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Marklohe, Landkreis Nienburg/Weser, Ev. Kirche St. Clemens

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Chornordwand, Geburt Christi, Ausschnitt. Der Hintergrund-
anstrich von 1967 folgt nur ungenau den Konturen. Im Kopf
der Kuh Punktretuschen von 1967 zur Aufhellung. Der male-
rische Bestand ist darunter erhalten.


Chor, nördliche Gewölbekappe. Der Hintergrundanstrich von
1967 folgt nur ungenau den Konturen.

erst 1967 entstand. Die Ausführung dieser Malerei
unterscheidet sich jedoch von der Ebelings, denn der
Faltenwurf des Vorhangs wurde mit Graphit oder
Bleistift vorgezeichnet. Die anderen Wandmalereien
lassen dagegen keine derartige Vorzeichnung erken-
nen.
Die farbliche Gestaltung der Arkadenpfeiler und
Bogeninnenseiten stammt von 1985.
Relevanz der restauratorischen Befunde für die
kunsthistorische Einordnung
Die Gewölbemalereien wurden von Kirchenmaler
Ebeling relativ zurückhaltend ergänzt. In einigen
Darstellungen wurde die mittelalterliche Malerei
offenbar nicht überarbeitet. Dies gilt für die
Darstellung des Himmlischen Jerusalems und für die
Höllendarstellung. Andere Bereiche, wie die Figur der
Maria aus der Deesis und die Heiligenfiguren in den
Kappen des Chorpolygons lassen keine Ergänzungen
erkennen, was für eine lasierende Überarbeitung
spricht. Die Rankenmalerei ist im Gegensatz zu den
Figuren zum größten Teil übermalt.
Die Neugestaltung der Wände erfolgte auf Wunsch
der Kirchengemeinde. Der Provinzialkonservator, der
zuvor für eine monochrome Tünche plädiert hatte,
fand offenbar keine Einwände. Die authentische
Präsentation der mittelalterlichen Darstellungen, auf

die bei der Restaurierung der Gewölbemalereien viel
Wert gelegt worden war, wurde zugunsten einer ein-
heitlichen Gestaltung des Chorraums aufgegeben.
Das Ziel war eine „stylgerechte Ausmalung"165, die
mittelalterlichen Malstil und Bildprogramm aufgriff
und um weitere Szenen erweiterte, so dass der
Eindruck eines vollständig ausgeschmückten Chor-
raums entstand. Ebeling hat sich bei seiner Malerei
am vorhandenen Bestand orientiert. Vor allem die
unbekleideten Figuren der alttestamentarischen
Szenen hat er nach dem historischen Vorbild gestal-
tet, ohne sie jedoch zu kopieren. Seine figürlichen
Szenen aus dem Leben Christi haben eher zeitgenös-
sischen Charakter. Auch diese lehnen sich an den
historischen Malstil an, sind aber anhand der Ge-
wanddraperien und Körpersprache als moderne Zu-
taten erkennbar. Dies gilt vor allem für die Szene der
Auferstehung Christi mit den Rückansichten der
Soldaten.
Die grotesken und fantastischen Gestalten und einige
der Einzeldarstellungen, wie das Lamm oder die
Flötenspieler, stehen in keinerlei Zusammenhang zum
übrigen Bildprogramm. Sie können als dekoratives
Beiwerk gelten und sprechen entweder für die Un-
kenntnis mittelalterlicher Raumgestaltungen oder für
die frei interpretierende und weniger strenge Um-
setzung der Vorstellung von mittelalterlicher Malerei.
 
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