Isernhagen-Kirchhorst, Region Hannover, Ev. Kirche St. Nikolai
371
des fragmentarischen Zustands und nach einer
Restaurierung der Malereien.378 Provinzialkonservator
Reimers bemerkte, die Malereien bedürfen „nur einer
sorgfältigen Auffrischung" und seien „nach dem Vor-
gefundenen zu ergänzen".379 Professor Schaper leite-
te die Ausmalungsarbeiten in der Kirche und empfahl
für die Restaurierung der mittelalterlichen Malereien
den hannoverschen Kirchenmaler Reinhold Ebeling,
der in der Vergangenheit bereits für ihn gearbeitet
hatte.380 Der Maler Herkenhoff, der die Freilegung der
Malereien ausgeführt hatte, sollte mit der Dekora-
tionsmalerei betraut werden und außerdem die Ma-
lereien an solchen Stellen, an denen sie durch Maurer-
arbeiten unumgänglich beschädigt werden würde,
abpausen. Dies betraf in der Hauptsache wohl die
Malereien an den Rippen, die zum Teil erneuert wer-
den mussten, denn die Gewölbekappen sollten, wie
Schaper betonte, unversehrt erhalten werden. Er wies
auch darauf hin, dass Putzergänzungen innerhalb der
Malereien nicht vom Maurer, sondern von Ebeling
selbst durchgeführt werden müssten. Die Restau-
rierung der Malereien wurde im Herbst 1898 begon-
nen.381 In dem umfassenden und detaillierten Bericht
Uhlhorns, der sämtliche Umbauarbeiten erfasst, sind
die Angaben zur Ausmalung und zur Restaurierung
der Gewölbe- und Wandmalereien spärlich: „Die
Rosenkante um den großen Triumphbogen bei der
Kanzel ist die ursprüngliche, welche wir unter dem
Kalk fanden. Desgleichen ist die Farbengebung der
Laibung des Triumphbogens die alte ursprüngliche. ...
Die Wandgemälde sind im Chor geblieben wie sie
waren, nur der Nikolaus ist neu gemalt. Er ist ein
eigenhändiges Werk von Professor Hermann Schaper
in Hannover. Das Modell zu dem Schulknaben ist
mein Sohn Gerhard Uhlhorn." Die Ausmalung der
Gewölbe im Schiff wurde „nach alten Mustern völlig
neu im Jahre 1898 hergestellt". Über die fragmenta-
risch erhaltene Heiligendarstellung an der Südwand
des Schiffs (s.o.) habe „Professor Schaper in Hannover
eigenhändig 1898 den Erzengel Michael, den
Schutzpatron des deutschen Reiches gemalt."382 Die
Reste der figürlichen Darstellung am Triumphbogen
ist offenbar übertüncht worden, sie findet keine wei-
tere Erwähnung und ist heute nicht mehr sichtbar.
Die malerische Bearbeitung der freigelegten Male-
reien erfolgte mit Kaseinfarben. Zwei Figuren, die
nach Uhlhorn vollständig zerstört waren, wurden von
Schaper neu gemalt.383 Um welche Figuren es sich
dabei handelte, geht aus den Quellen nicht hervor.
Die erwähnte Darstellung des Heiligen Michael könn-
te eine davon gewesen sein. Uhlhorn ging nur inso-
fern auf die Restaurierungs- und Ausmalungsarbeiten
ein, als dass er zwischen solchen Malereien, die erhal-
ten blieben und solchen, die neu geschaffen wurden,
unterschied. Welcher Art die Erhaltungsmaßnahmen
waren, erwähnt er nicht. Im Juni 1999 berichtete Uhl-
horn, dass die Renovierungsarbeiten an der Kirche be-
endet „und sämtliche alten Wandgemälde durch
Professor Schaper und den Maler R. Ebeling in Han-
nover hergestellt" seien.384 Die abschließende Bauab-
nahme führte Konsistorialbaumeister Mohrmann
durch und bewertete sämtliche Maßnahmen sehr
positiv. „Ganz besonders muß ich die liebvolle Hin-
gebung anerkennen, mit welcher der Vorsitzende des
Kirchenvorstandes, der Architekt und der Maler zu-
sammengewirkt haben, um die künstlerische Seite der
Aufgabe bis in alle Einzelheiten hinein zu einer gewis-
sen Vollendung zu bringen. Auf die Erforschung und
Erhaltung aller früheren Kunstschöpfungen ist die
größte Sorgfalt verwendet."385
Interessant sind die unterschiedlichen Betätigungsfel-
der der drei beteiligten Maler. Hermann Schaper als
renommierter Kunst- und Historienmaler hatte die
Leitung über sämtliche Ausmalungsarbeiten und war
für die Neuschaffung der figürlichen Darstellungen
zuständig. Diese sind in neomittelalterlichem Stil aus-
geführt, wobei sich Schaper vor allem bei der Figur
des Hl. Michael an der freigelegten Malerei orientier-
te und sie in Form und Farbgebung anpasste. Dass
diese über eine mittelalterliche Darstellung, die nur
fragmentarisch erhalten war, gemalt wurde, ist bei
den großen Bemühungen um die Erhaltung der ur-
sprünglichen Ausstattung erstaunlich. Die Darstellung
des Hl. Nikolaus im Chor befindet sich dagegen auf
neuem Verputz und ist eindeutig als historistische
Zutat erkennbar. Der Maler Herkenhoff hatte die
Freilegung ausgeführt und war anschließend für die
dekorative Malerei zuständig. Außerdem hatte er den
Auftrag Pausen von solchen Malereizonen herzustel-
len, die durch Maurerarbeiten verloren gehen wür-
den. Folglich waren diese Pausen als Orientierung für
eine Rekonstruktion vorgesehen. Der Kirchenmaler
Reinhold Ebeling war ausschließlich mit der Restau-
rierung der mittelalterlichen Malerein beschäftigt. Er
hatte Putzergänzungen innerhalb der Malereien aus-
zuführen, die, wie betont wurde, nicht durch den
Maurer erfolgen durften, wohl weil man eine
Beschädigung der Malereien weitestgehend vermei-
den wollte. Wie er mit gelockerten Putzbereichen ver-
fuhr, die drohten „herabzustürzen", geht aus den
Quellen nicht hervor. Auf den Fotos von 1898 sind die
Putzergänzungen, die große Bereiche der Gewölbe-
kappen bedecken, bereits sichtbar. Vermutlich wur-
den einige lockere Bereiche entfernt. Schwerpunkt
der Restaurierung lag auf der malerischen Bearbei-
tung der Gewölbe- und Wandmalereien. Reimers
hatte im Vorfeld angemerkt, sie bedürfen einer „sorg-
fältigen Auffrischung" und seien „nach dem Vorge-
fundenen zu ergänzen". Diese sprachliche Differen-
zierung beinhaltet auch technische Unterschiede. Die
„Auffrischung" ist im Wortsinne zu verstehen: Der
reduzierte Erhaltungszustand, bedingt durch Alte-
rung, Übertünchung und Freilegung, ließ die Male-
371
des fragmentarischen Zustands und nach einer
Restaurierung der Malereien.378 Provinzialkonservator
Reimers bemerkte, die Malereien bedürfen „nur einer
sorgfältigen Auffrischung" und seien „nach dem Vor-
gefundenen zu ergänzen".379 Professor Schaper leite-
te die Ausmalungsarbeiten in der Kirche und empfahl
für die Restaurierung der mittelalterlichen Malereien
den hannoverschen Kirchenmaler Reinhold Ebeling,
der in der Vergangenheit bereits für ihn gearbeitet
hatte.380 Der Maler Herkenhoff, der die Freilegung der
Malereien ausgeführt hatte, sollte mit der Dekora-
tionsmalerei betraut werden und außerdem die Ma-
lereien an solchen Stellen, an denen sie durch Maurer-
arbeiten unumgänglich beschädigt werden würde,
abpausen. Dies betraf in der Hauptsache wohl die
Malereien an den Rippen, die zum Teil erneuert wer-
den mussten, denn die Gewölbekappen sollten, wie
Schaper betonte, unversehrt erhalten werden. Er wies
auch darauf hin, dass Putzergänzungen innerhalb der
Malereien nicht vom Maurer, sondern von Ebeling
selbst durchgeführt werden müssten. Die Restau-
rierung der Malereien wurde im Herbst 1898 begon-
nen.381 In dem umfassenden und detaillierten Bericht
Uhlhorns, der sämtliche Umbauarbeiten erfasst, sind
die Angaben zur Ausmalung und zur Restaurierung
der Gewölbe- und Wandmalereien spärlich: „Die
Rosenkante um den großen Triumphbogen bei der
Kanzel ist die ursprüngliche, welche wir unter dem
Kalk fanden. Desgleichen ist die Farbengebung der
Laibung des Triumphbogens die alte ursprüngliche. ...
Die Wandgemälde sind im Chor geblieben wie sie
waren, nur der Nikolaus ist neu gemalt. Er ist ein
eigenhändiges Werk von Professor Hermann Schaper
in Hannover. Das Modell zu dem Schulknaben ist
mein Sohn Gerhard Uhlhorn." Die Ausmalung der
Gewölbe im Schiff wurde „nach alten Mustern völlig
neu im Jahre 1898 hergestellt". Über die fragmenta-
risch erhaltene Heiligendarstellung an der Südwand
des Schiffs (s.o.) habe „Professor Schaper in Hannover
eigenhändig 1898 den Erzengel Michael, den
Schutzpatron des deutschen Reiches gemalt."382 Die
Reste der figürlichen Darstellung am Triumphbogen
ist offenbar übertüncht worden, sie findet keine wei-
tere Erwähnung und ist heute nicht mehr sichtbar.
Die malerische Bearbeitung der freigelegten Male-
reien erfolgte mit Kaseinfarben. Zwei Figuren, die
nach Uhlhorn vollständig zerstört waren, wurden von
Schaper neu gemalt.383 Um welche Figuren es sich
dabei handelte, geht aus den Quellen nicht hervor.
Die erwähnte Darstellung des Heiligen Michael könn-
te eine davon gewesen sein. Uhlhorn ging nur inso-
fern auf die Restaurierungs- und Ausmalungsarbeiten
ein, als dass er zwischen solchen Malereien, die erhal-
ten blieben und solchen, die neu geschaffen wurden,
unterschied. Welcher Art die Erhaltungsmaßnahmen
waren, erwähnt er nicht. Im Juni 1999 berichtete Uhl-
horn, dass die Renovierungsarbeiten an der Kirche be-
endet „und sämtliche alten Wandgemälde durch
Professor Schaper und den Maler R. Ebeling in Han-
nover hergestellt" seien.384 Die abschließende Bauab-
nahme führte Konsistorialbaumeister Mohrmann
durch und bewertete sämtliche Maßnahmen sehr
positiv. „Ganz besonders muß ich die liebvolle Hin-
gebung anerkennen, mit welcher der Vorsitzende des
Kirchenvorstandes, der Architekt und der Maler zu-
sammengewirkt haben, um die künstlerische Seite der
Aufgabe bis in alle Einzelheiten hinein zu einer gewis-
sen Vollendung zu bringen. Auf die Erforschung und
Erhaltung aller früheren Kunstschöpfungen ist die
größte Sorgfalt verwendet."385
Interessant sind die unterschiedlichen Betätigungsfel-
der der drei beteiligten Maler. Hermann Schaper als
renommierter Kunst- und Historienmaler hatte die
Leitung über sämtliche Ausmalungsarbeiten und war
für die Neuschaffung der figürlichen Darstellungen
zuständig. Diese sind in neomittelalterlichem Stil aus-
geführt, wobei sich Schaper vor allem bei der Figur
des Hl. Michael an der freigelegten Malerei orientier-
te und sie in Form und Farbgebung anpasste. Dass
diese über eine mittelalterliche Darstellung, die nur
fragmentarisch erhalten war, gemalt wurde, ist bei
den großen Bemühungen um die Erhaltung der ur-
sprünglichen Ausstattung erstaunlich. Die Darstellung
des Hl. Nikolaus im Chor befindet sich dagegen auf
neuem Verputz und ist eindeutig als historistische
Zutat erkennbar. Der Maler Herkenhoff hatte die
Freilegung ausgeführt und war anschließend für die
dekorative Malerei zuständig. Außerdem hatte er den
Auftrag Pausen von solchen Malereizonen herzustel-
len, die durch Maurerarbeiten verloren gehen wür-
den. Folglich waren diese Pausen als Orientierung für
eine Rekonstruktion vorgesehen. Der Kirchenmaler
Reinhold Ebeling war ausschließlich mit der Restau-
rierung der mittelalterlichen Malerein beschäftigt. Er
hatte Putzergänzungen innerhalb der Malereien aus-
zuführen, die, wie betont wurde, nicht durch den
Maurer erfolgen durften, wohl weil man eine
Beschädigung der Malereien weitestgehend vermei-
den wollte. Wie er mit gelockerten Putzbereichen ver-
fuhr, die drohten „herabzustürzen", geht aus den
Quellen nicht hervor. Auf den Fotos von 1898 sind die
Putzergänzungen, die große Bereiche der Gewölbe-
kappen bedecken, bereits sichtbar. Vermutlich wur-
den einige lockere Bereiche entfernt. Schwerpunkt
der Restaurierung lag auf der malerischen Bearbei-
tung der Gewölbe- und Wandmalereien. Reimers
hatte im Vorfeld angemerkt, sie bedürfen einer „sorg-
fältigen Auffrischung" und seien „nach dem Vorge-
fundenen zu ergänzen". Diese sprachliche Differen-
zierung beinhaltet auch technische Unterschiede. Die
„Auffrischung" ist im Wortsinne zu verstehen: Der
reduzierte Erhaltungszustand, bedingt durch Alte-
rung, Übertünchung und Freilegung, ließ die Male-