermalungen durch Morisse, deren versuchte
Abnahme durch Brose und dessen Ergänzungen führ-
ten zu einem Mischbestand aus mittelalterlichem Be-
stand und den beiden Übermalungsphasen, die sich
heute nicht mehr einwandfrei differenzieren lassen.
Der ölhaltige Überzug verstärkt diese Wirkung noch,
da sämtliche darunterliegenden Malschichten davon
verdeckt und miteinander verbunden werden. Der
Bestand ist dadurch einheitlich verbräunt, was eine
optische Unterscheidung erschwert.
In den wenigen ursprünglichen Malereiresten ist die
Handschrift des Malers nicht mehr lesbar. Man kann
zwar davon ausgehen, dass sich Morisse bei seiner
ergänzenden Überarbeitung am freigelegten Bestand
orientierte, er die reduzierte Malerei jedoch weitge-
hend neu interpretierte. Wenn man die beschriebe-
nen mittelalterlichen Befunde zugrunde legt, hatte
Morisse zwar stilistische und farbliche Anhaltspunkte
für die Darstellung, der maltechnische Aufbau war
jedoch bereits nur noch in Teilen erhalten.
Heute ist man weniger mit einer mittelalterlichen als
vielmehr mit einer Malerei aus den ersten vier
Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts konfrontiert. An
der Malerei lässt sich die Entwicklung der restaurato-
rischen Praxis ablesen: Nachdem die ersten Jahre des
Jahrhunderts noch von den Vorstellungen einer stilrei-
nen vollständigen Malereipräsentation geprägt
waren, wollte man 1939 die neuen Zutaten entfernen
und in puristischer Manier das mittelalterliche Original
zeigen. Da durch die Reinigung nicht das gewünschte
Ergebnis erbracht werden konnte, versuchte man
erneut die Darstellung durch Lasuren und
Nachkonturierung lesbarer zu machen.