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Restaurierungsgeschichte mittelalterlicher Gewölbe- und Wandmalereien im Gebiet des heutigen Niedersachsen

Restaurierungsgeschichte
1902 Entdeckung der Wand- und Gewölbemalereien
im Zuge von Renovierungsarbeiten.262
1903 Freilegung, Restaurierung, dabei weitgehende
Rekonstruktion der Wand- und Gewölbemalereien
durch eine Osnabrücker Malerfirma.263
1938 Neuanstrich des Innenraums, dabei Übermalung
der Malereien in den Gewölben.264
1964 Erneute Freilegung der Gewölbemalereien und
Restaurierung der gesamten Ausmalung durch
Kirchenmaler aus Levern.265
Restauratorische Maßnahmen 1902-03
Auffindung und Freilegung
1902 wurden im Zuge einer Renovierung der Kirche
„Ansätze von alter Malerei" an den Chorwänden ent-
deckt. Der Pastor meldete dem hannoverschen
Provinzialkonservator Reimers: „Leider sind wir nicht
im Stande, die Tünche, die darüber sitzt, zu entfer-
nen." Er bat um Empfehlung eines in der Freilegung
von Wandmalereien erfahrenen Malers, der diese
Arbeit ausführen könnte.266
Die Freilegung wurde von der Malerfirma Kruse aus
Osnabrück 1903 ausgeführt. Eine schadensfreie Ab-
nahme der aufliegenden Tüncheschichten gelang
nicht. Die freigelegten Malereien wurden von Kruse in
Aquarell kopiert.267 In einem Schreiben Reimers' an
das Landesdirektorium in Hannover heißt es: „Die
aufgefundenen Wandmalereien der Kirche in Schlede-
hausen, welche zum Teil sich nicht erhalten ließen,
sind von dem Maler Kruse in Osnabrück aufgenom-
men und für das Denkmalpflegearchiv eingeliefert."268
Diese Kopien von drei Aposteldarstellungen der Nord-

und Südwand belegen den Zustand nach der Frei-
legung und zeigen stark reduzierten Bestand. Durch
ihre Attribute erkennbar sind die Apostel Paulus und
Jakobus major. In der Figur des Paulus fehlt aber bei-
spielsweise der gesamte Kopf- und Schulterbereich.
Zudem sind die Kopien zweier weiterer Apostel erhal-
ten. Einer befand sich laut Bildunterschrift an der
Ostwand und war so stark reduziert, dass in der
Zeichnung nur Umrisse und die Architekturrahmung
erkennbar sind. Der andere hält als Attribut einen
Kreuzstab und stellte vermutlich Philippus dar. In die-
sem Fall ist nicht angegeben, wo er sich befand.
Anzunehmen ist, dass beide aufgrund ihres fragmen-
tarischen Erhaltungszustands überstrichen wurden.
Auch die Ornamente der Schildbögen im Chor wur-
den zeichnerisch aufgenommen.
Neben den Aposteldarstellungen wurden weitere
figürliche Malereien freigelegt, die sich an der
Ostwand befanden und heute nicht erhalten sind. Die
Kopien Kruses zeigen Fragmente einer Kreuzigung
Christi und die untere Partie einer Figur mit Unter-
schrift: „wahrscheinlich alttestamentlichen König dar-
stellend".
Restaurierung
Dem Maler Kruse lag nach der Freilegung ein stark
reduzierter Malereibestand vor. Die Maler- und Glas-
malerwerkstatt Linnemann aus Frankfurt/Main hat
auf Grundlage der freigelegten Reste der Apostel-
darstellungen im Chor Vorlage-Kartons für eine
Rekonstruktion angefertigt. In deren Werkverzeichnis
der Jahre 1898-1904 findet sich unter dem Eintrag
„Von Herbst 1902 bis heute" [1904] die Angabe:


Schiff nach Osten nach der Renovierung. Foto 1903, ev.-luth.
Kirchengemeinde St. Laurentius, Schledehausen.

Schiff nach Westen während der Renovierung. Foto
1902/03, ev.-luth. Kirchengemeinde St. Laurentius, Schlede-
hausen.
 
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