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Hessisch Oldendorf-Großenwieden, Landkreis Hameln-Pyrmont, Ev. Kirche St. Matthäi

259


Ostwand, rechts. Hackspuren durch Verwendung eines
Spachtels bei der Freilegung.


Südöstlicher Gewölbezwickel. Kratzspuren durch Verwen-
dung von Drahtbürsten bei der Freilegung.

Zeitgenössische Archivalien liegen nicht vor.
Durch die restauratorische Untersuchung der Autorin
war feststellbar, dass sich typische Spuren einer Freile-
gung nur in geringem Maße finden. Die auf der Male-
rei liegenden Tüncheschichten wurden mechanisch
entfernt, einige Reste verblieben jedoch auf der Ober-
fläche. Als Werkzeuge dienten Messer oder Spachtel,
deren Anwendung in einigen Bereichen Kratz- und
Hackspuren hinterlassen hat. Die Malerei wirkt insge-
samt ausgedünnt, was zumindest teilweise auf die
Freilegung zurückzuführen sein könnte.
Restaurierung
Die Restaurierung der Chorausmalung wurde vom
Kirchenmaler Gotta ausgeführt. Einfache Malerarbei-
ten wurden unter seiner Leitung vom Maler Koch aus
Großenwieden übernommen.135 Gottas Kostenvoran-
schlag enthält zur Restaurierung der Malereien nur
die Position „Fixieren".136 Die übrigen Positionen
behandeln Anstricharbeiten in Gewölben und an der
Innenausstattung. Ein weiterer, undatierter Kosten-
voranschlag beinhaltet die Position „Fixieren und Er-
gänzen der alten Malerei."137 Eine Inschrift Gottas an
der Ostwand besagt: „Aufgedeckt u [I] instandge-
setzt von Kirchenmaler Gotta Hannover 1927".
Weiter sind zur Restaurierung der Wand- und Ge-
wölbemalerei 1927/28 keine zeitgenössischen Quel-
len erhalten.
Die Ergebnisse eigener restauratorischer Untersu-
chungen bieten weiteren Aufschluss über die ausge-
führten Maßnahmen. Gotta führte 1927/28 einige
recht grobkörnige Putzergänzungen mit Kalkmörtel
aus, die teilweise über dem Niveau des ursprünglichen
Putzes liegen.

Er übermalte den monochromen Hintergrund lasie-
rend, was vor allem an den großen Hintergrundflä-
chen des Gewölbes sichtbar ist. Diese monochrome
Lasur, mit der er den vermutlich fragmentarischen
Malereibestand vereinheitlichte, hatte den Effekt,
dass sich die nur fragmentarisch erhaltenen Figuren
gegen den geschlossenen Fond silhouettenartig
absetzen. Die figürlichen Szenen wurden durch Gotta
ergänzt. Fehlstellen weitgehend erhaltener und lesba-
rer Darstellungen retuschierte er, der vorhandene
Bestand ist nicht übermalt. Innerhalb von stark redu-
zierten Darstellungen zeigt sich eine andere Vorge-
hensweise: Hier hat er den bestehenden Bestand
monochrom lasierend übermalt und außerdem ver-
mutlich in einigen Bereichen die Binnenzeichnung
nachgezogen. Fotos nach der Restaurierung 1927/28
zeigen jedenfalls eine ausgeprägte Zeichnung, vor
allem in den Gesichtern. Gotta hat die rote Zeichnung
und teilweise die schwarze Kontur ergänzt und nach-
gezogen. Warum er bei der Nachkonturierung
manchmal die rote Vorzeichnung und manchmal die
schwarze Kontur aufgriff, ist nicht nachvollziehbar.
Aufgrund der späteren Restaurierungen sind die
Maßnahmen Gottas nur noch in Teilen nachvollzieh-
bar. Seine Übermalungen scheinen bereichsweise ent-
fernt worden zu sein, denn heute ist vor allem die
Binnenzeichnung überwiegend nicht mehr erhalten.
Die Vorhangmalerei im Sockelbereich wurde durch
Gotta komplett übermalt. Hier hat er die erhaltene
Malerei nicht sichtbar belassen, sondern flächig
rekonstruiert. Seine Übermalungen weichen stellen-
weise vom mittelalterlichen Bestand ab, der unter der
Übermalung sichtbar blieb.
 
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