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Restaurierungsgeschichte mittelalterlicher Gewölbe- und Wandmalereien im Gebiet des heutigen Niedersachsen
Chor, östliche Gewölbekappe, Weltgerichtsdarstellung nach
der Freilegung. BKDM OL 1904, H. 4, S.195.
Die Ornamente der westlichen Joche sind von Morisse
ergänzt und rekonstruiert worden. Sie sind aber bei
einer späteren Maßnahme überstrichen worden und
heute nicht mehr zu sehen. Die östlichen Gewölbe der
Kirche hat Morisse mit historisierenden Ornamenten
versehen, die ohne Befund waren. Seine Worte dazu
lauteten: „Die gothische Malerei habe ich ganz neu
entworfen."257 Freilegeproben im Chor zeigen, dass
sich unter der weißen Tünche die Malerei Morisses
befindet, die aus einfachen schwarzen Rankenorna-
menten besteht.
Unklar bleibt die Bemalung der Gurtbögen. Heute be-
finden sich an beiden Innenflächen vegetabile Orna-
mente. Die Leibung des östlicheren Bogens ist mit
einer Ziegelimitationsmalerei versehen, während der
westliche Bogen ein Kreisornament, ein Wellenband
und zwei weitere Ornamente aufweist. Morisse be-
richtete aber 1904: „Das Kreisornament in der Lai-
bung des großen Bogens, welcher den romanischen
Teil der Kirche vom gothischen trennt, habe ich so ge-
wählt, daß dadurch ein allmählicher Übergang der ro-
manischen in die gothische Malerei geschaffen ist."258
Chor, östliche Gewölbekappe, Weltgerichtsdarstellung. Aquarell der freigelegten Malerei, angefertigt von Morisse 1904.
Borrmann et al., Bd. 2, Tübingen-Berlin 1926, Tafel 33.